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Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen

Titel: Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Bernhardt
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einer Kettenrüstung mit Brustpanzer aus blankpolierter Platte zurück. Auch baumelte ein kurzes Schwert an seiner Seite. Sogar ein Bauernjunge wie Nikko wusste, dass Schwerter teuer waren.
    »Was für ein Scheißwetter!«, maulte der Wachhabende sogleich. »Feldwebel, ich hoffe für Euch, Ihr habt mich nicht umsonst bemüht.«
    »Herr Leutnant, melde einen Boten für seine Durchlaucht. Hoffe inständig, Euch damit nicht zu sehr zu belästigen«, meldete der Feldwebel in zackigem Ton.
    »Der Bauer da? Wollt Ihr mich…«, schnauzte der Leutnant. »Ach, von mir aus. Komm mit, Bauer!«
    »Bote ordnungsgemäß übergeben, Herr Leutnant«, unterbrach der Feldwebel.
    »Was?«, maulte der Offizier und fügte genervt hinzu: »Ja, ja. Von mir aus. Nun aber zurück zu Euerm Tor…«, und leise: »…oder aus welchem Dreckloch Ihr auch immer gekrochen seid.«
    Nikko achtete nicht weiter auf den Feldwebel und folgte dem Leutnant durch den Regen über eine weitere Brücke. Die Reise endete nach wenigen Augenblicken am nächsten Tor.
    »Ein Geschenk für den Haupi«, sprach der Leutnant zu den dortigen Wachen und ließ dem ein gewaltiges Nießen folgen, um sich dann umzudrehen und ohne weitere Worte den Weg zurück in Richtung der Brücke anzutreten.
    Einer der Wachen machte sich sogleich gemächlich auf den Weg, wahrscheinlich um besagter Person ihr Geschenk anzukündigen. Nikko fragte sich amüsiert, wie oft sich dieses Spiel wohl noch wiederholen würde. Dann aber kam ein eindrucksvoller Mann in einer schillernden Rüstung, die sogar die es Leutnants weit übertraf, mit der Wache zurück. Die anderen Soldaten nahmen sofort akkurate Haltung an.
    »Lagró von Briscár, Hauptmann der fürstlichen Leibgarde und Kommandant der Burg Hocatin. Mit wem habe ich das Vergnügen?«, sprach der Edelmann, der eine Würde ausstrahlte, wie Nikko sie noch nie erlebt hatte.
    »Ähm… Nikko«, stammelte der Junge, der sich gerade bewusst wurde, wie erbärmlich er doch wirken musste in seinen von der langen Reise verdreckten und dazu noch vom Regen durchnässten Bauernkleidern.
    »Soso…«, entgegnete der Hauptmann sichtlich irritiert. »Angenehm, mit Sicherheit. Was ist sein Begehr?«
    »Ich bringe einen Brief an die… ähm an seine… ähm an Durchlaucht… an den Fürsten… ähm von Hocatin«, stotterte Nikko vor sich hin und hatte plötzlich große Angst, irgendetwas Falsches zu sagen.
    »Soso. Nun, er stünde wohl nicht vor mir, wenn er nicht die Wahrheit spräche, oder?«, erwiderte der Hauptmann mit nun eher arrogantem Ton. »So gebe er denn den Brief.«
    Nikko, der die Ledertasche seit dem Stadttor um sich gehängt hatte, holte schnell das dicke Schreiben heraus und war heilfroh, dass dieses trocken geblieben war. Er reichte den versiegelten Umschlag sogleich dem Offizier, der ihn nickend entgegen nahm und dann das Siegel ausgiebig inspizierte.
    »Wo hat er das her?«, fragte er dann scharf.
    »Auf dem Pass gefunden«, antwortete Nikko und fühlte sich nun zunehmend unwohl. Vor allem konnte er nicht einordnen, was es wohl bedeutete, dass der Mann ihn immer in der dritten Person anredete.
    »Den Vyldampass, den meint er wohl«, murmelte der Hauptmann leise vor sich hin. »Langerwartete Nachricht aus Hymal. Gebracht von einem Bauernjungen. Welch Ironie, welch Ironie.«
    »Diener?«, frage der resolute Mann in den Raum.
    »Herr?«, erwiderte ein hageres Männlein, das tiefgebeugt auf den Hauptmann zueilte.
    »Sorg dafür, dass unser… Gast… versorgt wird. Er ist zu waschen, seine Kleider zu reinigen, sein Haar zu schneiden. Sicherlich wird der Seneschall später mit ihm reden wollen, vielleicht sogar seine Durchlaucht. Habt ihr das verstanden?«
    »Gewiss, mein Herr, gewiss«, entgegnete die buckelnde Gestalt.
    »Kommt mit mir, kleiner Mann«, sprach der Diener mit sanfter Stimme.

    Nikko saß in der Gesindeküche der fürstlichen Burg und fühlte sich prächtig. Er hatte zuvor das erste heiße Schaumbad seines Lebens genießen können und war nun so sauber, wie wohl noch nie zuvor. Mehrere der Bediensteten hatten zudem dafür gesorgt, dass der Junge ein wesentlich besseres Bild abgab. Haare und Nägel hatten sie ihm geschnitten und ihn in die Kleidung eines Pagen gesteckt, denn seine Sachen waren so versifft, dass sie gründlich gewaschen werden mussten und erst am nächsten Tag fertig sein würden. Jetzt tafelte ihm eine dicke Köchin mit einer schneeweißen Haube so viel Essen auf, wie er nur verputzen konnte.
    Nikko begann sich

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