Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel so fern

Der Himmel so fern

Titel: Der Himmel so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Ingemarsson
Vom Netzwerk:
erscheinen mir plötzlich …«
    »Wie denn?«
    »Überholt. Der Mikael, der sich damals mit Stellan diese Reise ausgedacht hat, wollte nur Spaß haben und frei sein und um die Welt reisen.«
    »Und was will der Mikael, der jetzt hier ist?«
    »Das weißt du, Rebecka. Ich will mit dir zusammen sein. Ich spüre, dass es ernst ist zwischen uns. Ich kann jetzt nicht einfach verschwinden und alles stehen- und liegenlassen. Verstehst du das nicht?«
    »Aber wenn du nicht fährst und unsere Beziehung in die Brüche geht, wirst du es dann nicht ewig bereuen?«
    »So darf ich nicht denken. Ich muss mich auf mein Gefühl verlassen, und das stimmt, so ist es einfach.«
    »Und Stellan?«
    »Ich glaube, er ahnt schon etwas.«
    »Und ich?«
    »Und du, was meinst du?«
    »Du bürdest mir da eine große Verantwortung auf, bist du sicher, dass ich damit einverstanden bin?«
    »Rebecka, ich liebe dich. Liebst du mich auch?«
    »Wir sind doch noch gar nicht so lange zusammen …«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage. Liebst du mich auch?« »Doch. Doch, das tue ich.«
    »Danke. Das war wichtig für mich zu wissen. Die Verantwortung für meine Entscheidungen trage ich allein.«
    »Ich hoffe sehr, dass du es nicht bereuen wirst. Du gibst einen Traum auf, ist dir das klar?«
    »Ich gebe nichts auf, ich bin einfach offen für Veränderungen.«

Stellan nahm es ihm sehr übel, und es war Mikael anzusehen: Er litt wie ein Hund. Seine Entscheidung, die Reise abzusagen, kostete fast ihre Freundschaft, trotzdem blieb er dabei. Das Boot verkauften sie halbfertig an einen Regattasegler aus Danderyd. Hinterher erfuhren sie, dass er sich professionelle Hilfe geholt hatte und das Boot binnen drei Wochen fertig war. Mikael machte Stellan den Vorschlag, gemeinsam ein kleineres Boot anzuschaffen, damit sie wenigstens kürzere Touren machen konnten. Doch auch daraus wurde nichts. Stellan erklärte, dass er keine Lust habe, an schönen Spätsommertagen dazusitzen und darauf zu hoffen, dass Mikael vielleicht Zeit und Lust haben würde, mit ihm loszusegeln. »Ich will nicht ständig auf dich wütend werden, weil du lieber mit deiner Freundin in Nobelkaufhäusern shoppen gehst, als mir beim Stapellauf zu helfen«, erklärte er. »Da ist es die bessere Alternative, ich schaffe mir ein Boot allein an.« Er war wütend und enttäuscht, aber widerstrebend musste ich mir doch eingestehen, dass Stellan in der Lage war, ihm zu verzeihen, und das war beachtlich. Schließlich hatte sein Freund Mikael ihn im Stich gelassen. Es verging einige Zeit, bis Stellan eine Einladung zum Essen zu uns nach Hause annahm, doch als unsere Hochzeit vor der Tür stand, schien jeder Groll wie weggeblasen. Mehr oder weniger.
    Die Sache mit dem Boot hätte mich beinahe zu Fall gebracht. Mikael hatte sich für mich entschieden, und jetzt war es an mir, zu unserer Beziehung zu stehen. Am Ende willigte ich also ein zusammenzuziehen – vielleicht weil ich es nicht schaffte, meiner eigenen Sehnsucht zu widerstehen, vielleicht auch wegen der Ernsthaftigkeit, die in Mikaels Stimme lag, als er meine Einwände wegdiskutierte. So kauften wir uns eine kleine Dreizimmerwohnung, nicht weit entfernt von meiner alten Wohnung.
    Am Anfang lief es besser, als ich mir je hätte träumen lassen. Ich fühlte mich pudelwohl mit unserem Leben, mit Mikael, meiner Arbeit, mit mir selbst. Das Ausbalancieren hatte sich gelohnt, und eine Zeitlang erlaubte ich mir, entspannt durchzuatmen. Ich glaube, Mikael bemerkte das, denn auch er wirkte fröhlicher. Meine Arbeit schluckte zwar viel Zeit, in Windeseile war ich zur Beraterin aufgestiegen, aber wir machten dennoch vieles gemeinsam. Unternahmen kurze Reisen, luden Gäste ein, trafen uns nach der Arbeit zum Essen in einem Restaurant um die Ecke. Wir redeten miteinander, erzählten uns, was wir am Tage erlebt hatten, und zum ersten Mal in meinem Leben war ich mit meinen Gedanken nicht immer nur in der Zukunft. Es war gut so, wie es war. Eine gewisse Zeit gelang es mir, die ständige Angst in Schach zu halten.
    Doch in der kleinen Dreizimmerwohnung blieben wir nicht lange, auch wenn sie für uns gut und gerne gereicht hätte. Ich war diejenige, die Druck machte, die weiterstrebte, die sich nicht damit zufriedengeben wollte. Meine Rastlosigkeit war ein Teil von mir, und mit der Ruhe war es schnell wieder vorbei. Neue Bedingungen und höhere Einkünfte eröffneten uns bald neue Möglichkeiten. Beim nächsten Umzug ging ich keine Kompromisse mehr ein, und die

Weitere Kostenlose Bücher