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Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Titel: Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Fenster drang das Licht der grellen Entladungen und überschüttete die Glasvitrinen und Regale mit einem unwirklichen, bläulichweißen Licht. Die Sarkophage in der Mitte des Raumes warfen scharf abgegrenzte Schatten, und die verkrümmtem Leiber der Mumien darin zuckten im Licht hin und her, als würden sie leben.
    Bei jedem Donnerschlag bebten die gläsernen Schiebetüren der Vitrinen, warfen klirrende Geräusche in die Dunkelheit, die dem Blitz folgte.
    O’Keefe gähnte. Sein Kollege hatte ihn nicht zum Schichtwechsel wecken müssen. Bei diesem Lärm hatte er ohnehin kein Auge schließen können. Er war müde, und allmählich begann sich zudem noch Kopfschmerz hinter seiner Stirn zu regen.
    Eine schlechte Zeit für einen Nachtwächter, besonders, wenn er so wetterfühlig war wie Hank O’Keefe.
    Zur Zeit führte ihn sein Kontrollgang durch die altägyptische Abteilung des Museums. Danach waren die »Urviecher« an der Reihe, wie er die Abteilung für prähistorische Fossilien und Urweltechsen liebevoll nannte.
    Eigentlich hatte er den ganzen Weg zweimal zu gehen, aber heute kümmerten ihn die Vorschriften herzlich wenig. Bei solch einem Sauwetter war ohnehin kein Dieb unterwegs, der seiner Verlobten einen Unterschenkelknochen des Tyrannosaurus Rex zum Geschenk machen wollte.
    Ächzend ließ sich Hank O’Keefe auf eine der Besucherbänke sinken und stellte die Laterne neben sich. Dann zog er gemächlich seine Pfeife aus der Uniformjacke und den Tabaksbeutel aus der Hosentasche. Gelangweilt ließ er seinen Blick über die uralten Totenkästen schweifen, während er die Pfeife stopfte. Täglich kamen Hunderte von Besuchern her, um die alten Ägypter zu bestaunen, als gäbe es nichts Lebendiges mehr auf der Welt. Für ihn hatten die Sensationen aus grauer Vorzeit längst ihren Reiz verloren. Auch die Einlieferung des gewaltigen Mammuts, das vor wenigen Wochen vollkommen erhalten im ewigen Eis Grönlands gefunden worden war und das nun in den Kühlräumen des Museums auf seine Präparierung wartete, hatte ihm wenig mehr als beiläufiges Interesse entlockt.
    Hank O’Keefe paffte ein paar blaue Rauchkringel in die Luft und tastete nach seiner Stirn. Der Kopfschmerz wurde schlimmer, begann in seinem Schädel zu pochen und machte ihn nervös und unruhig.
    Schließlich hielt er es auf der Bank nicht mehr aus. Sollte William ruhig meckern, wenn er eine halbe Stunde vor der Zeit ins Wachzimmer zurückkehrte, wo sie abwechselnd schliefen. Er mußte jetzt ein Schmerzpulver einnehmen, oder er würde verrückt werden.
    Dieses verdammte Unwetter! Und dabei hatte der sonnige Tag einen verträumten, warmen Abend versprochen...
    Der Wachmann durchquerte den Raum mit schnellen Schritten, vorbei an den Vitrinen und Sarkophagen. Eher zufällig warf er einen Blick in eine der geöffneten Kisten.
    Mit einem Schrei prallte er zurück.
    Die Mumie – sie starrte ihn an! Der schmale, bandagenlose Kopf hatte sich ihm zugewandt und begegnete seinem entsetzten Blick aus dunklen, leeren Augenhöhlen!
    Unsinn, Hank! schalt er sich selbst einen Narren. Das bildest du dir doch nur ein. Das Gewitter hat dich nervös gemacht.
    Und doch... er hätte schwören können, daß dieser Leichnam zuvor in einer anderen Stellung in seiner Kiste gelegen hatte...
    Er trat noch einen Schritt zurück und bückte sich zu dem polierten Messingschild hinunter, das an dem Sarkophag befestigt war.
    Mumifizierter Grabwächter, um 1325 v. Chr. Fundort: Bibân el Mulûk, 1866, Leihgabe des Metropolitan Museum, New York
    Kein Zweifel; er hatte diese Mumie schon mehr als einmal im Vorbeigehen betrachtet, und ihre Lage hatte sich verändert! Hank O’Keefe war keine ängstliche Natur, im Gegenteil, aber nun rann ihm doch ein eisiger Schauer über den Rücken. Er drehte den Docht seiner Lampe weiter heraus und betrachtete im aufflackernden Licht den Leichnam noch einmal genauer.
    In diesem Moment schlug der Blitz ganz in der Nähe ein. Ohrenbetäubender Donner ließ O’Keefe zusammenzucken. Eines der schmalen Fenster zerbarst mit einem lauten Knall, und der Sturm warf die Scherben weit in den Raum hinein.
    O’Keefe fuhr herum. Sein Herz übersprang einen Schlag, und im grellen Licht des nächsten Blitzes sah man, daß sein Gesicht alle Farbe verloren hatte.
    Sein Blick war starr auf das zersplitterte Fenster gerichtet, durch das nun Laub und schwere Tropfen hineinregneten. Der Wind erfaßte seine Wärterkappe und wirbelte sie davon, in den dunklen Raum hinein. Er merkte

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