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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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genommen, die die Kinder mochten, die sie am liebsten hatten. Er hatte sie für Micke ausgeliehen. Na ja, was heißt geliehen… er könnte sie Micke geben, und dann würden es seine Lieblingsspielsachen werden. All das hatte er für ihn getan. Er hatte den Ball springen lassen, der aber nicht gut hüpfte auf dem Teppich. Deswegen war er aufgestanden und hatte ihn auf dem blanken Fußboden hüpfen lassen, und das war viel besser gegangen. Hooooch! Micke hatte den kleinen Vogel bekommen, der wie Silber glänzte. Vielleicht war er aus Silber. Er hing an Mickes Hemd. Er merkte, dass das Hemd nicht gut roch, als er den Vogel befestigte, also hatte er sich beeilt. Die Uhr lag auf dem Tisch neben dem Bett. Die englische Uhr, wie er gesagt hatte, als er sie Micke gab. Vielleicht ging sie eine Stunde vor.
    Jetzt trug er ihn hinaus ins Wohnzimmer.
    Sie guckten sich einen Film an. Guck mal, das bist du, Micke! Er erzählte, woher er wusste, dass er Micke hieß. Ganz einfach. Es stand in deiner Jacke. Da war ein kleines Schild eingenäht. Aber er hätte es auch ohne Schild gewusst. Er hatte den Vater und die Mutter »Micke« sagen hören. Man konnte im Videofilm erkennen, dass sie es sagten. Sie waren zu weit entfernt, als dass man es hätte hören können, aber man konnte es von ihren Lippen ablesen. Er hatte sie herangezoomt, und es war zu sehen.
    »Guck mal, jetzt sitzt du im Wagen, Micke!«
    Der stand draußen im Flur, derselbe Wagen. Er würde ihn Micke später zeigen, falls er es wollte.
    Er zeigte ein paar andere Aufnahmen von einem anderen Kindergarten. Ein Mädchen und noch ein Mädchen. Sie waren in mehreren Szenen dabei. Das erste Mädchen und das zweite. Und der Junge, den er später gefilmt hatte.
    Möchtest du Geschwister haben, Micke? Wir haben Platz genug.
    Er sah das erste Mädchen an. Er sah jemanden kommen und sie abholen, einen Mann, ein Rücken, ein Mantel. Sie gingen ins Haus hinein und kamen wieder heraus. Es war weit entfernt gewesen, und er hatte den Zoom benutzt.
    Er erkannte den Mann im Mantel. Erkannte ihn.
    Jetzt war er nicht mehr ruhig, obwohl er so gern ruhig sein wollte. Er wünschte, dass Micke nicht so gemein zu ihm gewesen wäre, genauso gemein wie die anderen.
    *
    Winter stand mit der zweiten Tasse Espresso mitten im Wohnzimmer. Er fühlte sich steif, aber seine Augen hielt er immer noch offen.
    Es war Heilige Nacht. Eine verzauberte Nacht. Er stellte die Lautstärke der CD höher, die schon den ganzen Abend auf Repeat gestellt war, U2s All That You Can't Leave Behind, lauter, ein Stift auf einem Blatt Papier auf dem Sofatisch begann zu zittern, lauter, walk on, walk on, lauter, what you got they can't steal it, no they can't even feel it, lauter, walk on, walk on… stay safe tonight, er stand mitten in dieser unglaublichen Lautstärke und sah das rote Lämpchen am Handy auf dem Schreibtisch in der Ecke, stellte die Musik ab und hörte das Klingeln.
    Er ging mit einem Sausen in den Ohren hin, es war wie eine gewaltsame Stille. »Ja?«
    »Str… klrk… prr…«
    Ein Brausen, lauter als in seinen Ohren. »Hallo?«, sagte er.
    »…ra sak…«
    Es klang wie Bertils Stimme. »Wo zum Teufel bist du, Bertil? Wo bist du gewesen?« Ringmars Stimme kam und ging.
    »Ich kann dich nicht hören«, rief Winter.
    »Smed… hrrlg… Jung… bllrra… het…«
    »Ich höre nichts, Bertil. Die Verbindung ist zu schlecht.«
    »I… klar… hö… di…«
    »Kannst du mich hören? Äh. Komm zu mir nach Hause, so schnell du kannst. Ich wiederhole: so schnell du kannst.«
    Er drückte auf Aus und wählte sofort Ringmars Handynummer von seinem eigenen Handy und vom Apparat auf dem Tisch, erreichte aber nur die Mailbox. Er wiederholte, was er eben in das Rauschen hineingesagt hatte.
    Das Telefon klingelte wieder, zum tausendsten Mal. Solange es klingelt, gibt es Hoffnung.
    »Ich verbinde mit einem Personalsachbearbeiter«, sagte der Kollege von der Zentrale. »Sie wollten doch jemanden sprechen, oder?«
    »Hallo? Hallo? Hallo zum Teuf…«, hörte Winter jetzt.
    »Hier ist Kommissar Erik Winter.«
    »Hallo? Wer?«
    »Ich wollte mit Ihnen sprechen«, sagte Winter. »Wir arbeiten an einem Fall, und ich brauche eine Auskunft.«
    »Jetzt?!«
    »Bei Ihnen ist ein Straßenbahnfahrer mit Namen Mats Jerner angestellt. Ich möchte wissen, welche Linie er fährt und wie seine Arbeitszeiten sind.«
    »Was!?«
    Winter wiederholte ruhig seine Frage.
    »Was zum Teu… was soll das?«
    »Es ist ein ernster Fall und ich BRAUCHE

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