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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Richtung.
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, antwortete Winter.
    »Hat nicht jemand auf verschiedenen Spielplätzen in Göteborg fremde Kinder angesprochen?«
    »Das hat ni…«
    »In einem Fall wurde sogar ein kleines Mädchen gekidnappt und später mit Verletzungen aufgefunden«, sagte der Mann.
    Junge, dachte Winter, kein Mädchen. »Warum antworten Sie nicht auf die Frage?«
    »Ich hab sie mehr für eine Behauptung gehalten«, sagte Winter.
    »Dann stelle ich die Frage noch einmal: Sind von einem Mann Kinder von Spielplätzen entführt worden? Oder nur angesprochen worden? Sind der Polizei solche Fälle bekannt?«
    »Aus ermittlungstechnischen Gründen kann ich darauf im Augenblick nicht antworten«, sagte Winter.
    »Das war ja eine ziemlich deutliche Antwort, oder?« Der Reporter sah Winter an. Er trug eine Lederjacke, hatte lange schwarze Haare und einen Schnurrbart. Die ganze Person drückte etwas aus, das Winter häufig gerade bei Journalisten sah, eine Art trauriger Arroganz, die besagte, dass die Wahrheit niemanden glücklicher machte, genau wie die Lüge die Menschen nicht viel unglücklicher machte. Vielleicht war es sogar besser, eine Lüge mit auf die Reise zu nehmen, die nichts Besonderes war, das ganze Leben war nichts Besonderes.
    »Es besteht also ein Zusammenhang?«, fuhr der Reporter fort.
    »Kein Kommentar«, sagte Winter.
    »Sind Kinder aus Kindergärten hier in der Stadt gekidnappt worden?«, fragte eine Frau, die Winter zwar nicht als Individuum wiedererkannte, aber als einen bestimmten Typ.
    Winter schüttelte den Kopf.
    »Was wollen Sie hier eigentlich vertuschen, verdammt noch mal«, rief ein junger Mann, der direkt aus einem Film gestiegen zu sein schien, große Gesten, er kam auf die Bühne zu, wo Winter bis jetzt allein gewesen war. »Was versuchen Sie vor der Allgemeinheit zu verbergen?«
    »Wir verbergen nichts«, antwortete Winter.
    »Hätten Sie die Karten von Anfang an auf den Tisch gelegt, wäre Micke Johansson vielleicht nicht gekidnappt worden«, sagte der junge Reporter, der jetzt einen Meter von Winter entfernt stand.
    Winter sah, dass seine Augen blutunterlaufen waren, und das kam vielleicht nicht von der Erregung. »Die Karten auf den Tisch? Das hier ist kein Kartenspiel«, sagte Winter.
    Kein verdammter schwarzer Peter, dachte er. Oder vielleicht ist es genau das. Er dachte auch an den Mann mit der karierten Kappe, der die Kinder auf dem Weg über den Ballplatz gefilmt hatte. Jetzt hatten sie gute Vergrößerungen, aber er hatte mit der Veröffentlichung der Bilder gewartet. War das ein Fehler gewesen? Bisher hatte er es nicht geglaubt. Der Strom von Hinweisen würde noch breiter und unübersehbarer werden, nach allen Seiten zerfließen. Wer sollte das alles aufnehmen, sortieren, filtern? Er hatte nicht genügend Leute. Vielleicht sollte er die ganze Clique da vor ihm benutzen, gezielter Einsatz. Nein. Er hatte keine Zeit, es ihnen beizubringen.
    »Dann erkläre ich hiermit die Pressekonferenz für beendet«, sagte er und wandte den vielen Fragen den Rücken zu, die immer kommen, wenn die Gelegenheit vorbei ist.

33
    Winter versuchte mit Bengt Johansson zu sprechen. Auf dem Schreibtisch stand ein gerahmtes Foto von Micke neben einem Computer.
    Micke kletterte an einem Klettergerüst mit einer Miene, die ausdrückte, dass er hinaufwollte, hinauf, hinauf. Durch seine Haare und die Bäume hinter ihm schien ein Wind zu streichen. Er trug einen blauen Overall, oder einen schwarzen. Seine Zungenspitze guckte zwischen seinen Lippen hervor.
    Bengt Johansson saß auf dem Drehstuhl und bewegte sich vor und zurück, vor und zurück, als wäre er Teil eines komplizierten Balancesystems. Was er ja auch ist, dachte Winter. Er dreht sich auf diesem Stuhl, um im Gleichgewicht zu bleiben, wozu das auch immer gut sein sollte.
    Johansson war gerade aus dem Krankenhaus zurückgekommen. Dort war es kaum möglich gewesen, mit ihm zu sprechen, aber sie mussten es tun und jetzt umso mehr.
    Er sah plötzlich auf. »Stimmt es, dass so was schon mal passiert ist?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Dass Micke nicht der Erste ist?«
    Er hat es vergessen, dachte Winter, verdrängt.
    »Ich hab Ihnen im Krankenhaus von einem anderen Jungen erzählt, Simon Waggoner heißt er. Und von unserem Verdacht gegen einen Mann, der Kinder anspricht.«
    »Hm.«
    »Ich hab Sie gefragt, ob Sie etwas gehört oder gesehen haben, worüber Sie damals nicht nachgedacht haben, aber das… noch da ist. Irgendwas

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