Der Highlander und die Kriegerin
ihr mit den Fingern durch das volle Haar, das hinter ihren Ohren lag.
Ihr Haar war warm, weil sie so lange am Feuer gesessen hatte, und so war ihm, als liebkose er Sonnenstrahlen. Die Strähnen flossen ihm wie flüssige Seide über die Finger, und das Gefühl auf seiner Haut faszinierte ihn ebenso sehr wie der Anblick. Nie zuvor hatte er etwas derart Feines berührt. Er zog Rionna näher, bis sein Mund den ihren beinahe berührte.
„Küsst mich“, raunte er mit einer Stimme, die nicht die seine war.
Der Befehl schien sie zu verunsichern. Stocksteif saß sie auf seinen Schenkeln, so verspannt, dass sie einer steinernen Säule glich. Sie sah ihm in die Augen, betrachtete seinen Mund und leckte sich einmal mehr über die Lippen.
Ah, Teufel noch eins.
Seine Lanze war nicht minder angespannt als seine furchtsame Gattin. Er verlagerte sein Gewicht, weil er sie nicht ängstigen wollte, aber jedes Mal, wenn er sich regte, wurde ihm nur klarer, dass er eine schöne, feurige Frau in den Armen hielt - eine Frau, der er zugesichert hatte, die Ehe heute Nacht nicht zu vollziehen.
Schwachkopf.
Vielleicht konnte er sie ja morgen mit zu sich aufs Pferd nehmen, sodass sie nicht selbst im Sattel sitzen musste.
Nay , auch das war keine Lösung, denn dadurch würde der Ritt zu einer einzigen Tortur für ihn werden.
Seufzend ergab er sich der Tatsache, dass diese Nacht eine äußerst aufreibende für ihn werden würde. Er hatte zwar nicht die Absicht, sich ihr aufzudrängen, dennoch würde er nicht zulassen, dass Rionna in ihrer eigenen Kammer schlief.
Seine Brüder verbrachten jede Nacht in den Armen ihrer Gemahlinnen, und Caelen würde ihnen keinen Anlass geben anzunehmen, dass er ihnen in dieser Hinsicht nachstand.
Zögerlich drückte sie die Lippen auf die seinen. Sie berührte ihn kaum, und doch war ihm, als durchzuckte ihn ein Blitz. Heiß - sogar seine Zehen prickelten, als hätte er sie in die Glut eines Feuers getaucht.
Es kostete ihn seine ganze Selbstbeherrschung, sich nicht mit ihr aufs Bett zu werfen und sie zu küssen, bis ihr die Sinne schwanden. Seine neugewonnene Geduld und der Wunsch, Rionna nicht zu Tode zu ängstigen, kamen ihm plötzlich töricht vor.
Rionna entzog sich ihm und musterte ihn aus großen Augen. Wieder waren ihre Wangen von einem rosigen Hauch überzogen. Mit einer Hand strich sie ihm an der Brust hinauf und über die Schulter, wobei sie ihn die ganze Zeit wachsam betrachtete, als erwarte sie, dass er sie beiße, weil sie ihn anzurühren wagte. Grundgütiger, dabei war er nahe daran zu flehen , sie möge ihn anrühren.
Sie ließ die Finger über seinen Hals gleiten, ehe sie ihn abermals zaghaft küsste. Dieses Mal wich sie nicht zurück, sondern erkundete scheu seinen Mund - mit der Zunge. Heilige Jungfrau, das brachte ihn schier um den Verstand.
Unruhig wand sie sich auf seinem Schoß, drängte sich an ihn, die Lippen nach wie vor heiß auf die seinen gepresst.
Begehren wallte in ihm auf, doch er hielt sich zurück, um diesen hinreißenden Moment, den sie ihm schenkte, nicht zu zerstören. Immerhin war sie noch unschuldig, ihrem männlich-kriegerischen Gebaren zum Trotz. Sie verdiente es, so sanft umworben zu werden, wie ihm nur möglich war - wobei er, sofern er dies bis zum Schluss durchhielt, einen Heiligenschein verdiente.
„Dieses Küssen ist gar nicht so unangenehm“, hauchte sie.
„Nay, in der Tat nicht. Wer wollte Euch weismachen, es sei unangenehm?“
Sie zögerte, schob sich von ihm fort und schaute ihn aus Augen an, die dunkler als sonst wirkten. „Niemand. Aber ich habe nie zuvor jemanden geküsst und weiß daher nicht, wie es geht.“
Fast hätte er gestöhnt. Es gefiel ihm, dass er der Erste war, den sie küsste - vorausgesetzt, sie sagte die Wahrheit. Andererseits konnte sie eine solche Unbedarftheit kaum heucheln, und was hätte sie schon davon gehabt, in dieser Hinsicht zu lügen? Nay , sein Argwohn wurzelte in Verfehlungen, die der Vergangenheit angehörten, und das war seiner Braut gegenüber nicht gerecht.
Über ihre Behauptung, nicht zu wissen, wie man küsse, hätte er am liebsten laut gelacht. Die Frau war eine geborene Verführerin. Ihre Küsse vereinten Verwegenheit mit Unschuld, und das weckte solch mannigfache Empfindungen in ihm, dass er sprachlos war und Mühe hatte, bei Sinnen zu bleiben.
„Ich finde, Ihr macht es goldrichtig“, murmelte er. „Aber um ganz sicherzugehen, solltet Ihr noch ein wenig an mir üben.“
Er spürte sie erbeben,
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