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Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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...“
    „Ich weiß, dass es keinen Sinn ergibt, Frau“, unterbrach er sie. „Aber ich war viele Jahre lang fort und habe hier meines Wissens keine Feinde, denen an meinem Tod gelegen wäre. Und da auch niemand Grund hat, Euch umzubringen“, wieder zuckte er mit den Achseln, „war es wohl irgendein Schurke ... oder ein verirrter Jagdpfeil.“
    Das klang vernünftig, also nickte sie und schwieg. Dennoch ging ihr nicht aus dem Kopf, dass die Ursache womöglich doch eine andere sei. Es war knapp gewesen, und nur Glück und der Umstand, dass er sich just in jenem Moment vorgebeugt hatte, um an ihrer Brust zu saugen, hatten ihn davor bewahrt, dass ihm der Pfeil in den Nacken gefahren war.
    Er war gar hünenhaft genug, bemerkte sie mit einem Seitenblick, dass ihn das Geschoss auch zwischen den Schulterblättern hätte treffen können. Ja, sie hatten in der Tat Glück gehabt.
    Averill zügelte ihr Pferd und ließ sich zurückfallen, bis sie neben Kade ritt. Dabei betrachtete sie die Burg, die vor ihnen auf einer Anhöhe lag. Sie ließ den Blick über die massive steinerne Zwingermauer und die dahinterliegende Burg gleiten, um schließlich die undurchdringliche Miene ihres Gemahls zu mustern.
    „Ist dies Stewart Castle?“, fragte sie. Das sollte es sein, dachte sie, doch etwas in Kades Ausdruck ließ sie zweifeln. Er wirkte schroff und abweisend, was in scharfem Gegensatz zu dem lächelnden, sie immerzu neckenden Mann stand, der Kade seit der Hochzeit gewesen war. Er sah nicht aus wie jemand, der beglückt war, heimzukommen.
    „Aye“, erwiderte er grimmig. „Das ist Stewart.“
    „Scheint mir nicht gerade kurz vor dem Verfall zu stehen“, warf Will ein, der sich an ihre andere Seite gesellt hatte. Sie sah ihn an.
    „Frau.“
    Averill wandte sich wieder Kade zu. Er hatte sie seit der Vermählung Avy genannt, und daher wusste sie in diesem Moment, dass ihm wichtig war, was immer er ihr mitzuteilen hatte. „Aye, mein Gemahl?“
    „Ihr werdet Euch stets nahe bei mir oder Eurem Bruder halten, bis Ihr etwas anderes von mir hört, und Ihr werdet fraglos tun, was ich sage, in Ordnung?“
    Die Worte kamen als Frage daher, doch Averill verstand den Befehl, der darin lag, sehr wohl. Sie nickte ernst und fragte sich zum ersten Mal, wie viel Ungemach er eigentlich erwartete.
    Kade brummte zufrieden und trieb sein Pferd an. Sie tat es ihm gleich und blieb nahe bei ihm, wie sie es versprochen hatte. Will wiederum hielt sich wie festgeleimt neben ihr, sodass die drei die leichte Steigung Seite an Seite hinaufritten. Sie schaute über die Schulter zurück und sah, dass auch die Krieger Dreierreihen gebildet hatten. Die hintersten waren noch zwischen den Bäumen verborgen.
    Averill verzog das Gesicht und wandte sich wieder nach vorn. Man würde es den Wachposten auf der Mauer kaum verdenken können, wenn sie die Truppe für eine angreifende Armee hielten. Allerdings war ihre Reisetruppe nach allem, was sie mitbekommen hatte, ja auch genau das, dachte sie seufzend. Wenn Eachann Stewart seinen Platz nicht freiwillig räumte und es Kade überließ, die Burg künftig anständig zu verwalten, würde dieser Gewalt anwenden -und Will und ihr Vater hatten ihn mit dem Heer ausgestattet, das er dafür brauchen würde.
    Kade war nicht allzu überrascht, als er das Tor verschlossen fand und die Zugbrücke gerade eingeholt wurde, als sie dort anlangten. Es wunderte ihn lediglich, dass die Brücke nicht längst oben war. Das hätten die Wachen auf der Mauer eigentlich bewerkstelligen sollen in dem Zeitraum vom Erspähen der anrückenden englischen Armee bis zu deren Ankunft am Tor. Das trunkene Gezeter, das von der Brustwehr nach unten drang, und die ruhigeren, aber entschlossen geäußerten Erwiderungen eines offenbar nüchternen Mannes sagten Kade, dass sein Vater das Einholen der Zugbrücke wohl nicht gewünscht hatte, einer der Krieger ihn jedoch übergangen und die richtige Entscheidung getroffen hatte. Dafür musste der arme Tropf nun eine von Whisky getränkte Schimpfkanonade über sich ergehen lassen.
    „Heda!“, rief Kade, wobei er bis an den Rand des Grabens ritt.
    Der Lärm auf dem Zwinger verstummte abrupt. „Wer da?“, erschallte die nüchterne Stimme.
    „Kade Stewart, Sohn von Eachann“, rief er zurück.
    Daraufhin krähte der Trunkenbold: „Siehst du? Ich hab dir doch gesagt, dass wir nicht angegriffen werden, Fergus. Es ist mein Bruder. Und nun lass die verdammte Brücke runter, du närrischer Esel.“
    Also doch nicht

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