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Der Hexer und die Henkerstochter

Der Hexer und die Henkerstochter

Titel: Der Hexer und die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Karte …«
    Der Kopf Pater Benedikts schnellte nach oben. Seine Wangen waren dreckverschmiert, Blut lief ihm über das rechte Auge, doch darunter funkelte es wild.
    »Ihr habt mir also die Karte gestohlen!«, zischte er. »Ich dachte, es wäre dieser Hexer gewesen. Aber es war nur einer von euch Wittelsbacher Schnüfflern!«
    »Schweig, Mönch!« Der Graf trat dem alten Mann in die Seite, so dass dieser würgte und sich krümmte. »Denk lieber daran, was der Weilheimer Scharfrichter schon bald mit dir anstellen wird. Auf Reliquienfälschung steht das Rad. Aber wenn du noch weiter Gift verspritzt, werde ich dafür sorgen, dass dir Meister Hans vorher noch die Eingeweide herauszerrt.« Er deutete auf den toten Pater Eckhart, dessen Kopf in einer Blutlache lag. »Dein Freund hier kann von Glück reden, dass er es schon hinter sich hat.«
    Pater Benedikt hustete, doch er schwieg. Der gefesselte Prior neben ihm schien sich bereits in sein Schicksal ergeben zu haben. Er hielt die Augen fest geschlossen, so als wäre er schon in einer anderen Welt. Leise murmelte er ein lateinisches Gebet, während das Blut aus seiner Wunde sich in dunklen Flecken auf der Benediktinerkutte ausbreitete.
    »Ich gebe zu, die Karte hat mich neugierig gemacht«, fuhr Wartenberg fort, ohne die Mönche eines weiteren ­Blickes zu würdigen. »Also machte ich mich auf die Suche, bis ich schließlich mit Hilfe des Plans diesen unterirdischen Gang fand, der vom Bierkeller hierher führt. Und auf was stoße ich an seinem Ende? Auf eine imposante Fälscherwerkstatt! Ich brauchte die Strolche nur noch auf frischer Tat zu ertappen. Als sie vorhin nach unten geschlichen sind, sind wir ihnen einfach nach. Dass allerdings noch zwei weitere Personen …«
    Nun wandte er sich wieder Magdalena und ihrem Vater zu. »Dein Mann, dieser kleine Bader, hat gute Dienste geleistet, Henkerstochter«, sagte der Graf. »Ich bin deshalb bereit, dich anzuhören. Auch weil ich wissen will, wie ihr an diesen Ort gelangt seid, ohne dass wir es bemerkt haben. Aber fasse dich kurz und überlege dir genau, was du sagst.«
    »Verflucht, schon allein wegen meiner Kinder werd ich das tun, du aufgeblasener Popanz«, murmelte Magdalena so leise, dass es nur ihr Vater neben ihr hören konnte. Dann fuhr sie wesentlich lauter fort: »Der Apotheker Frater ­Johannes ist unschuldig. Der wahre Hexer ist irgendwo dort unten.«
    In kurzen hastigen Worten berichtete sie von dem Erpresserbrief, den sie von dem Unbekannten bekommen hatte, und von der Suche in den unterirdischen Gängen.
    »Dieser Mann hat meine Kinder entführt, weil er Angst hat, wir kommen ihm auf die Spur«, endete sie schließlich. »Wahrscheinlich ist er mit ihnen noch irgendwo dort unten! Ihr müsst uns helfen, bitte!«
    Leopold von Wartenberg sah sie neugierig an, es war kein Funken Mitgefühl in seinen Augen. »Ein geheimnisvoller Hexer also, der in diesen Gängen sein Unwesen treibt«, sagte er schließlich in süffisantem Ton. »Und was in aller Welt soll dieser große Unbekannte mit seinen Morden bezwecken wollen?«
    »Er verfolgt irgendeinen Plan, den wir bislang noch nicht kennen«, erwiderte Magdalena. »Und seine Opfer waren ihm im Weg. Sie alle wussten etwas, das nicht ans Licht kommen darf.« Sie trat auf den Grafen zu und blickte ihn flehend an. »Bitte gebt uns Eure Männer mit und lasst uns noch einmal nach unten gehen! Es geht um das Wohl meiner Kinder. Ihr habt doch selber eines!«
    Dieser Einwand schien Leopold von Wartenberg tatsächlich nachdenklich zu machen. Er schloss die Augen und rieb sich ausgiebig die Nasenflügel. »Das ist nicht so einfach«, wandte er schließlich ein. »Ich brauche meine Soldaten, um dieses Lumpenpack abzuführen. Außerdem tobt dort oben zurzeit ein gewaltiges Gewitter, bei dem ich jeden Mann benötige, um bei möglichen Bränden sofort handeln zu können. Man könnte wirklich meinen, die Hölle selbst hätte ihre Pforten …«
    »Kreuzhimmelsakrament, ein Gewitter ?«
    Es war Jakob Kuisl, der den Grafen so rüde unterbrochen hatte. Leopold von Wartenberg sah den Henker indigniert an. Doch dieser ließ sich nicht beeindrucken. »Ihr habt von einem Gewitter geredet«, fuhr der Henker barsch fort. »Ist es ein besonders heftiges? Sprecht schon!«
    »Es ist eines der stärksten, das ich seit vielen Jahren erlebt habe«, sagte der Graf und musterte Kuisl wie ein seltenes, schmutziges Tier. »Die Blitze schlagen wie Kanonenkugeln rund um das Kloster ein. Wir können nur

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