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Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Titel: Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Zufall als durch planvolles Suchen, hatte er diesen Ort gefunden. Hier war es dunkel, hier konnte er sich verbergen, bis der Lichtball wieder verschwunden war.
    Unbändige, heiße Wut stieg in ihm hoch, wenn er nur an das Licht dachte. Mit einem dumpfen Grollen richtete er sich auf und schwang die unförmigen Füße in das trübe, stinkende Naß, das durch diesen Ort floß.
    Es zischte, und dichte Dampfwolken stiegen hoch, als seine Haut mit Wasser in Berührung kam. Es begann in Sekundenschnelle zu kochen. Ölige Blasen zerplatzten an seiner Oberfläche.
    Minutenlang blieb der Golem stehen, ohne einen Muskel zu rühren. Sein zerstörtes Gehirn versuchte sich zu erinnern, wie er hierher gelangt war, doch bevor der Gedanke greifbar werden konnte, zog etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich. Ein kleiner, huschender Schatten, der den Mauervorsprung entlangrannte.
    Er kannte diese Wesen; ein paar von ihnen hatten sich schon an ihn herangewagt. Und sein primitiver Instinkt verriet ihm, wie er sich verhalten mußte.
    Langsam verlagerte er sein Gewicht auf den linken Fuß, hob in einer kaum wahrnehmbaren Bewegung den Arm. Seine Muskeln spannten sich.
    Die Ratte verharrte in ihrem Lauf. Ihre feinen Sinne warnten sie vor einer Gefahr. Sie hob die spitze Schnauze und schnupperte. Irgend etwas Fremdes war hier; kein Mensch, und auch keine Katze. Etwas, das sie noch nie gewittert hatte... Aber es war gefährlich! entschied ihr Instinkt. Sie fuhr herum und huschte den Weg zurück, den sie gekommen war.
    Ihre Reaktion kam für den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Etwas Massiges, Schweres traf ihren Rücken. Die Ratte schrie noch in wilder, animalischer Panik auf, dann umschlossen schwammige Finger ihren pelzigen Körper und preßten das Leben aus ihr heraus.
    Der Golem stillte seinen Hunger an ihr. Es war nicht die Gier nach Fleisch und Blut; es war der unstillbare Hunger nach dem Leben selbst, der sich in seine schwarze, tote Seele gefressen hatte. Eine Seele, die aus Verderben geschaffen war und die Gesetze der Götter verhöhnte.
    Schließlich ließ er die Ratte sinken und schleuderte ihren Kadaver zu den anderen Leibern, die tot und verkrümmt in einer Mauernische lagen.
    Aber die Kraft, die ihm das kleine Tier gegeben hatte, war nicht mehr als ein kurzes Aufflackern gewesen. Er brauchte größere Opfer. Menschen wie dieses Geschöpf mit dem hellen, widerlichen Haar, das er fast hatte töten können. Bis... ja, bis dieser Mensch aufgetaucht war, der das Licht gebracht hatte. Das Licht und den Schmerz.
    Der Golem brüllte auf und schlug mit seinen unförmigen Klauen auf die Wände seines Versteckes ein. Der Stein zersplitterte, und Säure rann brodelnd in die Risse.
    Es dauerte lange, bis seine Wut abgeklungen war und er die Arme wieder sinken ließ. Hunger nagte an seinen Gedärmen; der Hunger nach Leben. Langsam wandte er sich um und blickte den Gang entlang. Er schien zu lauschen, reglos, wie zu einem Standbild des Grauens erstarrt.
    Dann setzte er sich in Bewegung, zaghaft erst, dann immer schneller werdend. Dumpf erinnerte er sich daran, wie er hierher gekommen war...
    Er war gerannt, halb blind und ohne Ziel. Der Feuerball hinter ihm hatte alles in unerträglich grelles Licht gehüllt und ihn vorangetrieben. Dann plötzlich hatten seine Füße den Halt verloren. Er war gestürzt, nicht tief, und in brackiges Wasser eingetaucht. Und plötzlich war Dunkelheit um ihn herum gewesen, und je weiter er den schmalen Tunnel entlang lief, desto schwärzer wurde die Nacht. Schließlich hatte er sich einfach auf nackten Fels fallen lassen und war in einen Dämmerzustand zwischen Wachen und Tod gesunken...
    Sein künstlich erschaffener Verstand reichte aus, ihn nach oben blicken zu lassen, auf der Suche nach der Öffnung, durch die er gestürzt war. Die Gier trieb ihn zur Eile an, und er achtete nicht mehr auf die kleinen, pelzigen Körper, die vor ihm flohen, helle, fiepende Schreie ausstoßend.
    Endlich fand er, was er gesucht hatte; ein großes, kreisrundes Loch in der Dunkelheit, durch das noch eine Spur von Helligkeit sickerte. Doch das Licht war nur unangenehm in seinem Auge, und der Hunger vertrieb den Ekel, den er beim Anblick der hellen Öffnung über sich empfand.
    Er streckte seine Klauen nach den Rändern des Kreises aus, doch er war zu hoch, um ihn zu erreichen.
    Dann entdeckte er die Sprossen. Es waren rostzerfressene Metallstreben, und sie führten die Mauer hinauf und auf das Loch zu.
    Der Stahl begann zu kochen,

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