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Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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unverhüllte Brust. Averill blieb in gebührendem Abstand zum Bett stehen und beäugte ihn wachsam, während sie nickte.
    „Aye", entgegnete sie.
    „Und Ihr seid seine Frau?“ Er musterte sie neugierig.
    „A-aye“, antwortete sie. Mit einem Mal fühlte sie sich befangen.
    Gawain lächelte leicht. „Er kann sich glücklich schätzen, Ihr seid hübsch. “
    Sie blinzelte überrascht ob dieser schmeichelhaften Worte. Sein Blick war zu dem Gefäß in ihrer Hand gewandert.
    „Ist der für mich?“
    „Aye.“ Sie straffte sich kaum merklich und schritt auf ihn zu. „Euer Vater hat nach Whisky verlangt, und ich habe auch Euch einen Becher mitgebracht für den Fall, dass Ihr welchen wünscht.“
    „Nay.“ Gawain verzog angeekelt das Gesicht und wandte den Kopf ab, als sei schon der Anblick des Gebräus unerträglich, ehe er sich an seine guten Manieren erinnerte und hinzufügte: „Aber dennoch danke.“
    Averill neigte den Kopf und musterte ihn nun ihrerseits neugierig. Er war ein attraktiver Bursche - oder wäre es wenigstens, wenn er nicht so struppig ausgesehen hätte, wie er es tat. Wie bei seinem Vater waren auch seine langen Haare ein wirres Vogelnest, und mehrere Tage alte Bartstoppeln zierten sein Gesicht. Sein Haar war einen Ton dunkler als das Brodies, und er hatte ebenso schöne Augen wie Kade. In ordentlichem Zustand, da war sie sicher, wäre er ein ansehnliches Mannsbild. Zudem gierte er nicht nach etwas zu trinken, so wie sein Vater und sein Bruder es gleich nach dem Wachwerden getan hatten.
    „Seid Ihr auch sicher, dass Ihr den Whisky nicht wollt?“, fragte sie, um ihn auf die Probe zu stellen.
    Er nickte entschieden. „Ich kann das Zeug nicht mehr riechen.“
    Sie zauderte kurz, bevor sie den Becher auf dem Tisch abstellte. Sollte er tatsächlich kuriert sein, nachdem er sich zwei Tage lang die Seele aus dem Leib gespien hatte, dann war das schön und gut. Wenn aber nicht, wenn seine Abneigung nur vorübergehend war, ehe ihn das Verlangen nach Whisky erneut überkam, dann würde ein dritter Tag die Sache vermutlich besiegeln.
    „Falls Ihr Eure Meinung noch ändern solltet“, erklärte sie, als sie merkte, dass er sie beobachtete.
    Wieder verzog er das Gesicht, fragte aber nur: „Wo ist Kade?“
    „Er ist heute Nachmittag von einem Pfeil getroffen worden, auf dem Weg zurück von Donnachaidh, wo wir Vorräte eingehandelt haben“, erwiderte sie bekümmert. „Derzeit liegt er im Bett und erholt sich. “
    „Von einem Pfeil getroffen?“, fragte Gawain entsetzt und warf die Decken zurück, um aufzustehen. „Wird er wieder gesund? In welchem Gemach liegt er?“
    Erleichtert stellte sie fest, dass er sein Beinkleid trug. Sie ging zu ihm, um seinen Arm zu nehmen und ihn zu stützen, da er kraftlos schwankte.
    „Warum bin ich nur so schwach?“, fragte er gereizt.
    „Womöglich liegt es daran, dass Ihr Euch mehrere Tage lang von nichts anderem als Whisky ernährt und die letzten beiden damit zugebracht habt, diesen wieder auszuspeien“, sagte sie nicht ohne Mitgefühl.
    „ Aye “, räumte er ein, angewidert von sich selbst. „Ich brauche etwas Festes im Magen, doch an diesem gottverlassenen Ort ist ja nichts dergleichen aufzutreiben.“
    „Kein Ort ist von Gott verlassen“, wies sie ihn sanft zurecht. „Und die Vorräte sind wieder auf gestockt. Wie ich bereits sagte, wir haben heute in Donnachaidh welche besorgt. Ich kann Euch also etwas zu essen bringen. Möchtet Ihr?“
    „Aye. Ich danke Euch.“
    Averill nickte. Er machte sich von ihr los, durchquerte auf wackeligen Beinen die Kammer, kniete vor einer Truhe nieder und öffnete sie. Sie ertappte sich dabei, dass sie ihn neugierig beobachtete. Zwar kannte sie alle drei Stewart-Männer nur flüchtig, doch Gawain schien ihr anders zu sein als sein Vater und Brodie. Zudem hatte er etwas Warmes im Blick, und sie fragte sich, ob er sich wirklich aus eigenem Antrieb betrank oder nicht vor allem deshalb, um von Vater und Bruder nicht ausgeschlossen zu werden.
    „Weshalb trinkt Ihr?“, fragte sie unverblümt.
    Überrascht schaute er sie an, ehe er gequält lächelte. „Alle Stewart-Männer trinken.“
    „Kade nicht“, stellte sie fest.
    „Stimmt, er hat Glück gehabt“, murmelte er geistesabwesend, während er sich durch die Kleider in der Truhe wühlte. „Ist als junger Bursche schon fortgeschickt worden ... Ich habe mir oft gewünscht, auch ich wäre fortgeschickt worden.“ Sehnsucht leuchtete kurz in seinen Augen auf, ehe er den

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