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Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Titel: Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Moment traf mich die Erinnerung mit der Wucht eines Hammerschlages.
    »Shadow!« hauchte ich. Ich wollte ihren Namen schreien, doch meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich spürte, wie die El-o-hym nach meinem Geist tastete und beruhigende Impulse in mein Gehirn sandte. Diesmal widersetzte ich mich der Beeinflussung nicht. Ich fühlte mich schlagartig besser, die Schmerzen waren wie weggewischt.
    »Warum hast du das getan, Robert?« fragte sie leise. »Du hast alles gefährdet.« In ihrer Stimme lag kein Zorn, nicht einmal Tadel, sondern nur eine tiefe Niedergeschlagenheit, die ich nicht begriff. Sie hob die Hände und ließ sie resignierend wieder sinken. »Aber ich bin auch selbst schuld. Ich habe mich überschätzt. Meine Kräfte waren noch zu schwach, um die Tarnung dir gegenüber aufrechtzuerhalten.«
    Tausend und mehr Fragen brannten mir auf der Zunge, aber ich war unfähig zu sprechen. Shadow war vor mehr als einem halben Jahr in meinen Armen gestorben, von Necron zu Tode gefoltert.
    Nun saß sie mir wieder gegenüber. Ich war zu benommen, um das Geschehen wirklich zu begreifen; in meinem Kopf war eine dumpfe Leere. Ich verspürte keine Freude, nur Unverständnis. Shadow war die einzige Frau, die ich außer Priscylla jemals geliebt hatte, ein zum Menschen gewordener Engel, und nun sah ich sie in der Gestalt eines Mannes vor mir. Es hob alles auf eine Ebene des Unwirklichen; mein Gehirn war nicht in der Lage, diesen Widerspruch zu verarbeiten. Zumindest nicht so schnell. Ich würde Zeit brauchen, viel Zeit. Ich rief mir Shadow in Erinnerung, wie ich sie gekannt hatte, doch dieses Bild verschwand immer wieder hinter dem Anblick, den Bills Körper mir bot.
    »Dieser – dieser Körper«, stammelte ich. »Warum hast du...?«
    »Zur Tarnung«, unterbrach sie mich. »Necron hat meinen Körper töten können, aber nicht meinen Geist. Es gibt nichts, was eine El-o-hym wirklich töten kann, aber ich habe für meinen Verrat bezahlen müssen. In Wirklichkeit war es nicht Necron, der mich umgebracht hat; ohne es zu wissen, war er nicht mehr als ein Werkzeug. Ich habe gegen uralte Gesetze verstoßen, und ich habe es wieder tun müssen, um dir jetzt zu helfen. Diesmal wird meine Strafe noch schlimmer sein, aber ich mußte das Risiko eingehen, sonst wärest du jetzt bereits tot. Aber ich muß meine Spuren, so gut es geht, verwischen. Außerdem ist dieser Körper im Augenblick praktischer.«
    »Im Augenblick?« wiederholte ich mit aufflackernder Hoffnung. Ihre Erklärung kam mir vor wie ein auswendig gelernter Text und wirkte sonderbar falsch auf mich, aber ich war zu benommen, um darüber nachzudenken. Ich verdrängte die Gedanken daran und konzentrierte mich auf die Andeutung, die sie gemacht hatte: »Bedeutet das, daß du ihn auch wieder wechseln kannst?«
    »Ich kann beinahe jede beliebige Gestalt annehmen, aber es erfordert jedesmal ungeheuer viel Kraft. Kraft, die ich jetzt nicht habe. In ein paar Tagen vielleicht, wenn alles vorbei ist.«
    In meinem Kopf brummte es wie in einem Bienenstock. Ich begriff nicht einmal die Hälfte von dem, was sie erzählte.
    »Diese Mächte, vor denen du dich verbirgst, sind es die gleichen, die hinter mir her sind?« fragte ich verwirrt.
    Shadow lachte rauh. »Nein, das hat nichts miteinander zu tun. Aber wenn ich nicht eingegriffen hätte, hätte man dir inzwischen schon ein luxuriöses Einzelzimmer im Tower zugewiesen, wenn nicht sogar Schlimmeres.«
    »Was ist überhaupt geschehen?« murmelte ich. »Dr. Gray hat mich nicht erkannt, die Polizisten hielten mich für einen Mörder. Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Du erinnerst dich an die beiden Männer, die dich überfallen haben?«
    Ich nickte.
    »Aber an die Injektion, die sie dir gegeben haben, erinnerst du dich nicht?«
    »Welche Injektion?«
    »Es war die gleiche Droge, die die körperliche Mutation bei ihnen ausgelöst hat. Sie verleiht ihnen übermenschliche Kräfte, macht sie gleichzeitig aber auch zu willenlosen Sklaven. Bei dir aber...« Sie machte eine kurze Pause, bevor sie fortfuhr. »Anscheinend hat das Serum bei dir nicht so gewirkt, wie es sollte. Du hast deinen freien Willen behalten und dich auch nicht verändert. Zumindest nicht wirklich, wohl aber für deine Umwelt. Gray konnte dich nicht erkennen, denn er sah dich so, wie du nach der Injektion eigentlich aussehen müßtest. So ging es auch den Polizisten. Es hat in letzter Zeit einige Morde gegeben, die von den Monstermenschen ausgeführt wurden. In den Augen

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