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Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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und wäre in arger Verlegenheit, wenn sie von dir dabei ertappt würde, wie sie des Nachts umherschleicht.“
    Will nickte und wies auf den Stein, an dem er herumgewerkelt hatte, um die Wand zu öffnen. „An der Unterseite ist ein kleiner Hebel. Zieh ihn nach vorn, dann tut die Mauer sich auf.“
    Kade gab zu verstehen, dass er begriffen hatte, und sah Will nach, der eilig zur Tür schritt. Er wartete, bis sein Freund hinaus war, ehe er sich wieder zur Wand umdrehte, um besagten Hebel zu finden. Er bewegte ihn, wie sein Freund es ihm gezeigt hatte, und die Mauer sprang einige Zoll weit auf. Er hielt kurz inne, um Averills fortwährendem Gemurmel zu lauschen, und schob die Wand schließlich ganz auf und trat in den Tunnel, wo er angestrengt in die Richtung starrte, aus der die Stimme kam. Er hatte erwartet, sie mit einer Kerze in der Hand kommen zu sehen. Stattdessen fand er sich einer Schwärze gegenüber, die so undurchdringlich war, als habe ihm jemand eine Decke über die Augen geworfen. Zudem wurde es im Tunnel
    plötzlich totenstill. Er konnte Averill nicht einmal atmen hören.
    „Averill?“, rief er.
    „Kade?“ Sie stieß seinen Namen mit einiger Erleichterung hervor, und er vernahm das Getrappel von Füßen, als sie auf ihn zulief. Das Viereck aus Licht, das aus seiner Kammer drang, spendete nur wenig Helligkeit, da es von einer einsamen kleinen Kerze stammte. Er sah Averill erst, als sie jäh in dem Lichterschein auftauchte, und fast wäre er bei ihrem Anblick entsetzt zurückgetaumelt. Er fing sich jedoch rechtzeitig, und darüber war er froh, denn sie warf sich an ihn und schloss ihn kurz in die Arme. Es war eine flüchtige Umarmung, und noch bevor Kade sie erwidern konnte, ebbte die Woge der Erleichterung und Dankbarkeit bereits wieder ab, und sie riss sich zusammen und trat, eine Entschuldigung murmelnd, einen Schritt zurück.
    „Verzeiht mir, Mylord. Aber ich hatte schon geglaubt, bis in alle Ewigkeit durch diese Gänge streifen zu müssen wie ein elendiges Gespenst.“ Sie stockte und sah ihn scharf an. „Woher wusstet Ihr, wie man die Wand zum Tunnel öffnet?“
    „Ich habe Euch schreien gehört“, wich er aus.
    „Aye, doch wie habt Ihr ...?“
    „Ihr habt mir an dem Abend, an dem ich zum ersten Mal zu mir gekommen bin, von den Gängen erzählt“, unterbrach er sie.
    „Oh, das stimmt“, sagte sie leise, wobei ihr nicht aufzufallen schien, dass dies die Frage, wie er die Wand hatte bedienen können, unbeantwortet ließ. Das nämlich hatte sie nicht erwähnt. Allerdings schien sie so erpicht darauf zu sein, endlich ins Helle zu gelangen, dass sie sich darüber keine Gedanken machte. Sie schlüpfte an ihm vorbei in die Kammer, wo sie befreit aufseufzte.
    Kade folgte ihr und musterte sie, während er die Öffnung zum Tunnel wieder schloss. Grundgütiger, alles an ihr war durcheinander. Sie hatte Spinnweben im Haar und Schmutzschlieren auf Gesicht und Nachthemd - einem äußerst dünnen Nachthemd, das kaum etwas der Einbildungskraft überließ, wie er feststellte, ehe sie sich ihm zuwandte und er sich zwang, sie nicht so anzustarren.
    Sie knetete unruhig die Hände und wirkte verzagt. Dann platzte es aus ihr heraus: „Bess sagte mir, Ihr habt mit Vater gesprochen und um meine Hand angehalten.“
    Er versteifte sich, nickte aber. „Aye. Möchtet Ihr mich nicht heiraten?“
    „Genauso ist es“, erwiderte sie prompt. Als er die Stirn runzelte, beeilte sie sich fortzufahren: „Ich meine, es hat nichts damit zu tun, dass ich Euch nicht heiraten will“, erklärte sie. „Aber womöglich wollt Ihr mich nicht mehr zur Frau, wenn Ihr die Wahrheit über mich erfahrt.“
    Er zog die Brauen hoch. „Und wie mag diese Wahrheit wohl lauten?“
    Sie zauderte und sah kreuzunglücklich aus - und zugleich einfach bezaubernd mit diesen Schmutzflecken auf den Wangen. Schließlich seufzte sie herzergreifend. „Sie lautet, dass ich hässlich bin, Mylord.“
    Kade spürte, wie sein Körper sich entspannte. Einen Augenblick lang hatte er befürchtet, es könne etwas sein, von dem er noch nichts wisse. Etwas, von dem selbst Will nichts wusste und daher nichts erzählt hatte. Dass sie vielleicht für jemand anderen Zuneigung empfand, oder sich in der Vergangenheit einen Fehltritt erlaubt hatte. Es beruhigte ihn zu hören, dass es nichts dergleichen war, sondern nur ihre Überzeugung, unansehnlich zu sein - eine Überzeugung, die ihr im Laufe der Jahre von anderen eingebläut worden war ... und alles nur aufgrund

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