Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON
den Boden und ließ Erdreich und trockenes Geäst aufflammen.
Ich fiel, rollte mich herum und schlug instinktiv die Hände über dem Kopf zusammen, auf weiteres Unheil gefaßt.
Aber es war vorbei.
Ich spürte es im gleichen Moment, in dem ich die Augen aufschlug. Hinter mir loderte das Feuer höher denn je, der Platz hallte wider von den entsetzten Schreien meiner Gefährten, aber das Ringen unsichtbarer Urgewalten war vorüber. Die beiden unsichtbaren Giganten waren nicht mehr da.
Aber das, was ich sah, war noch schlimm genug.
Priscylla hing schlaff in den Fesseln. Ihre Augen waren noch immer geöffnet, aber ihr Blick war leer, und ihre Finger krallten sich fester denn je um das Buch.
Das riesige Feuer war auseinandergefallen, als wäre eine Riesenfaust in den Holzstapel gefahren und hätte ihn zertrümmert. Brennende Äste waren in weitem Umkreis verstreut, und hier und da glühte die Erde. Aus dem Riß, der eine Handspanne neben mir verlief, stoben Funken und heiße, übelriechende Luft.
Von jähem Schrecken erfüllt fuhr ich herum und sah Sitting Bull neben mir knien, bei Bewußtsein, aber grau im Gesicht vor Schrecken und Schmerz. Seine Lippen bebten. Aus einer kleinen Wunde über seiner linken Braue lief Blut.
Ich wollte die Hände nach ihm ausstrecken, aber ich kam nicht dazu, die Bewegung zu Ende zu führen.
Irgendwo über mir, auf den Felsen, die die Hälfte unseres Lagers einfaßten, blitzte es auf, und eine halbe Sekunde hörte ich das Peitschen eines Gewehrschusses. Eine Handspanne vor mir stob der Staub auf. Ich spürte einen Luftzug wie die Berührung einer unsichtbaren glühenden Hand, als die Kugel abprallte und wenige Inches an meiner Wange vorbeizischte.
Plötzlich ging alles unglaublich schnell. Ich sah, wie Annie und Cody herumfuhren, wie Bill nach seiner Waffe griff und mitten in der Bewegung erstarrte, als weitere Schüsse krachten und rechts und links von seinen Füßen der Boden aufspritzte, dann erfolgte eine ganze Salve krachender Schüsse, und mit einem Male waren wir von mehr als einem Dutzend Menschen eingekreist, Männer in dunkelblauen, in der Nacht schwarz erscheinenden Uniformen, gelben Streifen an den Hosen und mit Gewehren in den Händen, deren Läufe sich drohend auf uns richteten.
Mühsam stemmte ich mich hoch. Ich wollte mich ganz erheben, aber einer der so plötzlich aufgetauchten Angreifer trat auf mich zu und machte eine drohende Bewegung mit seiner Winchester, die mich abermals mitten in der Bewegung erstarren ließ.
»Keine Bewegung!« sagte er drohend. »Wenn ich Sie wäre, Mister, würde ich nicht einmal zu heftig atmen.«
»Was... was soll das?« stammelte ich verwirrt. »Wer sind Sie überhaupt, und –
»Mein Name ist Slaughter«, antwortete der Mann. »Captain James Slaughter von der elften US-Kavallerie, um genau zu sein. Und wenn Sie oder einer der beiden Roten auch nur falsch niesen, Mister, gebe ich Ihnen mein Wort, daß dieser Name das letzte ist, was Sie in Ihrem Leben hören.«
* * *
Die Schreie hatten ihn geweckt, aus einem Schlaf, der ohnehin nur sehr oberflächlich und von immer wechselnden Alpträumen und Visionen geplagt gewesen war. Jean Balestrano fuhr hoch, blinzelte einen Moment verstört in die Dunkelheit hinein, die ihn wie eine lastende schwarze Decke einhüllte, und setzte sich vollends auf.
Der Schrei wiederholte sich, länger anhaltend und in einer Stimmlage, die schlichtweg unmöglich war. Balestrano sprang auf, stolperte durch den mit Unrat und Trümmern übersäten Raum und fiel auf die Knie, als sich sein Fuß an einem Hindernis verhakte. Mit einem Schmerzlaut sprang er wieder auf, stolperte die letzten Schritte bis zur Tür – und blieb stehen, als wäre er vor ein unsichtbares Hindernis geprallt.
Vor ihm breitete sich ein Bild des Chaos aus. Nicht sehr weit entfernt von ihm brannte ein Feuer, dessen Schein ihn jede noch so kleine Einzelheit mit fast gespenstischer Deutlichkeit erkennen ließ. Jeder einzelne Mann aus seiner zusammengeschmolzenen Armee war auf den Beinen, das Kastell hallte wider von durcheinanderschreienden Stimmen und Schritten und dem Klirren von Metall. Krieger rannten hin und her, Schwerter und Schilde in den Händen, die Flammen stoben hoch auf, und Brandgeruch wehte zu Balestrano hinüber. Trotzdem konnte er nicht erkennen, was wirklich geschah.
Stockend, den verletzten Arm, der wieder zu schmerzen begonnen hatte, eng an den Körper gepreßt, trat Balestrano aus dem Haus und winkte den
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