Der Highlander und die Kriegerin
also soll ich machen?“, fragte Rionna verzweifelt.
Sarah kicherte. „Wenn ich das wüsste, gäbe es keine unglücklichen Menschen mehr, nicht wahr? Ich fürchte, da müsst Ihr selbst eine Lösung finden.“
„Möglich“, räumte Rionna widerstrebend ein. „Aber nicht heute Abend. Ich bin müde.“
„Und grantig.“
„Aus gutem Grund.“
„Dann schlaft, Mädchen. Euer Gemahl wird bald nach Euch suchen, und dann werdet Ihr keine Gelegenheit mehr zum Ruhen haben.“
„Ich werde mich nicht vor ihm verstecken.“
Sarah hob eine Braue. „Ach? Und wie nennt Ihr das, was Ihr gerade tut?“
„Ich widersetze mich lediglich seiner Anweisung.“
„Indem Ihr Euch versteckt“, stellte Sarah belustigt fest.
„Nay, das habe ich keineswegs vor. Höchste Zeit herauszufinden, warum er so zornig ist.“
Sie erhob sich, die Hände zu Fäusten geballt.
„Gebt acht, wenn Ihr zurückgeht. Der Boden ist verschneit und vereist. Der Herrgott scheint sich nicht entscheiden zu können, ob er es nun schneien oder regnen lassen will.“
„Ich werde aufpassen, Sarah. Hab Dank, dass du mich bei dir aufgenommen hast. Und für deinen Rat. Manchmal ist es gut, jemanden zu haben, an den man sich wenden kann.“
Sarah lächelte. „Aye, wie wahr. Und nun geht und schließt Frieden mit dem Laird. Eigentlich müsstet ihr feiern.“
Rionna verabschiedete sich und eilte durch den Schnee zurück zum Wohnturm.
Caelen saß an der Tafel in der großen Halle und erhob sich, als sie eintrat. Seine Augen wurden schmal, und er presste die Lippen zu einem Strich zusammen. Die Arme vor der Brust verschränkt, schaute er Rionna durchdringend an. Offenbar war ihm gar nicht aufgefallen, dass sie seinen Befehl, in die Kammer zurückzukehren, in den Wind geschlagen hatte. Hatte er vor, sie verhungern zu lassen?
Sie schenkte seiner trockenen Miene keine Beachtung, sondern schritt zum Kamin und streckte die Hände aus, um sie zu wärmen. Dabei wandte sie dem Herrn Laird den Rücken zu.
Je mehr sie über die Angelegenheit nachdachte, desto wütender wurde sie. Sie hatte nichts getan, das seinen Zorn verdiente. Und wenn er sich über das Kind nicht freuen konnte - nun, an diesem war er selbst schuld. Jedenfalls hatte er eine Schwangerschaft nicht gerade zu verhindern gesucht.
Als ihr wieder einigermaßen warm war, wandte sie sich um, ohne ihren Gemahl anzuschauen, und ging gemessenen Schritts zur Treppe.
„Ihr stellt meine Geduld wahrlich auf eine harte Probe, Frau“, rief er ihr nach.
Das ließ sie verharren. Langsam drehte sie sich um und erdolchte ihn mit einem Blick, der ihre eigene, stetig wachsende Rage preisgab.
„Und Ihr die meine, Gemahl. Falls Ihr je ergründen solltet, was ich getan habe, um Euer Missfallen zu erregen, könnt Ihr es mich ja wissen lassen. Bis dahin lege ich mich schlafen. Es war ein ereignisreicher Tag.“
Kapitel 25
A l s Rionna das Gemach erreichte, zitterte sie am ganzen Leib. Es hatte sie all ihren Mut gekostet, die Halle gemächlich und in aller Seelenruhe zu verlassen, ohne auf Caelens düstere Miene zu achten. Es war falsch, sich ihm gegenüber vor den Männern respektlos zu geben, aber ebenso falsch war es, dass er sie vor aller Welt klein machte.
Ihr stand nicht der Sinn danach, in der Kammer zu bleiben und darauf zu warten, dass Caelen sich irgendwann blicken ließ, während sie wie auf glühenden Kohlen saß. Ebenso wenig zog es sie zurück in ihr altes Gemach, denn keinesfalls durfte Caelen denken, dass sie sich vor ihm verkroch.
Allerdings wünschte sie sich nichts sehnlicher, als allein zu sein und in Ruhe schlafen zu können. Sie war so erschöpft und angespannt, dass sie nur noch aufs Bett sinken und einen Tag lang liegen bleiben wollte. Zudem kündigten sich Kopfschmerzen an.
Sie schritt vor dem Kamin auf und ab, bis ihr dämmerte, dass Caelen sie absichtlich schmoren ließ. Mit einem gereizten Seufzen zog sie sich aus und verstaute das Kleid sorgfältig, um es nicht zu verschandeln. Es war wunderschön, und vielleicht würde sie es ja eines Tages bei einem Anlass tragen, bei dem es gewürdigt würde.
In nichts als ihrem Nachthemd fror sie allerdings, und daher wickelte sie sich in ihren Umhang und kauerte sich auf den Stuhl vor dem Feuer. Ein Bad wäre der reinste Himmel gewesen, aber der Abend war schon zu weit fortgeschritten. Außerdem wollte sie nicht, dass ihr Gemahl sie im Badezuber erwischte, falls er sich endlich dazu herabließ, sich zu ihr zu gesellen.
Je wohliger ihr die
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