Der Highlander und die Kriegerin
ohne Eskorte hingehen. Ich werde nicht zulassen, dass sich wiederholt, was sich in meiner Abwesenheit zugetragen hat. Wenn ich Gannon brauche, wird Hugh seinen Platz an Eurer Seite einnehmen.“
Sie nickte zustimmend.
„Zweitens werdet Ihr allein mit mir üben und mit niemandem sonst. Wenn Ihr schon lernen wollt, dann vom Besten, und ich werde es Euch nicht leicht machen, nur weil Ihr meine Frau seid.“
Sie grinste frech. „Nichts anderes erwarte ich, Gemahl.“
„Außerdem werdet Ihr Euch nicht länger die Brüste umwickeln. Das habe ich Euch bereits durch Sarah ausrichten lassen.“
Rionna hob eine Braue und blickte ihn argwöhnisch an.
Er lächelte träge. „Dabei geht es mir nicht allein um mein Vergnügen. Es ist schlicht unsinnig. Von mir aus kleidet Euch wie ein Kerl, aber deswegen müsst Ihr noch lange nicht wie einer aussehen.“
„Sonst noch etwas, werter Gemahl?“ Sie wippte mit dem Fuß.
„Aye, helft mir auf.“
Sie verzog ungeduldig das Gesicht, streckte ihm aber die Hand entgegen. Die Kleine wurde nicht klug. Caelen packte sie am Handgelenk und beförderte sie mit einem flinken Ruck neben sich in den Schnee.
Mit schneebedecktem Gesicht rappelte sie sich auf und blinzelte, als verstehe sie nicht, weshalb er das getan hatte. Er bedachte sie mit einem Lächeln. „Rache, Rionna. Rache.“
Empört warf sie sich auf ihn und wälzte sich mit ihm über den Schnee. Lachend setzte Caelen sich auf sie, klaubte mit der freien Hand Schnee zusammen und hob das Wurfgeschoss drohend über die Schulter.
„Das wagt Ihr nicht“, keuchte sie.
Er ließ los und lachte abermals, als sie sich die Flocken aus den Augen blinzelte. Der Schnee rieselte ihr von den Wangen und gab ihre bestürzte Miene preis, ehe in ihren Augen die Kampfeslust aufloderte.
Derweil eilte Sarah zurück zur Tür, die von der Küche nach draußen führte. Sie sorgte sich, weil ihre Herrin und der Laird so lange schon in der Kälte ausharrten. Als sie die Tür öffnete, stellte sie entsetzt fest, dass Rionna im Schnee lag und der Laird auf ihr hockte.
Wie konnte er sie mit so wenig Umsicht behandeln, wo sie doch noch immer angeschlagen war von jenem Überfall? Der Mann war ja übergeschnappt. Ihr lag schon eine scharfe Bemerkung auf der Zunge, als ihr durch die frostige Luft Rionnas Lachen an die Ohren drang.
Rionna rollte sich herum, sodass nun sie auf dem Laird thronte, und machte sich daran, ihm das Gesicht mit Schnee einzuseifen. Der Laird setzte sich erbittert zur Wehr, und Schnee stob in alle Richtungen.
Sarah lächelte breit, zog sich lautlos zurück und schloss die Tür, um die beiden nicht zu stören.
Kapitel 18
E rstmals seit dem Angriff kam Rionna zum Nachtmahl in die Halle hinab. Sie spürte die Blicke von Männern und Frauen gleichermaßen, und nur mit Mühe bezähmte sie den Drang, ihr zerschundenes Gesicht zu bedecken und zurück in ihre Kammer zu fliehen.
Doch sie hatte sich lange genug versteckt. Sie war nicht länger bereit dazu.
Caelen sah erstaunt auf und erhob sich, als sie sich der Tafel näherte. Die übrigen Krieger taten es ihm gleich, und Caelen beschied Simon neben sich mit einer Geste, den Platz für Rionna zu räumen.
„Ich hätte Euch etwas zu essen hinaufbringen lassen“, sagte er leise zu ihr, als er sich wieder setzte.
Sie lächelte. „Es ist nett, dass Ihr Euch so um mich kümmert, aber ich musste endlich aus meinem Versteck kommen. Die Prellungen entstellen mein Gesicht, aber an meinem übrigen Leib ist nichts auszusetzen.“
Caelen hob ihr Kinn und drehte erst die eine, dann die andere Hälfte ihres Gesichts ins Licht. Seine Miene war nachdenklich. Er machte Rionna keine unaufrichtigen Komplimente und bestritt auch nicht, dass sie entstellt war. Seltsamerweise fand sie dies tröstlich.
„Die Blutergüsse verblassen. In einigen Tagen sind sie gänzlich fort.“
Er strich ihr über die Würgemale am Hals und zog scharf die Luft ein, ehe er die Hand fortnahm und sich wieder seinem Teller zuwandte.
Nach dem Essen erhob sich Rionna und entschuldigte sich. Es war ein stilles Mahl gewesen, so als hätten sich die Männer gescheut, Rionna zu stören. Es wird dauern, sie davon zu überzeugen, dass ich nicht beim geringsten Anlass zerbreche, dachte sie. Aber dass sie so denken, habe ich mir selbst zuzuschreiben . Wie sollte sie in Worte fassen, wie ihnen erklären, wie hilflos und wütend sie sich gefühlt hatte, als sie den Angreifern ausgeliefert gewesen war?
Das würde niemand hier
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