Der Highlander und die Kriegerin
ausgebrütet habt, um uns alle vor den McCabes und Duncan Cameron zu bewahren ."
Sein Lächeln jagte ihr einen Schauer über den Rücken. „Wenn man einen Mann nicht schlagen kann, sollte man erwägen, sich mit ihm zu verbünden. Ich ziehe in Betracht, mit Cameron zu verhandeln. Wenn er mich weiterhin Laird sein lässt, würde ich im Gegenzug sein Vorhaben unterstützen.“
Rionna erbleichte. Alles Blut wich ihr aus den Wangen. „Ihr sprecht von Hochverrat!“
„Still!“, zischte er. „Nicht dass uns jemand hört.“
„Ihr seid ja verrückt“, stieß sie aus. „Ich bin bereits vermählt, dagegen lässt sich nichts tun. Duncan Cameron ist ein ehrloser Schuft. Ihr könnt nicht ernsthaft beabsichtigen, ein Band zwischen uns und jemandem wie ihm zu knüpfen ...“
Er verpasste ihr eine Ohrfeige. Rionna verstummte bestürzt, taumelte rückwärts und fasste sich an die Wange.
Als sie sich wieder gefangen hatte, kochte die Wut so heiß in ihr hoch, dass sie zu bersten glaubte.
Sie zog das Schwert, stürmte vor und drückte ihrem Vater die Spitze der Klinge gegen den Hals. Er starrte sie an, wobei ihm die Augen aus dem Kopf zu treten drohten. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn.
„Rührt mich nie wieder an“, presste sie hervor. „Wenn Ihr noch einmal die Hand gegen mich erhebt, schneide ich Euch das Herz heraus und verfüttere es an die Bussarde.“
Langsam hob er die Hände, die Finger zittrig wie Herbstlaub. „Sei nicht unbesonnen, Rionna. Bedenke, was du da sagst.“
„Nichts als die Wahrheit“, erwiderte sie. Ihre Stimme klang so schroff, dass sie sich selbst nicht erkannte. „Ihr werdet unseren Clan nicht entehren. Ebenso wenig werdet Ihr mich in Euren Sumpf mit hineinziehen. Wir werden uns nicht mit Cameron zusammenschließen. Wir werden unser Bündnis mit den McCabes nicht verraten.“
Sie trat einen Schritt zurück und senkte das Schwert. „Geht mir aus den Augen, Ihr widert mich an.“
Ihr Vater verzog unwillig den Mund. „Du hast mich immer nur bitter enttäuscht, Rionna. Du tust so, als seiest du ein Mann, doch in Wahrheit bist du weder Mann noch Frau.“
„Fahrt zur Hölle“, flüsterte sie.
Er drehte sich um und stapfte davon, und Rionna blieb, vor Kälte bibbernd, allein zurück.
Langsam wandte sie sich wieder dem Loch zu und ging weiter. Heute wirkte es dunkel und unheilvoll. Der Wind peitschte die Oberfläche und ließ das Wasser brodeln. Wellen brachen sich am Ufer.
Ihr brannte die Wange. Nie zuvor hatte ihr Vater sie geschlagen. Sie hatte ihn stets gefürchtet, jedoch aus gänzlich anderen Gründen. In Wahrheit hatte sie ihn weitestgehend gemieden, und bis sie zu einem nützlichen Pfand geworden war, hatte er es mit ihr ebenso gehalten.
Rionna starrte aufs Wasser hinaus, ohne etwas wahrzunehmen. Erstmals, seit sie in diesen Schlamassel geraten war, wurde sie von Verzweiflung überwältigt, die sich ihr bleischwer auf die Schultern legte.
Was wusste sie schon über ein Dasein als Ehefrau?
Sie schaute an ihrer Gewandung hinab und spürte, wie die Scham ihr das Blut ins Gesicht trieb und die Brust zuschnürte. Caelen McCabe hatte geschafft, was bisher niemandem gelungen war: Er hatte sie dazu gebracht, sich ihrer selbst zu schämen. Das machte sie wütend.
Sie rieb sich die kalten Hände und steckte sie unter den Saum ihrer Tunika. Sie hatte keine Handschuhe angezogen, was nachlässig gewesen war. Zu eilig hatte sie es gehabt, den Wohnturm und die engen Mauern hinter sich zu lassen.
Doch selbst der schneidend kalte Wind und die beißende Kälte konnten sie nicht dazu bewegen, sich zurück in die Wärme zu begeben - wo die Zukunft in Gestalt eines Mannes wartete, der ebenso kühl war wie der Nebel, der vom See herüberwaberte.
„Rionna, Ihr solltet Euch nicht hier draußen in der Kälte herumtreiben.“
Sie versteifte sich unter dem brüsken Tadel ihres Gemahls, wandte sich aber nicht um.
„Ihr werdet noch krank.“ Er trat neben sie und ließ den Blick wie sie über den See schweifen.
„Seid Ihr gekommen, um Euch zu entschuldigen?“, fragte sie und sah ihn von der Seite an.
Caelen zuckte überrascht zusammen, drehte sich zu ihr um und hob die Brauen. „Entschuldigen wofür?“
„Wenn Ihr das schon fragen müsst, wird es wohl keine aufrichtige Entschuldigung werden.“
Er schnaubte. „Ich werde mich gewiss nicht dafür entschuldigen, Euch geküsst zu haben.“
Sie errötete. „Den Kuss selbst habe ich nicht gemeint, aber etwas derart Vertrauliches
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