Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Titel: Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
anderer siehst du genauso aus wie sie. Als du Sill gegenüberstandest, hatte der Prozeß erst begonnen. Sie erkannte dich zwar nicht, hielt dich glücklicherweise aber auch nicht für einen der Mutanten.«
    Ich sprang auf und ging unruhig in der Lagerhalle auf und ab. Es fiel mir schwer, das Gehörte zu verarbeiten. Alles ging zu schnell, als daß ich die Vielzahl an Informationen aufnehmen und begreifen konnte. Die Ruhe, die mich im Augenblick beherrschte, war nicht echt, es handelte sich eher um Betäubung als um wirkliche Gelassenheit. Wahrscheinlich würde ich unter der geistigen Belastung zusammenbrechen, sobald mein Gehirn Zeit fand, das Geschehene in allen Konsequenzen zu erfassen.
    »Das bedeutet, daß ich für meine Umwelt zu einem Monster geworden bin«, stieß ich bitter hervor. »Gibt es denn keine Möglichkeit, diesen Prozeß rückgängig zu machen?«
    Shadow erhob sich ebenfalls und trat hinter mich. Sie legte mir die Hand auf die Schulter. Ich erschauerte unter der Berührung, als mir bewußt wurde, daß es sich nicht um ihre schlanken, zarten Finger handelte, sondern um die fleischige Pranke eines Seemannes. Wieder rief ich mir ihr wahres Aussehen in Erinnerung und klammerte mich an die Illusion, aber der Klang ihrer Stimme zerstörte das Bild sofort wieder.
    »Die Wirkung des Serums hält nicht unbegrenzt an. Ein paar Stunden noch, höchstens bis zum Morgengrauen. Du warst mehr als zwölf Stunden ohnmächtig.«
    »Zwölf Stunden?«
    Überrascht fuhr ich herum. Meinem Gefühl nach hatte ich geglaubt, nur für ein paar Minuten das Bewußtsein verloren zu haben.
    »Wer hat das Serum hergestellt?« wollte ich wissen.
    Shadow zuckte mit den Schultern. »Genaues weiß ich auch nicht«, entgegnete sie ausweichend. »Aber es gibt Spuren, die auf das Summers-Sanatorium hindeuten.«
    Nach allem, was ich in den letzten Minuten erfahren hatte, hatte ich nicht mehr geglaubt, daß mich irgend etwas noch aus der Fassung bringen könnte. Shadows letzte Worte aber trafen mich wie ein Schlag. Ich taumelte und glaubte zu spüren, wie das Blut aus meinem Gesicht wich.
    »Das Summers-Sanatorium?« vergewisserte ich mich mit vor Erregung zitternder Stimme. »Das ist die Klinik, in der Pri behandelt wird!«
    »Komm«, sagte Shadow anstelle einer Antwort, und wandte sich zur Tür.

    * * *

    Für einen Sekundenbruchteil schockierte der unglaubliche Anblick Vernon Jackson, aber dank des Serums überwand er seinen Schrecken um ein Vielfaches schneller, als ein normaler Mensch es vermocht hätte. Er fragte sich nicht erst, wieso Craven trotz der Spritze normal geblieben war, sondern handelte rein instinktiv.
    Das aufflackernde Streichholz hatte ihm gezeigt, daß der Mann bereits zum Schlag ausholte. Jackson sprang zur Seite. Das dürftige, zum Fenster hereinfallende Licht reichte kaum aus, um vage Umrisse wahrzunehmen. In einem Haus wie diesem würde es wahrscheinlich elektrischen Strom geben, und er glaubte, an der Decke eine Lampe erkannt zu haben. Er mußte den Schalter erreichen, um den Kampf schnell zu beenden. Gefahr drohte ihm nicht, schließlich handelte es sich bei seinem Gegner nur um einen Menschen, doch er durfte keinen Lärm verursachen und damit Hilfe herbeiholen. Es wunderte ihn, daß Craven das nicht schon längst getan hatte. Offensichtlich rechnete er damit, allein mit dem Einbrecher fertig zu werden.
    Nun, er würde eine böse Überraschung erleben.
    Jackson lächelte grimmig, während er seinen Gegner in großem Bogen umrundete und sich der Tür näherte. Durch diese glückliche Wendung der Geschehnisse konnte er sowohl Craven wie auch die unbekannte Frau in seine Gewalt bringen, wenn er es geschickt anstellte.
    Gegen das Rechteck des Fensters konnte er sehen, wie Craven blindlings im Raum umhertastete. Mittlerweile war der Arzt an der Tür angelangt. Mit der Hand tastete er über die Wand, bis seine Finger den Lichtschalter berührten. Die plötzliche Helligkeit des aufflammenden Deckenlichts blendete ihn.
    Nicht so Craven. Unglaublich schnell fuhr der Mann herum und stürmte auf ihn zu. Als Jackson ihn dicht vor sich sah, war es fast schon zu spät, um noch zu reagieren. Im letzten Moment konnte er sich unter dem wuchtigen Schlag ducken.
    Kaum eine Handbreit über seinem Kopf traf Cravens Faust die Tür. Das Holz splitterte mit lautem Krachen.
    Es handelte sich um massives, mehr als ein Inch dickes Eichenholz.
    Jetzt befand sich ein faustgroßes Loch darin.
    Von seinem eigenen Schwung wurde Robert Craven

Weitere Kostenlose Bücher