Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen
ausweichen, sind sie doch wahrlich keine Meister der Tarnung und viel weniger noch leiser Bewegung. Außerdem hat es sich bei den Orks, die dich angegriffen haben, mit Sicherheit nur um eine kleine Räuberbande gehandelt. Die Elfen haben dieses Problem doch für uns schon aus der Welt geschafft. Mach dir also nicht so viele Sorgen.«
Nikko jedoch sah sie wieder vor sich, diese abscheulichen Fratzen, und bekam große Angst. Auf ihren riesigen Wölfen reitend, gäbe es doch kein Entkommen, vor allem da der Wald ja auch gefährlich war. Zweifelhaft, ob diese Elfen ihn ein zweites Mal verschonen würden.
»Ich bin auch ein ausgezeichneter Kämpfer mit dem Schwert«, prahlte der vermeintliche Recke weiter. »Sollten wir wirklich auf Orks treffen, werde ich sie lehren, sich mit Danuwil von Bregánt anzulegen!«
»Ihr seid ein Adliger, stimmt’s?«, entgegnete Nikko, der nicht recht wusste, wie er mit einem Spross solch edlen Geblüts umzugehen hatte.
»Sicherlich«, erklärte dieser Danuwil, »mein Vater war der Ritter von Bregánt.«
»Und was seid Ihr?«, fragte Nikko, ohne zu überlegen.
»Der jüngere Bruder des jetzigen Ritters von Bregánt«, antwortete der Edelmann kühl und schien fast beleidigt. Wahrscheinlich war es bei den Adligen doch wie bei den Bauern. Der älteste Sohn erbt den Hof und die anderen können sehen, wo sie bleiben.
»Ich werde jetzt ein kleines Schläfchen halten«, meinte Danuwil schließlich nach einigen langen Augenblicken des Schweigens. »Kümmre du dich um das Geschirr. Den Rest des Tages bis zum Abendmahl hast du dann frei.«
Nikko hatte selbst ein Nickerchen gemacht, jedoch im weichen Gras am Ufer des plätschernden Flusses. Dieser Danuwil war ihm doch unheimlich mit seiner seltsamen Art. So hatte er versucht, ihm fürs erste aus dem Weg zu gehen.
Nun watete er barfuß im kühlen Fluss und versuchte, das Gespräch mit dem arroganten Adligen zu verarbeiten. Zum einen wurde er aus ihm nicht schlau. Zu sehr pendelte sein Gemüt zwischen freundschaftlich und herrisch. Zum anderen war Nikko nicht überzeugt davon, dass eine erneute Reise nach Hymal so einfach war, wie der Edelmann tat. Zu frisch noch waren die Bilder der abscheulichen Orks auf ihren schwarzen Wölfen, wie sie ihn in den Elfenwald jagten. Würde es der aufgeblasene Kerl tatsächlich mit einer Gruppe solch schrecklicher Gegner aufnehmen können?
Der Junge war jetzt aber Dienst des Fürsten, unfreiwillig zwar, aber eigentlich nicht ungewollt. Darum musste er wohl gehorchen, komme was wolle. Orks hin oder her, Nikko hatte jetzt keine Wahl.
Später am Abend saßen die beiden wieder zusammen auf dem Zimmer und genossen das Abendmahl. Der Wirt hatte gebratenes Huhn und Gemüsesuppe vorbereitet, was dem verwöhnten Adligen diesmal besser zu munden schien. Auch fand Danuwil den Wein weit weniger abscheulich als noch am Mittagstisch.
»Geht doch«, sprach der Edelmann schließlich. »Warum nur muss man sich immer erst beschweren?«
»Ich hoffe«, fuhr er lachend fort, »der Wirt in Vyldoro bringt gleich beim ersten Mal den besten Tropfen.«
»Es gibt keinen Gasthof in Vyldoro«, erwähnte Nikko beiläufig.
»Du scherzt?«, fragte Danuwil mit ernster Stimme, was der Junge mit Kopfschütteln verneinte.
»Großartig«, maulte der Edelmann weiter. »Dann muss uns wohl einer der Höfe verköstigen. Welcher hat den besten Weinkeller?«
Nikkos völlig verwirrten Gesichtsausdruck, mit dem er die seltsame Frage quittierte, schien der Adlige gleich richtig zu verstehen.
»Dann packen wir besser ein paar Flaschen von dem hier ein«, meinte er und prostete Nikko zu, um dann den Krug in einem großen Zug zu leeren.
Nikko selbst konnte auch an diesem neuen Wein so recht nichts finden. Außerdem wollte er sich nicht wieder abfüllen lassen, wie damals, als er hier mit Fodaj getrunken hatte. Danuwil jedoch schien dies egal zu sein. Wahrscheinlich freute er sich sogar, dass somit mehr für ihn da war. Jedenfalls leerte er einen Krug nach dem anderen.
»Seid Ihr auch im Dienste des Fürsten?«, fragte Nikko, der hoffte der Wein würde Danuwils Zunge soweit gelöst haben, dass er vielleicht einige Antworten finden würde, um sich ein besseres Bild von der bevorstehenden Reise zu machen.
»Nein«, antwortete dieser. »Wie dir vielleicht nicht entgangen ist, bin ich nicht aus Hocatin.«
»Woher seid Ihr denn?«
»Aus Bregánt natürlich«, versuchte Danuwil ernst zu antworten, verfiel dann jedoch in Lachen. »Das liegt in
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