Der Highlander und der wilde Engel
seiner Erinnerung noch einmal betrachtete und fühlte, was er soeben mit Augen und Händen genossen hatte. Lord Seawell mochte Brüste so groß wie Kohlköpfe bevorzugen, doch Kade waren Äpfel lieber, und somit fand er an Averills Busen in der Tat nicht das Geringste auszusetzen.
„Und woher zum Teufel willst du das wissen?“, fuhr Will ihn an.
Kade verzog das Gesicht ob der Empörung seines Freundes und ermahnte sich, dass er Averills Bruder vor sich hatte. Und da er ihm nun wirklich nicht auf die Nase binden wollte, dass sie seine Hand einfach auf ihre Brust gedrückt und er diese daraufhin noch ein wenig eingehender begutachtet hatte, zuckte er nur mit den Achseln. „Ich habe Augen.“
„Hmm.“ Will betrachtete ihn verdrossen, seufzte schließlich und meinte: „Ich hoffe, du hast sie vom Gegenteil überzeugen können.“
„Aye“, erwiderte er knapp.
„Was hast du ihr gesagt?“, wollte Will wissen.
„Dass mir ihr Haar gefällt und ... auch alles Übrige“, endete er lahm.
„Hmm“, machte Will wieder, lehnte sich zurück und überdachte dies. „Will sie dich heiraten?“
„Davon gehe ich aus.“ Kades Miene verfinsterte sich angesichts der Vorstellung, dass sie womöglich doch nicht willens sein könnte. Nun, da er wusste, wie viel Feuer sie besaß und einen Vorgeschmack davon erhalten hatte, wollte er mehr. Sollte die Frau sich weigern, ihn zu ehelichen, würde auch er ein wenig durch die Tunnel schleichen müssen, um sie an die Leidenschaft zu erinnern, die zwischen ihnen gelodert hatte. Und er musste dafür sorgen, dass sie dabei erwischt wurden. Sie musste ihn einfach heiraten. Kade war ein Ehrenmann und würde sie zu nichts zwingen ... außer dazu, ihn zu heiraten. Sie würde mit ihm ohnehin viel glücklicher werden als mit einem dieser englischen Volltrottel, die ihr Vater immer wieder vorlud. Auf diese Weise redete er sich die Sache schön.
„Hast du ihr gesagt, dass du wieder sehen kannst?“, fragte Will unvermittelt.
Er nickte versonnen.
„War sie wütend?“
„Nay. Jedenfalls schien sie es nicht zu sein“, erwiderte er, runzelte allerdings die Stirn, als ihm aufging, dass sie zu dem Zeitpunkt ein wenig abgelenkt gewesen war. Also hoffte er zumindest, dass sie nicht wütend sein würde, sobald die Leidenschaft abebbte und ihr Kopf wieder klar wurde.
„Dann ist ja alles gut“, meinte Will und erhob sich. „Ich werde mich jetzt schlafen legen.“
Kade nickte, blieb aber sitzen, als Will zur Tür schritt. Nur am Rande nahm er wahr, dass sein Freund ging, so sehr war er in Gedanken mit Averill und der Frage beschäftigt, was er morgen von ihr zu erwarten hätte.
Würde sie zornig sein, weil ihr eigener Bruder und er sie hereingelegt hatten, was seine Fähigkeit zu sehen anging? Würde sie sich der Ehe mit ihm noch immer widersetzen? Würde er in der Lage sein, die Hände von ihr zu lassen? Eine sichere Antwort hatte er nur auf die letzte Frage -Averill nicht anzurühren würde ihm überaus schwerfallen. Die Frau war flüssiges Feuer in seinen Händen gewesen, hatte gekeucht, gestöhnt, nach Atem gerungen, sich unter seiner Berührung gewunden und ihm gar die Fingernägel ins Fleisch gebohrt und so stumm nach mehr verlangt. Schon jetzt musste er sich beherrschen, um nicht in ihre Kammer zu schlüpfen und die Glut in ihr wieder anzufachen. Ein Teil von ihm flüsterte ihm zu, dass sie ohnehin heirateten und es daher niemandem schaden würde, wenn er es täte. Doch der andere Teil hielt ihm vor, dass sie die Schwester seines Freundes sowie die Tochter des Mannes war, der ihn aufgenommen und beherbergt hatte, solange er gesundete. Er konnte ihm diese Großzügigkeit unmöglich damit lohnen, dass er Averill unter seinem Dach die Jungfräulichkeit raubte, ehe sie verheiratet waren.
Er würde darauf bestehen, dass sie sich möglichst rasch vermählten. Vielleicht gar binnen einer Woche. So lange sollte er sich in der Gewalt haben und Averill widerstehen können. Vermutlich ... Hoffte er ...
Kade entschied, dass es womöglich besser war, wenn er sie bis zum Hochzeitstag mied.
6. Kapitel
Auf, auf, Liebchen! Zeit, sich zu erheben und den Morgen zu begrüßen. Es ist Euer Hochzeitstag! “ Averill stöhnte über Bess’ fröhliches Gezwitscher.
Sie drehte sich auf die andere Seite und zog sich die Decken über den Kopf, um dem Sonnenlicht zu entgehen, das gnadenlos hereinflutete, als die Magd die Fensterläden aufriss.
„Was denn?“ Die Stimme kam näher, und dann wurden die
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