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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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wirklich viel Arbeit«, sagte Alinder.
    »Sie ja auch«, sagte Winter, »in diesem Augenblick und vielleicht noch ein Weilchen länger. Wenn Sie wollen.«
    »Arbeitszeit? Zum Teufel ja, ich weiß doch, um was es geht.«
    Winter hörte, dass die harten Vokale lang gezogen waren, aber seinen Verstand hatte Alinder nicht weggetrunken. »Was soll ich tun?«
    »Die Notizen noch einmal überprüfen.«
    »Haben Sie die anderen schon gefragt?«
    »Ich hab's bei Josefsson in Härlanda versucht, ihn aber nicht erreicht.«
    »Wann brauchen Sie die Information?«
    »So schnell wie möglich.«
    »Ich kann meine Chauffeurin in die Tredje Lànggatan dirigieren. Und wenn ich nicht hinfinde, findet sie den Weg auch allein.«
    *
    Die Stille nach dem Gespräch war wie eine kurze Pause, von der man überrascht wird. Er stand auf und schob den Rest von seinem baskischen Omelett, das sein Weihnachtsessen hätte werden sollen, in den Abfall. Jetzt war es nach Mitternacht. Er ließ noch einmal eine von Angelas Platten laufen, die auch seine geworden waren. Er öffnete die Balkontür, atmete die Nachtluft ein und sah den Tannenbaum und den Stern, der die Lichter der Stadt zu reflektieren schien. Er dachte an Carlström, seinen Stall, und zündete sich einen Zigarillo an, die Musik von U2 hinter ihm, zarte Synthesizer, die Worte, Heaven on Earth, we need it now, l'm sick of all this hanging around, sick of sorrow, sick of pain, sick of hearing again and again, that there's gonna be Peace on Earth. Das Telefon klingelte.

42
    Winter erkannte Natanael Carlströms Atemzüge, hörte das Knistern im Holzfeuer, den Wind um das von Gott vergessene Haus, ein einziges einsames Schweigen.
    »Entschuldigen Sie, dass ich so spät störe«, sagte Carlström.
    »Ich bin noch auf«, sagte Winter.
    »Ich hab selbst vor einer Weile noch einmal versucht, Sie zu erreichen. Da hat sich niemand gemeldet.«
    Carlström schwieg. Winter wartete.
    »Es geht… um Mats«, sagte Carlström schließlich.
    »Ja?«
    »Er hat vor einer Weile… angerufen.«
    »Mats hat Sie angerufen?«, fragte Winter. Er hörte förmlich, dass Carlström nickte. »Um was ging es?«
    »Eigentlich… um nichts. Aber er war aufgeregt.«
    »Aufgeregt? Hat er gesagt, warum?«
    »Was er gesagt hat… machte keinen Sinn«, antwortete Carlström. »Er redete vom… Himmel und noch was, das ich nicht verstanden habe. Ich mach mir große Sorgen.«
    Es klang, als ob er verwundert wäre. Nicht verstanden habe, hatte Carlström gesagt. »Als ich noch einmal versucht habe, Sie zu erreichen, ging es um etwas, was Sie vorhin über Mats sagten. Sie haben gesagt, er hat Schweres vermieden. Was haben Sie damit gemeint? Was hat er vermieden?«
    »Jaaa… na ja, alles, was schwer auszudrücken war. Und es wurde noch schwerer, wenn er aufgeregt war. Wie jetzt, als er angerufen hat.«
    Winter sah Mats Jerner vor sich in seinem Zimmer im Präsidium, die Ruhe, ein paar Sekunden Unsicherheit, was ja nicht ungewöhnlich war. Der Eindruck, als habe er Heiligabend alle Zeit der Welt an einem sehr fremden Ort.
    »Meinen Sie, es fiel ihm schwer, die Wörter auszusprechen?«
    »Ja.«
    »Hat er gestottert?«
    »Er hat damals gestottert, und er hat vor kurzem wieder gestottert, als er angerufen hat.«
    »Von wo hat er angerufen?«, fragte Winter.
    »Von wo schon… muss wohl von zu Hause gewesen sein.«
    »Können Sie versuchen sich daran zu erinnern, was er gesagt hat? So genau wie möglich.«
    »Es war einfach nicht zu verstehen.«
    »Die Wörter«, sagte Winter, »nur die Wörter. Die Reihenfolge ist egal.«
    *
    Ringmar parkte das Auto im Schutz eines Wäldchens an einem der kleinen Wege, die die Felder voneinander abgrenzten. Schwarze Schemen flogen über den Himmel. Er ging wie auf gefrorenem Meer. Die Ebene war weiß und schwarz im Mondschein. Er spürte den Wind durch seinen Körper dringen. Der Wind war der einzige Laut.
    Es gab ein Licht, und das kam von Smedsbergs Hof. Es flackerte, bewegte sich hin und her im Wind. Es wuchs, als er näher kam, bekam Konturen und wurde ein Fenster. Er ging näher, aber erst, nachdem er eine Hand voll Lehm von der Erde gekratzt und in eine doppelte Plastiktüte gefüllt hatte, die er in die Manteltasche steckte.
    Er stand neben einem Busch, fünf Meter vom Fenster entfernt, das in seiner Augenhöhe war. Er fühlte das Handy in seiner Innentasche vibrieren, holte es aber nicht heraus.
    Er erkannte die Küche, die spätmittelalterliche Variante von Carlströms Variante aus der

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