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Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Titel: Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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totem Stein ein wie auch immer geartetes Leben einhauchen konnte. Seine Nerven waren überreizt, und er hatte sich etwas eingebildet. Kein Wunder, bei allem, was er in den letzten Tagen erlebt hatte. Er, der wahrscheinlich bedeutendste Wissenschaftler der Welt, der auf dem Wege war, den perfekten Menschen zu erschaffen, ließ sich wie ein Kind von einer Patientin herumkommandieren und sogar zu einem Einbruch überreden, nur weil er ihre Launen ertragen mußte, bis seine Forschungen endlich abgeschlossen waren.
    Etwas in ihm sträubte sich dagegen, ihren Befehl zu befolgen. Er wollte nicht in dieses verdammte Haus, und schon gar nicht aus den dürftigen Gründen, die Priscylla ihm genannt hatte. Aber ihr Befehl war stärker. Er hatte den Tag verstreichen lassen und bis zum Abend gewartet, doch nun durfte er nicht noch mehr Zeit vergeuden.
    Ohne länger zu zögern, zog er sich an den Gitterstäben hoch und tastete mit den Füßen so lange umher, bis er eine Querstrebe fand, an der er sich abstützen konnte. Dann schwang er sich über die Eisenspitzen und sprang auf der anderen Seite des Gitters zu Boden. Das weiche Erdreich dämpfte seinen Aufprall. Er kauerte sich in den Schatten der Büsche und wartete einige Sekunden, ob sich im Haus etwas regte. Auch jetzt erinnerte er sich noch deutlich an die Vision, in der ihm das Gebäude wie ein steinerner, tentakelbewehrter Wächter erschienen war.
    Doch alles blieb ruhig. Jetzt kamen Jackson der Nebel und der verwilderte Zustand des Gartens entgegen. Selbst wenn zufällig jemand aus dem Fenster schauen würde, könnte er ihn inmitten der Büsche und des beinahe mannshohen Unkrauts kaum entdecken.
    Lautlos wie ein Schatten huschte er weiter, aber die Unsicherheit folgte ihm wie ein zweiter Schatten. Mit erschreckender Deutlichkeit wurde ihm bewußt, daß er nicht die Entdeckung durch einen der Bewohner des Hauses fürchtete. Priscylla hatte ihm verraten, daß nur ein gewisser Howard Lovecraft mit seinem Diener Rowlf und die Gesellschafterin Mary Winden darin lebten; niemand, den er zu fürchten hätte.
    Was er fürchtete, war das Haus selbst. Er glaubte zu spüren, daß es ihn beobachtete und mit boshafter Gier nur auf eine Gelegenheit wartete, ihn zu verschlingen.
    Er umrundete das Gebäude zur Hälfte, bis er eine kleine Terrasse erreichte. Unkraut wucherte auch hier zwischen den Steinen hervor und hatte sie teilweise aus den Fugen gehoben. Doch er entdeckte, was er gesucht hatte. Ein Fenster stand weit offen; der dahinterliegende Raum war dunkel.
    Vernon Jackson griff in die Tasche und zog einen kleinen Glaszylinder hervor. Rasch entkorkte er das Gefäß und trank die darin befindliche Flüssigkeit mit einem Schluck aus.
    Die Wirkung setzte beinahe augenblicklich ein. Er spürte, wie mit jedem Atemzug neue Kraft durch seinen Körper pulste, Kraft, die ihn jedem Gegner überlegen machte. Muskeln bildeten sich an seinen schmächtigen Armen, sein Brustkorb dehnte sich aus.
    Nach wenigen Sekunden war die Verwandlung abgeschlossen. Er kletterte über die Fensterbank und drang ins Innere des Hauses ein. Dunkelheit umfing ihn. Er holte ein Päckchen Streichhölzer aus der Tasche und riß eines an. Der aufflammende Schwefelkopf tauchte das Zimmer für einen Sekundenbruchteil in flackernde Helligkeit, bevor ein Windhauch die Flamme wieder ausblies.
    Aber so kurz das Licht auch nur aufgeflammt war, reichte es doch, um Vernon Jackson zu zeigen, daß er nicht allein im Raum war.
    Und das Licht hatte auch ausgereicht, ihn das Gesicht des Mannes erkennen zu lassen, der kaum einen Yard vor ihm stand.
    Das Gesicht Robert Cravens!

    * * *

    Mein Erwachen war langsam und voller Qual. Eine Flut peinigender Schmerzen durchzog meinen Körper wie ein feuriges Geflecht. Das Zentrum der Schmerzen lag in meinem Kopf. Sekundenlang blieb ich völlig reglos liegen und kämpfte gegen den rasenden Kopfschmerz an, bis er sich auf ein halbwegs erträgliches Maß abmilderte.
    Ich schlug die Augen auf und kniff sie sofort wieder zusammen, als grelles Licht mich blendete und den Schmerz zu neuer Agonie anfachte. Stöhnend massierte ich meine Schläfen und wartete, bis der Schmerz wieder abflaute.
    Als ich die Augen zum zweitenmal öffnete, schirmte ich sie mit der Hand ab, was sich jedoch als unnötig erwies, da jemand die Lampe vor meinem Gesicht weggenommen hatte. Ich versuchte, die Benommenheit wegzublinzeln, und allmählich schälte sich Bills Gesicht aus den Nebelschwaden vor meinen Augen.
    Im gleichen

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