Der Highlander und die Kriegerin
sie einen äußerst verunsicherten Eindruck.
Als er Angst in den Augen seiner kleinen Kriegerin aufflackern sah, hob Caelen eine Braue. Er hätte gedacht, dass sie sich lieber die Kehle durchgeschnitten hätte, als Furcht zu zeigen.
Nun jedoch sah er zum zweiten Mal innerhalb eines Tages Angst und Verletzlichkeit im Blick seiner Braut, und das rief in ihm den Drang zu aberwitzigem Verhalten hervor.
Wie die ganze Nacht lang einfach nur neben ihr zu liegen, weil er fürchtete, sie durch den Vollzug der Ehe nur noch mehr zu verschrecken.
Fast hätte er geschnaubt. Von allen Albernheiten war diese wahrscheinlich die größte. Würden seine Männer Wind von seinem plötzlich erwachten Feingefühl bekommen, sie würden ihn zum Burgtor hinauslachen.
Daher musste er so tun, als hätte er den Augenschmaus an weiblicher Üppigkeit, den seine Frau zur Schau trug, längst gesehen.
Er blickte die gaffenden Kerle um ihn her düster an und trat vor, um seine Gemahlin an ihren Platz zu geleiten. Als er sie begrüßte, war er nach wie vor verärgert, was erklärte, weshalb Rionna ihn ebenso finster ansah.
Caelen wollte ihr sagen, dass sie bezaubernd aussah und er den Wandel rückhaltlos begrüßte. Was er allerdings tatsächlich äußerte, war gänzlich anderer Natur.
„Weshalb bedeckt Ihr Euch nicht züchtig? Das ist liederlich.“
Sie entriss ihm ihren Arm, bedachte ihn mit einem wütenden Blick, bei dem einem glatt die Lust vergehen konnte, und ließ sich elegant auf ihren Platz nieder, während Caelen sich wie der schlimmste aller Tyrannen vorkam.
Einmal mehr ließ er den Blick mürrisch über die Anwesenden gleiten, die Rionna nach wie vor begierig anstierten, als wäre sie die erste Frau, die sie je zu Gesicht bekamen.
„Ihr seht wunderschön aus, Rionna“, sagte Mairin, die ihnen gegenübersaß.
Schuldgefühle machten sich in Caelen breit. Aus seinem Munde hätte Rionna hören sollen, wie erhaben und, aye , wie schön sie war. Seine ungehobelte Bemerkung wettzumachen sollte nicht anderen obliegen.
Und dennoch brachte er es nicht über sich, die Worte zurückzunehmen.
„Nie habe ich eine herrlichere Braut gesehen“, warf der König breit lächelnd ein.
Caelen funkelte ihn finster an, ohne Ewans zurechtweisenden Blick zu beachten.
Der König lachte nur und machte sich über sein Essen her. „Das haben wir gut gemacht, Ewan“, sagte er im Brustton der Überzeugung, als er sich mit dem Unterarm über den Mund fuhr.
Caelen wünschte, er wäre von der Notwendigkeit dieses Bündnisses ebenso überzeugt. Allerdings wirkte sein Bruder so ruhig wie seit Monaten nicht mehr - Monaten, in denen er sich um Mairin und Isabel gesorgt und wegen Duncan Cameron den Kopf zerbrochen hatte. Und Alaric sah ... zufrieden aus. Alaric hatte zu lange vor einem quälenden Dilemma gestanden, hin- und hergerissen zwischen der Frau, die er liebte, und der Treue gegenüber seinem Clan. Da Caelen selbst einst die falsche Wahl getroffen hatte, fühlte er sich nicht berechtigt, in dieser Angelegenheit zu urteilen.
Alle am Tisch waren so verflucht fröhlich. Caelen konnte kaum daran zweifeln, dass seine Vermählung eine gute Entscheidung gewesen war. Das Problem war nur, dass ausgerechnet er und Rionna die Einzigen zu sein schienen, die eben nicht fröhlich waren.
Ewan warf einen Blick in seine Richtung, ehe er sich wieder dem König zudrehte. „Aye, das haben wir gut gemacht.“
„Sobald Euer Kind kräftig genug ist, die Reise auf sich zu nehmen, müsst Ihr eilends nach Neamh Álainn aufbrechen und es in Besitz nehmen. Es ist wichtig, dass auch diese letzte Voraussetzung für unseren Bund erfüllt wird.“
Danach wandte sich der König an Caelen. „Ein Unwetter zieht heran, aber es ist wichtig, dass Ihr schnellstmöglich nach McDonald Keep reitet. Das Bündnis ist besiegelt. Trotzdem traue ich es dem einstigen Laird zu, dass er Zwietracht unter uns sät. Ihr müsst Euch die McDonalds gefügig machen und dürft den Bund mit den McCabes niemals aus den Augen verlieren.“
Das Misstrauen des Königs gegenüber den McDonalds kam einer Kränkung gleich. Ruckartig hob Rionna den Kopf und erdolchte David förmlich mit dem Blick. Caelen packte ihre Hand und drückte sie warnend.
„Habt Ihr vergessen, dass ich ein McCabe bin?“, fragte Caelen. „Wie könnte ich das Bündnis aus den Augen verlieren? Glaubt Ihr, ich würde meine Sippe verraten? Meinen Bruder?“ Er bemühte sich, seinen Zorn zu zähmen. Rionna und er opferten viel für
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