Der Highlander und die Kriegerin
nachvollziehen können. Ohnehin wollte sie lieber nach vorn schauen und nicht an Vergangenem festhalten. Im Laufe der Zeit würden alle vergessen, was vorgefallen war.
Caelen hielt sie zurück und nickte Gannon zu. „Ich werde Euch nach oben geleiten.“
Das überraschte Rionna. Gemeinhin legte Caelen Wert darauf, die Zeit nach dem Nachtmahl in entspannter Runde mit den Männern zu verbringen. Das war seine Art, nach einem langen Tag an der Waffe die Kameradschaft unter den Kriegern zu fördern. Er lauschte ihren Einfällen, riss derbe Zoten - die Rionna zumeist die Augen verdrehen ließen - und redete mit ihnen über die Ereignisse des Tages. Er und Gannon bemühten sich beide um die Akzeptanz der McDonalds, was Rionna zu schätzen wusste, auch wenn die Männer Caelen noch immer nicht uneingeschränkt als Laird anerkannten.
Heute Abend jedoch erhob auch er sich von der Tafel. Noch immer hielt er behutsam ihr Handgelenk umklammert, während er sie die Treppe hinauf zum Gemach führte.
„Ihr hättet mich nicht eigens nach oben begleiten müssen“, sagte sie, nachdem er die Tür geschlossen hatte.
„ Aye , ich weiß, aber ich wollte es gern. Vielleicht ist mir heute Abend ja eher danach, mich mit meiner Gemahlin statt mit den Männern zu unterhalten.“
Sie drehte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen, um zu erkunden, welche Absichten er hegte. „Habt Ihr ein bestimmtes Gesprächsthema im Sinn?“
„Möglich. Macht Euch bettfertig, Frau, Ihr seht müde aus. Ich lege Holz nach, und dann begeben wir uns früh zur Ruhe.“
Verwirrt ob seiner seltsamen Stimmung, entkleidete Rionna sich. Sie wollte gerade nach ihrem Nachthemd greifen, als Caelen sie mit einem missbilligenden Laut zurückhielt. Sie schaute auf. Er kniete vor dem Kamin, ein Holzscheit in der Hand, und schüttelte den Kopf. „Nicht?“
„Ich würde gern Eure Haut an der meinen spüren.“
Daran war im Grunde nichts auszusetzen, doch heute Abend stimmte diese Vorstellung sie schüchtern und ein wenig unsicher - und das wiederum ärgerte sie.
Als spürte er ihre Scheu, erhob sich Caelen und kam zu ihr. Sanft löste er das Nachthemd aus ihrem Griff und legte es über den Stuhl beim Feuer.
„Ich werde nichts von Euch fordern, Rionna. Niemals würde ich etwas tun, das Euch ängstigt. Aber ich habe es vermisst, Euch neben mir zu spüren, Eure Wärme zu fühlen und Euren Duft auf meiner Haut zu tragen. All das hätte ich gern heute Nacht, sofern es in Eurem Sinne ist.“
Sie legte ihm eine Hand an die Brust und sah zu ihm auf. Die Zärtlichkeit in seiner Stimme rührte an ihr Herz. „Ihr ängstigt mich nicht, Caelen. Um die Wahrheit zu sagen, fühle ich mich nirgends geborgener als in Eurer Nähe.“
Er umfasste ihre Finger, hob sie sich an die Lippen, küsste die Handfläche und verharrte so einen Moment, ehe er ihre Hand wieder sinken ließ.
„Legt Euch hin. Es ist kalt, und der Wind dringt durch die Fensterbespannung.“
Rionna schlüpfte unter die Felle und beobachtete, wie Caelen sich im Feuerschein auszog. Als er sich dem Bett zuwandte, schlug sie einladend die Decken zurück.
Sobald er sich ausgestreckt hatte, schmiegte sie sich an ihn und seufzte wohlig, als seine Wärme sie einhüllte.
Caelen lachte leise an ihrem Haar. „Es klingt fast, als würdet Ihr schnurren, Frau.“
„Mmm, Ihr fühlt Euch gut an, Gemahl.“
Er streichelte ihr mit der flachen Hand den Rücken, während sie seinen gleichmäßigen Atemzügen an ihrem Ohr lauschte.
„Ich habe über einiges nachgedacht“, sagte er.
Gespräche, die mit diesen Worten begannen, endeten nie gut. Rionna rückte von ihm ab und spürte, wie seine Hand auf ihrem Rücken verharrte.
„Worüber habt Ihr denn nachgedacht?“
„Sagt mir, weshalb Ihr Euch so kleidet und so großen Wert darauf legt, mit dem Schwert umgehen zu können.“
Rionna riss die Augen auf. Damit hatte sie nicht gerechnet.
„Es ist nicht zu übersehen, dass Ihr viel Zeit in den Schwertkampf gesteckt habt. Ihr müsst zugeben, dass dies keine eben gewöhnliche Beschäftigung für eine Frau ist. Eurem Vater jedenfalls hat es nicht gefallen. Ich habe gesehen, wie er sich aufgeführt hat, als Ihr bei Eurem ersten Besuch auf McCabe Keep einen unserer Krieger geschlagen habt.“
Als Rionna daraufhin schwieg, streichelte er abermals ihren Rücken, eine federleichte Berührung. Es beruhigte sie.
„Und nun hat man Euch überfallen und übel zugerichtet. Ein prägendes Erlebnis, erst recht für eine zarte Frau
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