Der Highlander und die Kriegerin
vermisst.“
„Ich dich auch.“
Sie eilte zu ihrem Gemach, wo sie sich die hauchzarte Kleinigkeit von einem Gewand regelrecht vom Leibe riss. Dabei gab sie sich ihrem Zorn vollends hin. Eine andere Möglichkeit war gänzlich ausgeschlossen - am liebsten nämlich hätte Rionna sich auf dem Bett zusammengerollt und ihre Schmach einfach verdrängt.
Es war dumm von ihr, dass sie auf Maddie gehört hatte. Sich herauszuputzen war etwas für schöne Damen, die mit den gesellschaftlichen Umgangsformen vertraut waren. Für Damen, die wussten, wie man sprach und ging und schwieg und sich ehrerbietig gab. All dies war Rionna fremd.
Ihre einzige Errungenschaft bestand darin, sich vorhin in der Halle nur noch stärker zum Narren gemacht zu haben. Zudem hatte sie Caelen erneut Gelegenheit gegeben, sie zu demütigen.
Sie hasste ihn.
Schlimm genug, dass er sich für ein großherziges Opferlamm hielt, weil er sich die verschmähte Braut seines Bruders aufgebürdet hatte. Zu allem Überfluss musste er auch noch ein arroganter, überheblicher Trottel sein.
Wenn sie doch nur eine heiratsfähige Schwester hätte. Dann hätte sie sich weiterhin kleiden und gebärden können, wie sie wollte. Dann hätte sie weiterhin zum Schwert greifen können, wann immer ihr verdammt noch mal danach war.
Als ihr aufging, dass sie nackt dastand und fror, zog sie sich ihre abgetragenen Hosen an und streifte sich ihre Lieblingstunika über.
Ihre Stiefel waren alt, und in einem Absatz war ein Loch. Aber sie saßen wie angegossen und hatten Rionna nie im Stich gelassen.
Rasch flocht sie sich das Haar und steckte es fest, schob ihr Schwert in die Scheide und genoss es, endlich wieder sie selbst zu sein.
Anschließend drehte sie sich um und schritt aus ihrem Gemach.
Zur Hölle mit Caelen McCabe. Zur Hölle mit ihnen allen. Rionnas Clan mochte nicht der stärkste oder gewiefteste sein und nicht dasselbe Kampfgeschick an den Tag legen wie andere. Aber es war ihr Clan, und sie würde nicht zulassen, dass man sich abfällig über ihn äußerte. Ihr Vater hatte das Ansehen der McDonalds schon genug in den Schmutz gezogen. Dieser selbstgerechte Bastard.
Geräuschlos schlich sie die Stufen hinab und hoffte, dass die Männer nach wie vor in ihr Gespräch vertieft waren. Als sie den unteren Treppenabsatz erreichte, legte sie den Kopf schräg und lauschte. Aus der großen Halle schallten Stimmen.
Eilig strebte sie in die andere Richtung und trat durch einen Nebenausgang in den Hof hinaus.
Dort übten sich Krieger aus verschiedenen Nachbarclans im Schwertkampf. Es wurde gescherzt und gelacht. Schweißgeruch stieg ihr in die Nase, und das Klirren von Metall hallte ihr angenehm vertraut in den Ohren wider.
Doch Rionna wandte sich von den Kämpfenden ab und machte sich durch die Bäume auf zum See.
„Rionna!“
Sie fuhr herum in die Richtung, aus der sie gekommen war, und entdeckte ihren Vater. Er blickte grimmig drein und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Mit einer Hand winkte er sie zu sich.
Kurz erwog sie, die Aufforderung in den Wind zu schlagen, aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Ihr Vater war nach wie vor Laird, wenn auch nur noch für wenige Tage. Danach würde ihr Gemahl den Titel übernehmen, und sie wusste nicht, wen sie in dieser Position mehr fürchtete.
Die Zähne fest zusammengebissen, ging sie zurück und blieb etwas entfernt von ihrem Vater stehen. „Aye, Vater?“
„Ich will mit dir reden. Wir dürfen nicht zulassen, dass Caelen McCabe Anführer des McDonald-Clans wird.“
„In dieser Hinsicht haben wir wohl kaum eine Wahl“, wandte sie vorsichtig ein. „Entweder wir tun uns mit den McCabes zusammen, oder sehen uns Duncan Cameron allein gegenüber.“
„Nay, das sind keineswegs unsere einzigen Möglichkeiten.“
Sie hob eine Braue. „Meint Ihr nicht, dass Eure Worte ein wenig spät kommen? Hättet Ihr nicht mit einer Lösung aufwarten können, bevor ich Caelen McCabe geehelicht habe?“
„Halt deinen frechen Mund, ehe ich dich zum Schweigen bringe“, fuhr er sie an. „Ich bin nach wie vor dein Laird, und bei Gott, ich werde mir keine Unverfrorenheiten von dir gefallen lassen.“
Trotzig starrte Rionna den Mann an, vor dem sie im Laufe der Jahre jeden Respekt verloren hatte. Er war ein jämmerliches Exemplar von einem Mann, auch wenn er ihr Laird war - und ihr Vater. An den Umständen ihrer Geburt konnte sie nichts ändern. Sie wünschte, es wäre anders.
„Dann sagt, Vater, welchen Plan Ihr
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