Der Hexer von Sunnydale
von ihrem Hals und schob ihn nachdrücklich weg. „Bitte Lonnie, nicht!" flehte sie. „Ich brauch einfach mal 'ne Pause."
Er sah sie entrüstet an. „Hey, Honey, du wolltest doch unbedingt hier rein - wo's dunkel und still ist und wir ganz für uns sind. Schon vergessen?"
Willow nickte atemlos. „Ich weiß, und es ist auch genauso, wie ich's mir dachte - sehr dunkel und sehr einsam. Jetzt möcht ich lieber wieder gehen."
Mit erfahrenen Händen strich er ihr zärtlich die Haare aus dem Gesicht. „Was ist denn los mit dir? Rose und Xander werden für 'ne Weile beschäftigt sein."
Wenn er sie damit zum Bleiben überreden wollte, so hatte er genau das Falsche gesagt. Sie wehrte seine Hände ab und stolperte rückwärts tiefer in die unheimliche Geisterbahn hinein. Als sie mit dem Fuß eine Metallplatte streifte, erklang ein Schrei und eine gräßliche Gestalt sprang aus einem Faß heraus.
„Aaaahhh!" kreischte Willow zu Tode erschrocken, bis ihr aufging, daß dieses Monster nur ein harmloser Bewohner der Geisterbahn war.
Und sofort waren wieder Lonnies Arme da - er umschlang sie, versuchte sie zu beruhigen. „Was ist denn nur los mit dir, Willow? Was stört dich so?" „Es geht mir irgendwie zu schnell", antwortete sie und versuchte, nicht kleinlich zu klingen. „Ich meine, ich hab dich schließlich erst gestern Abend kennengelernt."
„Und morgen Abend kann ich schon weit weg sein", entgegnete er niedergeschlagen. „So ist es nun mal im Showgeschäft. Wir haben nicht viel Zeit."
„Dann müssen wir uns eben die Zeit nehmenl" beharrte Willow und schob ihn wieder von sich. „Wir könnten uns zum Beispiel noch ein paarmal verabreden."
„Ist ja irre!" meinte Lonnie mit einem spöttischen Lachen. „Ich muß jeden Abend arbeiten, und du willst mit mir ausgehnl"
„Es tut mir leid, so bin ich nun mal. Eher altmodisch." Lonnie nickte und wurde auf einmal wieder ganz ruhig und vernünftig. „Okay, Willow, wir machen's, wie du willst. Wir müssen uns erstmal ein bißchen besser kennenlernen." Sie lächelte erleichtert. „Das wäre schön."
„Du mußt zur Kirmes kommen, wann immer du kannst - zum Beispiel heute Abend, wenn wir zumachen."
„Heute Abend?" sagte sie und schluckte.
„Nach Mitternacht."
Willow versuchte tapfer zu klingen. „Okay, also heute Abend nach Mitternacht."
„Das wird dann unser zweites Date", versprach Lonnie und hielt ihre Hand. „Wir werden uns so gut kennenlernen, daß du bald glaubst, ich war dein Sweetheart von der Schule." „Ach so", meinte Willow mit einem nervösen Auflachen. „Der!"
„Und ich werd so hart wie möglich arbeiten, damit die Kirmes so lange wie möglich in Sunnydale bleibt. Vielleicht 'n Monat." Er küßte sie sanft auf die Wange, jeder Zoll ein Gentleman. „Ich schätze, ich sollte gleich damit anfangen und was tun. Willst du zusehn, wie ich den ,Oktopus' öle?" „Klar", antwortete Willow mit gespielter Begeisterung. „Laß uns das Ding ölen."
Lonnie ist ja kein Ungeheuer, dachte sie dann, nur ein gutaussehender Typ, der's gewöhnt ist, bei den Mädels freie Bahn zu haben. Ganz tief innen schien er sie wirklich zu respektieren und wollte sie gern Wiedersehen. Vielleicht war es ungewöhnlich, ein Date um Mitternacht zu verabreden, aber so konnten sie am schnellsten wieder Zusammensein. Wenigstens war der Sommer nicht mehr langweilig.
Mit einem neuerwachten zärtlichen Gefühl für Lonnie ließ Willow zu, daß er ihre Hand nahm und sie aus der dunklen Geisterbahn geleitete.
Xander stand vor einem kleinen, ramponierten Wohnwagen und lauschte auf den Krach, der drinnen entstand, weil Rose erst aufräumen mußte. Aus irgendeinem Grund wollte sie nicht, daß er einfach so hereinkam - sie mußte erst ein paar Sachen aus dem Weg räumen. Und das fand Xander irgendwie beruhigend, so kam sie ihm mehr wie ein normales Mädchen vor. Sonst war an ihr nämlich gar nichts normal!
Rose war erfahren, gut gebaut und konnte wahnsinnig gut küssen. Xander versuchte, nicht darüber nachzudenken, warum sie sich für jemanden wie ihn interessierte. Natürlich bestand die Möglichkeit, daß sie glaubte, Buffy sei seine Freundin, und daß sie, weil sie Buffy nicht leiden konnte, versuchte, ihr eins auszuwischen, indem sie ihr den Typen wegnahm. Xander hatte nicht vor, irgend etwas zu sagen oder zu tun, das ihr diese Überzeugung rauben würde. Wenn es half, würde er sogar behaupten, er wäre mit Buffy verheiratet.
Selbst Willow hatte auf dieser Zauberkirmes eine
Weitere Kostenlose Bücher