Der Highlander und der wilde Engel
zuzukneifen, als Kerzenlicht sie blendete und sich schmerzhaft in ihren Schädel bohrte. Dies war beim zweiten Mal nicht anders, und stöhnend schloss sie die Augen erneut.
„Der Kopf, hm?“, fragte Bess.
Sie wollte antworten, seufzte aber Stattdessen erleichtert auf, als ihr ein feuchtes Tuch über Augen und Stirn gebreitet wurde.
„Oh, Bessie, Gott segne dich“, hauchte sie, als die lindernde Kühle das Hämmern hinter ihrer Stirn milderte.
„Ich habe hier auch einen wohltuenden Trank für Euch, sobald Ihr meint, dass Euer Magen ihn verträgt“, sagte Bess.
Beim bloßen Gedanken daran, etwas schlucken zu müssen, verzog Averill das Gesicht. Andererseits wäre es in der Tat wunderbar, wenn das Pochen in ihrem Kopf nachlassen würde.
Sie würde noch einige Augenblicke warten, entschied sie. „Wie spät ist es?“, wollte sie wissen.
„Spät“, beschied Bess ihr knapp. „Die meisten haben sich bereits schlafen gelegt.“
Averill biss sich auf die Unterlippe. „Liege ich in meinem eigenen Bett?“
Über ihrem Haupt ertönte ein leises Glucksen. „Aye“, erwiderte Bess. „Obwohl der schottische Herr Euch nicht so recht gehen lassen wollte. Er wollte selbst bei Euch wachen und hat dies auch den ganzen Nachmittag über getan, ehe ich ihm riet, dass es besser sei, wenn Will Euch in Euer eigenes Gemach brächte.“
„Kade?“, fragte Averill verblüfft und stöhnte, als die Erinnerung sie heimsuchte. Im Geiste sah sie, wie er ihr das Haar aus dem Gesicht hielt und auf Gälisch beruhigende Worte raunte, während sie den letzten Rest ihres Mageninhalts von sich gab. „Ach du liebe Güte“, sagte sie matt.
„Er war wirklich fürsorglich und liebevoll“, fuhr Bess fort. Der Umstand schien sie zu verblüffen. „Er wird Euch ein guter Gemahl sein.“
„Gemahl?“, stieß sie entsetzt hervor, riss sich das Tuch fort und starrte die Magd an. Bess hatte plötzlich zwei Gesichter, die sich drehten und einander umtanzten, und beide blieben unscharf. Davon schmerzte ihr Kopf umso mehr, doch wenigstens ihr Bauch schien sich endlich beruhigt zu haben. Sie funkelte Bess an. „Wovon redest du da?“
„Lord Stewart hat um Eure Hand angehalten, und Euer Vater hat eingewilligt. In Wahrheit“, fügte sie spöttisch an, „war er gar höchst dankbar für das Angebot. Als der Schotte hinunter in die Halle ging, war Euer Vater nämlich gerade dabei, einem Becher Whisky sein Leid zu klagen und zu bejammern, dass Euch niemand mehr zur Frau nehmen werde, wenn dieses Debakel erst einmal bei Hofe die Runde mache.“
Averill nahm die Unterlippe zwischen die Zähne und blickte der Frau in ihre beiden gutmütigen, alten Gesichter. Ihr Verstand weigerte sich schlicht, es zu glauben. „Unmöglich.“
„Doch, es stimmt“, bekräftigte Bess. „Ist das denn etwa keine gute Nachricht?“, fragte sie unsicher. „Ich dachte, Ihr mögt den Burschen. Wann immer ich in der letzten Woche, da Ihr ihn gepflegt habt, in die Kammer trat, um etwas zu bringen, habt Ihr Euch doch angeregt mit ihm unterhalten und gelacht.“
„Aye, ich mag ihn“, gestand Averill. „Genau darin liegt die Schwierigkeit. Ich kann ihn unmöglich heiraten.“ „Hm?“ Bess’ zwei Gesichter runzelten verwirrt die Stirn. „Aber wenn Ihr ihn doch mögt ...“
„Ist der Ehevertrag schon aufgesetzt und unterzeichnet?“ , unterbrach Averill sie.
„Der Ehevertrag?“, wiederholte Bess. Als Averill nickte, schüttelte sie den Kopf. „Das wollen sie morgen erledigen. Heute Abend hat er Euren Vater nur gefragt, und als dieser Ja sagte, haben sie gefeiert. Gewiss hat Euer Vater morgen früh einen eben solchen Brummschädel wie Ihr. “
„Dann kann die Vermählung immer noch verhindert werden“, sagte Averill erleichtert und zwang sich hoch. Umgehend begann das Gemach sich zu drehen, doch sie beachtete es nicht weiter und setzte ihre Füße auf den Boden.
„Heda, wo wollt Ihr hin?“ Bess trat ihr entgegen und versuchte sie aufzuhalten. „Und was meint Ihr mit verhindern? Warum um alles in der Welt solltet Ihr das tun wollen? Ihr mögt ihn doch, und er Euch. Also was ...?“
„Er kann nicht richtig sehen, Bess“, erklärte sie ungeduldig.
„Nun, da wäre ich mir nicht so sicher, aber selbst wenn, was macht das schon? Nachdem Ihr ihn eine Woche lang umsorgt habt, dürfte er Euch kennen, und offenbar gefallt Ihr ihm so gut, dass er um Euch angehalten hat. Was also steht der Sache im Wege?“
„Ich möchte nicht, dass er enttäuscht ist,
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