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Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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für ihn nichts als eine Stimme und ein unscharfes Bild gewesen, und besorgt fragte sie sich, was er wohl von ihr denken werde, wenn er sie das erste Mal sah. Ihr graute schon jetzt vor dem Abscheu, den sie ganz sicher in seinen Augen lesen würde.
    „Kommt, kommt“, sagte Bess aufmunternd. „So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Vielleicht nimmt Euch ja dieser endlich zur Frau.“
    Averill atmete seufzend aus und ließ sich von der Magd beim Ankleiden helfen. Sie hegte starke Zweifel daran, dass sich dieses Treffen von den vier vorangegangenen unterscheiden werde. Doch da ihr Vater sich nun einmal die Mühe gemacht hatte, den Mann einzuladen, blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als sich einer weiteren schmachvollen Begutachtung durch einen Heiratswilligen zu stellen.
    Kade baumelte am oberen massiven Querbalken seines Betts, mitten in einem Klimmzug, als jäh die Tür aufschwang. Er erstarrte schuldbewusst und lugte über die Schulter, um zu sehen, wer eingetreten war. Als er Will erblickte, durchströmte ihn Erleichterung.
    „Du übst dich“, stellte sein Freund erstaunt fest, während er die Tür hinter sich zudrückte und die Kammer durchquerte. „Wie lange tust du das schon?“
    Kade verzog das Gesicht und ließ sich herunter. Als seine Füße den Boden berührten, ließ er den Balken los. „Dies ist der dritte Morgen“, gestand er. „Obwohl ich am ersten nicht einmal in der Lage war, mich auch nur einmal hochzuziehen“, fügte er mürrisch an.
    „Hmm.“ Will nickte versonnen. „Während du besinnungslos warst, hast du einen Gutteil an Gewicht und Kraft eingebüßt. Dabei haben wir uns beides nach unserer Flucht so mühsam wieder aneignen müssen.“ '
    Kade bedachte die Bemerkung nur mit einem Brummen und schritt zu einem der Sessel am Kamin hinüber, anstatt sich ins Bett zu legen. Er hatte an dem Tag begonnen, seinen Körper zu stählen, an dem er zum ersten Mal feste Nahrung gegessen hatte. Averill war anschließend nach unten gegangen, um am Nachtmahl teilzunehmen. Sie hatte angeboten, Mabs mit dem seinen hinaufzuschicken, doch er hatte ihr ausreden können, die Magd zu behelligen, und gesagt, dass er warten könne, bis sie selbst wiederkomme, sofern es ihr nichts ausmache, ihm die Speisen zu bringen. Sie war kaum aus der Tür gewesen, da war er schon aus dem Bett geglitten und hatte erste Gehversuche unternommen. Er hatte nur wenige Schritte geschafft - und auch nur, weil er sich am Bett festgehalten hatte -, ehe seine zittrigen Beine ihn genötigt hatten, sich wieder hinzulegen. Doch er hatte nicht aufgegeben. Schon bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit war er erneut aufgestanden und hatte seine Beine gezwungen, ihn ein paar Schritte weiter zu tragen als zuvor.
    Nach dem dritten Tag mit herzhafter Speise war er stark genug gewesen, seine Kammer mehrere Male zu durchschreiten, hatte dies aber niemanden wissen lassen. Danach hatte er begonnen, seine Oberarme zu kräftigen. So wie zuvor mit seinen Beinen, ging auch dies nur schleppend voran.
    „Weiß Averill davon?“
    Kade schüttelte den Kopf. „Nay, sie wäre außer sich.“ „Aye, das ist wahr“, pflichtete Will ihm bei. Er lächelte schief. „Sie würde meinen, dass du die Dinge überstürzt, und dich wahrscheinlich ans Bett fesseln.“
    Er grinste angesichts dieser Vorstellung. Averill konnte das lieblichste Wesen sein, das er je gesehen hatte, aber wenn es um seine Genesung ging, gebärdete sie sich überraschend starrköpfig.
    „Wobei sie wohl weit weniger besorgt um dich wäre, wenn wir ihr endlich reinen Wein einschenken würden, was deine Augen angeht.“
    Kade seufzte. Will hatte recht, und das konnte er nicht leugnen. Doch er sah mit erstaunlichem Widerwillen, wie er dagegen anging, zuzugeben, dass er wieder sehen konnte. Die Sorge, sie könne ihm aus dem Weg gehen, sobald sie es wisse, vergällte ihm den Vorsatz. Die junge Frau war zur Sonne seiner ansonsten viel zu langen, tristen Tage geworden. Kade genoss die Stunden, die sie miteinander über dies und jenes plauderten, und wollte nicht, dass es ein Ende hatte und sie sich in seiner Gegenwart plötzlich unwohl und gehemmt fühlte.
    Bald würde er es ihr dennoch sagen müssen. Während der vergangenen Woche war er so gesund und kräftig geworden, dass es ihn inzwischen drängte, die Kammer zu verlassen und wieder mit Waffenübungen zu beginnen, wie Will es längst tat. Er wollte wieder so stark werden, wie er es gewesen war, bevor er und die anderen gefangen

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