Der Highlander und die Kriegerin
Mann umherziehen und ihr Leben riskieren? Sie könnte getötet oder schwer verwundet werden. Wenn ihr wirklich wollt, dass sie wie der Schatz behandelt wird, der sie euch zufolge ist, wäre es dann nicht besser, sie bliebe auf der Burg, wo wir sie beschützen können? Wie könnt ihr von Respekt sprechen, wenn ihr sie und ihren Rang doch offenbar nicht im Geringsten achtet?“
Caelen ließ Simon los, trat zurück und sah auf ihn hinab. „Frauen gilt es zu beschützen und zu umsorgen. Der Tag, an dem eine Frau all dies für mich tut, wird zugleich der Tag sein, an dem man mich zu Grabe trägt und nicht länger Krieger nennt.“
Simon verzog das Gesicht, rappelte sich auf und klopfte sich den Schnee von der Tunika. „Aye, Ihr habt ja recht. Aber Rionna... Sie ist anders als andere Frauen, Laird.“
Caelen brummte zufrieden ob der Anrede. „Aye, das weiß ich. Sie ist in der Tat eigen. Doch es ist nicht zu spät, ihr beizubringen, wie sich eine anständige Frau verhält. Bald schon wird sie mein Kind unterm Herzen tragen - euren nächsten Laird. Wollt ihr, dass sie ihr Wohl und das des Kindes aufs Spiel setzt, indem sie zum Schwert greift und wie ein Mann kämpft?“
„Nay.“
Mann um Mann schüttelte den Kopf und murmelte verneinend, aber nicht alle waren überzeugt. Mochten sie Caelen auch darin beipflichten, dass er Rionna beschützen musste, so hieß das nicht, dass sie ihn als Laird akzeptierten.
Das würde Zeit brauchen - Zeit, die Caelen nicht hatte, wenn er diesen armseligen Haufen in eine Streitmacht verwandeln wollte, die es mit den McCabes aufnehmen konnte.
„Wohin also geht es heute, Laird?“, fragte Simon.
Dass Simon ihn mit seinem Titel anredete, stieß nicht bei allen auf Zustimmung. Einige blickten abweisend und wandten sich kopfschüttelnd und unverhohlen respektlos ab.
„Auf die Jagd“, erwiderte Caelen. „Unsere Vorratskammern sind leer und unsere Frauen und Kinder hungern, während wir hier draußen herumstehen und uns selbst wie Kinder verhalten. In den kommenden Wochen werden wir die Waffenübungen erweitern. Die Männer werden drei reichhaltige Mahlzeiten am Tag brauchen, um bei Kräften zu bleiben. Ich werde euch hart und gnadenlos rannehmen, denn ich werde Krieger aus euch machen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.“
„Mein Sohn James ist ein guter Bogenschütze und unser bester Jäger.“
„Dann soll er uns begleiten. Sammelt eure fähigsten Leute. Simon, ich möchte dich, Arien und alle mit dabei haben, die ihr für passend haltet. Wir brechen sofort auf.“
Simon nickte und wollte sich abwenden, hielt jedoch inne und atmete tief durch, als ringe er mit sich.
„Sprich“, wies Caelen ihn an. „Es ist nicht zu übersehen, dass du etwas auf dem Herzen hast.“
„Versucht, nachsichtig mit Rionna zu sein. Sie hat nie ein anderes Leben gekannt. Aber sie hat ein gutes, treues Herz.“
Caelen seufzte. Es machte ihn rasend, dass ihm ein jeder sagte, wie er mit seiner Frau umzuspringen habe. Selbst sein Bruder Alaric hatte - nach der Vermählung mit einer anderen - seine Meinung zu der Sache kundgetan. Aber Alaric hielt sich auch für einen Meister in allem, was das Weibsvolk betraf.
„Was sie braucht, ist eine feste Hand. Man hat sie viel zu lange verwildern lassen.“
Einige in der Menge lachten leise. Selbst Simon grinste, als habe Caelen einen Witz gemacht, den nur sie verstanden.
„Dann wünsche ich Euch viel Glück, Laird. Irgendetwas sagt mir, dass Ihr es brauchen werdet.“
Kapitel 14
R ionna stand am Fenster des Wehrturms und ließ den Blick über die schneebedeckte Landschaft schweifen. Drei Tage waren die Jäger nun schon unterwegs, und noch immer war keine Spur von ihnen zu sehen.
Am ersten Abend war einer der jüngeren Krieger mit einem kapitalen Hirsch zurückgekommen. Der Bursche war von Caelen angewiesen worden, dass die Jagdbeute abzuziehen, zu pökeln und einzulagern sei, wobei eine großzügige Ration sofort für Frauen und Kinder zubereitet werden solle.
Die übrige Jägerschar wollte erst heimkehren, wenn sie genügend Wild erlegt hatte, um die Speisekammer zu füllen.
Rionna beobachtete die Männer", die sich im Hof gemäß Caelens Anweisungen im Kampf übten. Drei Tage lang hatte sie gegen die Versuchung gerungen, sich ihnen anzuschließen. Stattdessen war sie im Wohnturm geblieben und hatte den endlosen Ausführungen darüber gelauscht, wie man Fleisch zubereitete, was es beim Füllen der Vorratskammer zu beachten galt und wie man
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