Der Highlander und die Kriegerin
darauf hatte sie ein bernsteinfarbenes Kleid mit Goldstickereien angelegt. Es war das erste Mal, dass sie dieses von Sarah gefertigte Gewand trug. Rionna hatte es für einen besonderen Anlass aufgespart - und den Zorn ihres Gemahls zu besänftigen, schien ihr ein durchaus angemessener Zweck zu sein.
„Ihr seht bezaubernd aus. Die Schwangerschaft macht Euch jetzt schon weicher.“
Auf dem Weg zur Tür hielt Rionna inne und drehte sich seufzend um. „Gannon.“
Sarah blickte finster drein, als habe sie Caelens Befehlshaber gänzlich vergessen. „Er wird es kaum wagen, Hand an Euch zu legen“, entgegnete sie achselzuckend. „Oh, er wird toben und versuchen, Euch den Weg zu versperren, aber gemeinsam sollten wir ihn bezwingen können.“
Rionna teilte Sarahs Zuversicht nicht. Sie traute Gannon durchaus zu, handgreiflich zu werden.
„Vielleicht wäre es besser, wenn du ihn hereinrufst. Ich stelle mich hinter die Tür, und wenn er eintritt, schleiche ich mich schnell hinter seinem Rücken hinaus.“
Sarah kicherte. „Wie gewieft Ihr seid. Das dürfte klappen, wenn ich nur verängstigt genug schreie. Macht Euch bereit und beeilt Euch. Ihm wird diese List ganz und gar nicht gefallen.“
Rionna raffte die Röcke und bezog Stellung hinter der Tür. Sarah begab sich zum anderen Ende der Kammer und rief nach Gannon.
Umgehend flog die Tür auf, und Gannon stürmte herein. Rionna hielt sich nicht damit auf, sein weiteres Vorgehen zu verfolgen, sondern packte die Tür, stürzte nach draußen und rannte die Treppe hinab. Gannons Wutschrei folgte ihr bis nach unten.
Seine schweren Tritte auf den Stufen beflügelten Rionna. Sie hastete auf das Portal zu und in den Hof hinaus. Beinahe wäre sie im Schnee ausgerutscht, doch sie fing sich wieder und lief auf ihren Gemahl zu, der mit dem Rücken zu ihr stand.
Die Männer erblickten sie und senkten die Schwerter, ohne länger auf Caelens Anweisungen zu achten. Erstaunt starrten sie Rionna an, die schlitternd neben Caelens rechtem Ellbogen zum Stehen kam.
Wachsam schauten sie von ihr zu Caelen, und als er sich ihr zuwandte, verstand sie, weshalb sie auf der Hut waren.
In seiner Miene spiegelte sich kalte Wut. Rionna wich unweigerlich zurück. Das Herz klopfte ihr bis zum Halse. Sie hörte hinter sich, wie Gannon mit langen Schritten näher kam, und plötzlich war sie von zwei äußerst zornigen Kriegern umzingelt.
„Du solltest doch dafür sorgen, dass sie im Gemach bleibt“, blaffte Caelen an Gannon gerichtet.
„Es ist nicht seine Schuld“, warf Rionna leise ein. „Sarah und ich haben ihn überrumpelt.“
„Wenn es um Gaunereien geht, seid Ihr in der Tat überaus geschickt - findet Ihr nicht auch, Gemahlin?“
Sein anklagender Tonfall verschlug ihr die Sprache. Was genau er ihr vorwarf, verstand sie nicht, aber was es auch sein mochte, wohl war ihr nicht bei der Sache.
Sie reckte das Kinn. „Ich wollte den Männern lediglich zeigen, dass ich unversehrt bin.“
Mit einer Geste wies er auf die Versammelten. „Nun, sie dürften sich davon überzeugt haben, dass Ihr trotz Eures Unverstands gesund und munter seid. Wenn dies dann alles war, würde ich gern mit den Waffenübungen fortfahren.“
Rionna zog sich die Brust zusammen, so bissig und herablassend wie er klang. „Mein Unverstand? Wovon redet Ihr, Gemahl?“
Er trat einen Schritt auf sie zu und sah sie durchdringend an. Sein eisiger Blick jagte ihr Schauer über den Rücken. „Wir unterhalten uns später, wenn mein Zorn verraucht ist. Bis dahin kehrt Ihr in die Kammer zurück und rührt Euch nicht vom Fleck. Haben wir uns verstanden?“
Abermals war sie sprachlos und konnte ihn nur ungläubig anstarren. Was um Himmels willen hatte sie nur verbrochen, das ihn so in Rage versetzte? Das ihn dazu brachte, sie vor den Kriegern ihres Clans zu erniedrigen?
Sie war schwer versucht, ihm ins Gemächt zu treten und zu sehen, wie er sich in gequält auf dem Boden wand. Stattdessen presste sie die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und bedachte Caelen ihrerseits mit einem Blick, der jede Blüte hätte welken lassen.
Danach machte sie auf dem Absatz kehrt, und als Gannon sie am Arm packen wollte, riss sie sich mit einem Ruck los und funkelte ihn ebenso eisig an. Sie sollte also brav in ihrem Kämmerlein warten, bis ihr Gemahl geruhte, sie wegen irgendeines vermeintlichen Vergehens zusammenzustauchen? Nur über ihre Leiche.
Sie stürmte in den Wohnturm und begab sich auf die Suche nach Sarah. Caelen sollte
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