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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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auf einen Bügel, bevor sie ihn ins Badezimmer trug. »Der Aufzug ist schon seit dreißig Jahren pensionsreif.« Sie zog die Stiefel aus. »Es ist eine Schande, dass er immer noch arbeiten muss.«
    »Elsa gefällt er jedenfalls«, sagte Winter.
    »Wie war es heute?«, fragte Angela auf dem Weg in die Küche.
    »Ein neuer Vorfall im Kindergarten.« Er folgte ihr.
    »Und was?«
    »Ein kleiner Junge ist rausgelaufen, ich glaub, es war derselbe Junge, der letztens durchs Gebüsch abgehauen ist.«
    »Raus? Wohin? Wer?«
    »Ich glaub, er heißt August. Weißt du dann, wer das ist?«
    »Ja… ich glaube.«
    »Im Zaun hinterm Gebüsch war ein Loch, und August ist auf die Straße gelaufen.«
    »Himmel.«
    »Ich hab ihn grad noch eingefangen, bevor etwas passieren konnte.«
    »Wie zum Teufel kann da ein Loch im Zaun sein?«, sagte Angela aufgebracht, und sie fluchte wahrhaftig nicht oft.
    »Durchgerostet.«
    »Himmel«, wiederholte sie. »Was sollen wir tun?«
    »Wie meinst du das?«
    »In welchen Kindergarten sollen wir Elsa geben? Du glaubst doch wohl nicht, dass ich sie dort lasse, wenn da ein Loch im Zaun ist und dahinter eine der meistbefahrenen Straßen Europas?« Sie sah ihn an und hob die Hand. »Es ist wie ein Loch hinaus in die grausame Wirklichkeit.«
    »Sie haben es schon repariert.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich hab's kontrolliert.« Er lächelte. »Heute Nachmittag.«
    »Haben sie den Zaun ausgetauscht?«
    »Scheint so.«
    »Scheint? Du machst dir also keine weiteren Sorgen?«
    »Ich hab die Leiterin vorhin angerufen, bin aber nicht durchgekommen.«
    »Dann versuch ich es noch mal.« Sie stand auf, ging zum Telefon und wählte eine der Nummern, die auf dem Zettel am Kühlschrank standen.
    *
    Angela biss ihn in die Fingerknöchel, als sie spürte, dass er genauso kurz davor war wie sie. Er hörte eine Feder in der Matratze unter ihnen quietschen, ein Geräusch, das vom Aufzug kommen könnte, aber daran dachte er erst hinterher.
    Sie schwiegen in der Stille. »Könntest du ein bisschen Wasser holen?«, fragte sie dann.
    Er stand auf und ging in die Küche. Gegen das Fenster zum Hof schlug Regen. Die Uhr an der Wand zeigte Viertel nach zwölf. Er füllte ein Glas mit Wasser für Angela und öffnete für sich selber ein Bier.
    »Danach kannst du nicht schlafen«, sagte sie, als er das Bier auf der Bettkante trank.
    »Wer hat denn was von Schlafen gesagt?«
    »Ich hab nicht so eine flexible Arbeitszeit wie du«, sagte sie. »Ich hab einen Dienstplan.«
    »Flexibel und kreativ«, sagte er. Sie trank von dem Wasser und stellte das Glas auf den Holzfußboden, der in dem Licht, das von draußen hereinfiel, glänzte. Ein Bus war bis zu ihnen herauf zu hören, Reifen, die durch Wasser fuhren. Das Geräusch von einem anderen Fahrzeug. Diesmal kein Krankenwagen, zum Glück. Vielleicht eine Stimme, aber es könnte auch ein heiserer Vogel sein, der sich zu lange im Norden aufgehalten hatte.
    In diesem Augenblick dachte sie das: Haben wir uns zu lange hier aufgehalten? Ist es nicht Zeit wegzuziehen aus der Steinwüste?
    Sie sah ihn an. Ich wollte nicht wieder davon anfangen. Vielleicht, weil ich selber nicht mehr wegwill. Es lebt sich gut in der Stadt. Wir gehören nicht aufs Land. Elsa ist glücklich hier. Sie hat sogar eine Freundin hier im Haus. Der Zaun um den Kindergarten ist repariert. Wir könnten uns ja ein Sommerhaus auf dem Lande mieten.
    Wieder sah sie Erik an, der in eigenen Gedanken versunken zu sein schien. Zwischen uns ist es jetzt besser als früher, besser als vor einem Jahr oder so. Da war ich mir nicht sicher. Eine Zeit lang war ich nicht sicher. Ich glaube, er auch nicht.
    Und dann… wir hätten in verschiedenen Welten landen können. Ich hätte im Himmel und Erik auf der Erde sein können. Ich glaube, ich wäre im Himmel gelandet. Bei ihm bin ich mir nicht sicher. Ha!
    Das meiste hab ich verdrängt. Es war… Pech. Sie dachte daran, was in den Monaten passiert war, bevor Elsa geboren wurde. Als sie… von einem Mörder gekidnappt worden war. Wie sie in seiner Wohnung gesessen hatte, was sie gedacht hatte.
    Ich hab keinen Moment daran geglaubt, dass er mir was antun will.
    Jetzt ist es anders. Es ist gut. Eine gute Zeit auf Erden. Ein guter Ort.
    Sie hörte wieder Verkehrsgeräusche von da unten. »Woran denkst du?«, fragte sie Erik, der immer noch in derselben Haltung mit dem nach innen gekehrten Blick dasaß.
    Er wandte sich ihr zu und sah sie an. »Nichts«, sagte er.
    »Ich finde, uns geht es

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