Der Highlander und der wilde Engel
ist.“
Als Kade ihre beiden Gastgeber fragend ansah, nickte Evelinde eifrig und stand auf. „Selbstredend ist uns das recht, nicht wahr, liebster Gemahl?“ Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern fügte hinzu: „Und wir werden Euch besuchen kommen, sobald auf Stewart erst einmal alles geordnet ist.“
„Oh, unbedingt“, entgegnete Averill prompt. „Das wäre wunderbar.“
„Dann ist das also abgemacht“, beschied Kade. „Gehen wir.“
Den Arm noch immer um sie gelegt, wandte er sich um und schritt mit ihr zum Portal.
Sie runzelte die Stirn, weil sie sein Verhalten ungehörig fand, und verdrehte sich den Hals, um über die Schulter zurückzublicken. Doch unmittelbar hinter ihr ging Will und versperrte ihr die Sicht, wofür sie ihn finster anfunkelte.
Ihr Bruder schüttelte amüsiert den Kopf, trat aber zur Seite, sodass sie sehen konnte, dass Evelinde und Cullen ihnen folgten.
„Habt vielen Dank für alles“, sagte Averill. „Das Essen war köstlich, und ich habe diesen Besuch sehr genossen. “
„Ich ebenfalls“, beteuerte Evelinde lächelnd. „Ich muss unbedingt Merry schreiben und ihr mitteilen, wie charmant Ihr seid. Vielleicht werden sie und mein Bruder Alexander uns besuchen, sobald das Kind da ist, und wir könnten uns alle einmal zusammenfinden.“
„Das wäre großartig“, stimmte sie zu. Evelinde hatte ihr versichert, dass Merry - Kades Schwester und Averills wie auch Evelindes Schwägerin - absolut hinreißend sei und den Titel „Stewart-Drache“ keinesfalls verdiene. Averill war erleichtert gewesen, das zu hören, auch wenn sie diesen Beinamen Merrys noch nicht gekannt hatte. Danach und nachdem sie gesehen hatte, wie liebenswürdig, warmherzig und zuvorkommend sich Cullen Duncan, der angebliche Teufel von Donnachaidh, gegenüber seiner Gemahlin gab, schien es ihr, als fänden die Schotten Gefallen daran, unpassende Spitznamen zu vergeben. Sie fragte sich, ob auch Kade einen besaß, von dem sie noch nichts wusste. Die Frage ließ sie nicht los, während sie sich endgültig verabschiedeten, aufsaßen und über den Burghof davonritten, hinter sich den Wagen, der nun hoch beladen war mit den Sachen, die Kade auf Donnachaidh erworben hatte.
„Was lässt Euch so nachdenklich dreinblicken, Frau?“, fragte Kade und brach damit das Schweigen, das zwischen ihnen herrschte, seit sie die Grenzen von Donnachaidh hinter sich gelassen hatten. Zuvor hatte Averill geplappert wie ein Kind, hatte ihm mitgeteilt, wie bezaubernd Lady Duncan sei, wie sehr sie sie mochte und dass der Besuch ihr viel Freude bereitet habe. Während der ersten Meilen nach Stewart Castle hatte sie jeden zweiten Satz mit „Evelinde dies“ und „Evelinde das“ begonnen.
„Nichts“, erwiderte sie rasch. „Habt Ihr eigentlich auch einen Spitznamen?“
„Einen Spitznamen?“, fragte er verblüfft.
„Aye, so wie Cullen, der als Teufel von Donnachaidh gilt, und Eure Schwester Merry, die man den Stewart-Drachen nennt“, erklärte sie.
Er verzog das Gesicht ob des Titels, den man seiner Schwester aufgedrückt hatte. Den hatte sie, wie er wusste, allein dem Umstand zu verdanken, dass sie versucht hatte, Vater und Brüder daran zu hindern, sich zu Tode zu saufen. Und er argwöhnte, dass es sein Vater und seine Brüder selbst gewesen waren, die ihn in Umlauf gebracht hatten. Doch Merry verdiente ihn nicht.
„Nay“, antwortete er auf Averills Frage.
„Oh.“ Sie wirkte enttäuscht, wie er belustigt feststellte. „Warum nicht?“, bohrte sie verdrießlich nach.
„Warum nicht?“, wiederholte er verdutzt.
„Aye.“ Sie nickte. „Aus dem zu schließen, was Will mir erzählt hat, seid Ihr ein ebenso grimmiger Krieger wie Cullen. Warum also hat Euch niemand einen Beinamen gegeben? Vielleicht sollten wir uns selbst einen ausdenken.“
Kade schüttelte amüsiert den Kopf ob dieses Ansinnens.
„Ich wüsste einen“, warf Will ein. Kade fuhr überrascht herum.
„Wirklich?“, fragte Averill eifrig und drehte sich im Sattel, um ihren Bruder fragend anzuschauen. „Welchen?“
„Der Stewart-Heilige“, erwiderte Will sogleich.
„Der Stewart-Heilige?“, fragte sie zweifelnd.
„Genau, denn ein Heiliger muss er sein, dass er dich geheiratet hat“, erklärte Will.
Kade grinste über diese Neckerei, doch Averill sah ihren Bruder wütend an. Sie schnaubte und wandte danach den Blick fest nach vorn, die süße, kleine Nase hochmütig gen Himmel gerichtet und die Lippen abfällig geschürzt... Er betrachtete
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