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Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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sein Vater, sondern entweder Gawain oder Brodie, dachte Kade und seufzte innerlich. Seine beiden Brüder waren jünger als er, und es war ihnen verwehrt geblieben, fernab von Stewart erzogen zu werden. Das bedeutete leider, dass sie nichts anderes gelernt zu haben schienen, als einen Bierhumpen zu stemmen. Nicht zum ersten Mal schickte Kade seiner Mutter ein stummes Dankgebet dafür, dass sie darauf bestanden hatte, ihn zu Onkel Simon zu schicken, sobald er laufen konnte.
    Über der Brustwehr erschien ein Kopf. Der Mann spähte einen Moment lang auf sie herab. „Ihr tragt englische Kleider und habt englische Kämpfer dabei“, rief er schließlich.
    Kade nickte. Es war der Krieger, den sein Bruder mit Fergus angeredet hatte. Er sprach mit volltönender, grimmiger Stimme und beachtete das berauschte Gelalle gar nicht, mit dem Kades Bruder ihm zusetzte. „Aye. Derzeit besitze ich keine eigene Kleidung. Die ich am Leib trage, stammt von Mortagne, ebenso wie die Mannen. William Mortagne hat sich erboten, uns zu begleiten, damit seine Schwester, meine Braut“, er forderte Averill mit einer Geste auf, an seine Seite zu reiten, „sicher ihr neues Heim erreicht.“
    Fergus überdachte dies kurz. „Wo sind Domnall, Angus und Ian?“
    „Das wüsste ich auch gern“, erwiderte er. „Sie waren also hier?“
    „Aye, und sind schon vor über einer Woche wieder auf gebrochen. “
    „Vor einer Woche erst?“, fragte er ungläubig. „Aber ich habe sie vor mehr als drei Wochen losgeschickt.“
    Offenbar überzeugt, drehte sich Fergus um und brüllte den übrigen Männern zu, die Brücke wieder herabzulassen. „Dann haben sie nicht lange gebraucht bis nach Stewart“, wandte er sich wieder an Kade. „Doch sie mussten warten, bis Euer Vater sie empfangen konnte. Er war ... nicht ganz auf der Höhe“, endete er trocken. Das Gepolter der Zugbrücke ließ ihn verstummen; der Lärm machte jedes Gespräch unmöglich.
    „Nicht ganz auf der Höhe also“, murmelte Kade angewidert. Er wusste, dass dies die beschönigte Fassung der Wahrheit war, die lautete, dass sein Vater bis zur Besinnungslosigkeit gezecht hatte. Er zuckte leicht zusammen und blickte zur Seite, als Averill ihre Hand auf die seine legte, die auf den Zügeln ruhte.
    „Es wird alles gut werden“, sagte sie leise und lächelte ihm aufmunternd zu.
    Er rang sich ebenfalls ein Lächeln ab und wandte sich wieder der Brücke zu, denn in Gedanken war er bereits bei dem bevorstehenden Zusammentreffen, bei dem er, wie er wusste, nicht nur seinem Vater, sondern auch seinen beiden Brüdern gegenüberstehen würde. Wenigstens war er die Sorge los, es könne zu einem offenen Scharmützel kommen. Sie ließen die Brücke herab, und wenn er erst einmal mit der Armee im Rücken im Innern der Burg war, wäre nur ein Tor versucht, sich ihm entgegenzustellen. Natürlich blieb abzuwarten, wie töricht der Whisky seinen Vater im Laufe der Jahre hatte werden lassen, doch Kade hoffte, dass er vernünftig war und einsah, dass seine Zeit gekommen war - und ohne Gegenwehr zurücktrat.
    Als die Brücke nur noch ein paar Fuß vom Boden entfernt war, wandte er sich noch einmal Averill zu. „Denkt daran, Euch in meiner Nähe zu halten.“
    „Ich bin Eure Gemahlin, Mylord. Mein Platz ist an Eurer Seite“, erwiderte sie schlicht.
    Er nickte. Erst als er sich wieder nach vorn drehte, ging ihm auf, wie entschlossen sie mit einem Mal wirkte. Das beunruhigte ihn und ließ den schleichenden Verdacht in ihm aufkommen, dass sie etwas plane. Er warf ihr einen prüfenden Blick zu, den sie jedoch nur mit einem liebreizenden Lächeln beantwortete, ganz die sanftmütige Frau, die ihn während seiner Unpässlichkeit gepflegt und die er auf Mortagne geheiratet hatte.
    Mit einem dumpfen Knall traf die Brücke auf die Erde und lenkte Kade ab. Er schob alle Besorgnis beiseite, nahm die Zügel auf und ritt über die Planken in sein Heim aus Kindertagen. Einige würden nicht gutheißen, was er zu tun gedachte, doch es war das, was seine Mutter im Sinn gehabt hatte, als sie seinen Vater zu bearbeiten begann, Kade von Onkel Simon erziehen zu lassen. Maighread Stewart hatte ihren Gemahl geliebt, doch das hatte sie nicht blind für seine Fehler gemacht. Sie hatte ihn so gesehen, wie er war, und erkannt, dass er sich in den Fängen eines Übels befand, das ihn eines Tages so unerbittlich umklammern würde, dass alle darunter zu leiden hätten. Jedes Mal, wenn entweder seine Mutter ihn oder er Stewart besucht hatte,

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