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Der Hexer - NR43 - Revolte der Echsen

Der Hexer - NR43 - Revolte der Echsen

Titel: Der Hexer - NR43 - Revolte der Echsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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kleinen Wunden. Keine einzige war mehr als ein harmloser Kratzer, aber in ihrer Gesamtheit mußten sie ungeheuer schmerzhaft sein. Mit ungestümer Kraft hackte der Sree nach mehreren Ranken, die sich um seinen Knöchel gewunden hatten. Ich konnte nicht einmal erahnen, wie es ihm gelungen war, zu mir vorzudringen. Er mußte wie ein Berserker unter den Pflanzen gewütet haben.
    Jetzt war er am Ende seiner Kraft angelangt. Seine Augen waren glasig und sein Blick schien durch mich hindurchzugehen. Worte einer mir unbekannten Sprache quollen über seine Lippen, und immer wieder deutete er entsetzt auf die Mitte der Lichtung, ohne daß es dort etwas Besonderes zu sehen gab. Mir war klar, daß er mir etwas Wichtiges mitteilen wollte, aber ich verstand nicht, was er meinte.
    Ich konnte mich nicht länger auf ihn konzentrieren. Madurs Warnschrei kam fast zu spät.
    Ich fuhr herum und schlug noch in der Deckung zu. Zehn, zwölf Ranken züngelten wie ein lebender Wald aus Tentakelarmen auf mich zu. Die Klinge durchtrennte einige. In unmöglich anmutenden Windungen wichen die anderen dem Stockdegen aus, als handele es sich um intelligente Wesen.
    Sofort peitschten sie wieder auf mich herab. Die alleinige Wucht des Angriffs brachte mich ins Taumeln. Ein Dorn bohrte sich in meine Wange und riß die Haut auf. Ein Schlag traf mein Handgelenk und prellte mir den Degen aus den Fingern.
    Als hätten sie nur darauf gewartet, raste ein Dutzend weiterer Ranken heran. Ein harter Ruck ließ mich endgültig zu Boden stürzen. Instinktiv riß ich die Arme hoch, um meine Kehle und das Gesicht zu schützen, und ignorierte den beißenden Schmerz, den die Dornen mir zufügten.
    Das Gewicht der Pflanzenmonster preßte mir die Luft aus der Lunge. Immer neue Ranken schoben sich heran und umklammerten mich.
    Madur und Uscham hieben auf die Pflanzen ein, aber mit ihren einfachen Schwertern führten sie gegen die dämonischen Geschöpfe einen aussichtslosen Kampf. Bis sie einen Strang durchtrennt hatten, waren bereits wieder zwei neue herangekrochen.
    »Der Degen!« brüllte ich.
    Madur verstand sofort. Er versuchte meine Waffe zu erreichen, doch wieder hatte ich den Eindruck, als wären die Pflanzen intelligent und hätten die Gefahr erkannt. Sofort griffen sie ihn noch ungestümer an. Er packte sein Schwert mit beiden Händen und führte so schnelle Streiche, daß das Auge den Bewegungen der Klinge kaum noch zu folgen vermochte.
    Plötzlich tauchte ein weiterer Sree neben mir auf. Mit bloßen Händen packte er ein ganzes Bündel von Ranken, die sich um meine Brust geschlungen hatten, und riß sie ohne sichtliche Kraftanstrengung zurück. Unter der Berührung zerbröckelten die Pflanzen. Der Sree packte den Stockdegen und warf ihn Madur zu. Einen Augenblick kreuzten sich unsere Blicke.
    Ich vergaß, in welcher Gefahr ich mich befand. Ich weiß nicht, was genau mit mir geschah, plötzlich glaubte ich, in den Augen des Sree zu versinken.
    Dann war er verschwunden, so unvermittelt, wie er aufgetaucht war.
    Metall blitzte auf. Madur führte den Stockdegen wie eine Sense und strich beinahe sanft mit der Klinge über meinen Körper. Die Pflanzenstränge verbrannten, wo er sie berührte. Nach wenigen Sekunden konnte ich mich wieder frei bewegen.
    Eine halbe Sekunde lang blieb ich schwindelnd vor Anstrengung und Erleichterung liegen und rang nach Luft, dann stemmte ich mich hoch und warf Madur einen dankbaren Blick zu. Dabei streckte ich die Hand nach meinem Stockdegen aus.
    Aus brennenden Augen erwiderte Madur meinen Blick. Ich sah, wie es in seinem Gesicht arbeitete. Der Degen war die einzige Waffe, die den mörderischen Pflanzen gefährlich werden konnte. Möglicherweise war es seine einzige Chance, dieser Hölle lebend zu entrinnen. Niemand würde erfahren, unter welchen Umständen ich gestorben war, wenn er jetzt zu fliehen versuchte, weil es niemanden mehr geben würde, der darüber berichten konnte. Zudem waren wir nicht gerade Freunde, das hatte er mir mehr als einmal deutlich zu verstehen gegeben.
    Nichts hätte dagegen gesprochen, mich jetzt einfach meinem Schicksal zu überlassen. Einige Herzschläge lang rechnete ich tatsächlich mit nichts anderem mehr, als daß er sich umdrehen und davonstürmen würde. Wäre es nicht gerade um mein Leben gegangen, hätte ich ihm nicht einmal einen Vorwurf machen können. Die Todesangst konnte auch den kameradschaftlichsten Menschen in eine angstgepeitschte Kreatur verwandeln, die nur noch ans eigene Überleben

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