Der Himmel so fern
verheiratet, wohnte aber schon seit Jahren mit ihrem Mann und zwei Kindern in Schottland. Obwohl sie in den Sommerferien nach Schweden kamen, waren meine Schwiegereltern doch sehr frustriert darüber, dass es keinen häufigeren Kontakt zu den Enkelkindern gab. Mit meiner Hilfe konnte sich die Lage grundlegend ändern.
Siri, die selbst frisch verheiratet war, fand es ganz fantastisch, als ich sie zu unserer Trauung ins Stadshus einlud. Sie quasselte eine ganze Weile vom Segen der Ehe und wie gut es Jonas und ihr ginge. Ich würde unglaublich glücklich werden, versprach sie hoch und heilig.
Mette reagierte etwas zurückhaltender.
»Ehrlich gesagt, Rebecka, bist du dir ganz sicher?«, fragte sie und sah dabei ungewöhnlich kritisch aus, als ich ihr beim gemeinsamen Mittagssalat von der Hochzeit erzählte. Ihre Reaktion überraschte mich sehr. Ich wusste, dass sie Mikael wirklich mochte, und sie nannte uns immer wieder »das perfekte Paar«, doch nun wirkte sie skeptisch.
»Wieso?« Mein Tonfall war scharf, ich hatte schließlich nur mit Jubel gerechnet.
»Ich weiß, dass du Mikael liebst.« Mette legte eine kurze Pause ein, als würde sie noch nachdenken. »Aber immer wenn du von ihm sprichst, spüre ich so etwas wie … Distanz. Als ob er im Grunde gar nicht so wichtig sei.«
»Mette, ich bin eine erwachsene Frau, ich kann mich doch nicht aufführen wie eine verknallte Fünfzehnjährige!«
»Aber könntest du dich nicht benehmen wie eine verliebte erwachsene Frau?«
»Ich
bin
verliebt«, entgegnete ich. »Sonst würde ich mich doch wohl kaum darauf einlassen zu heiraten?«
Mette hob sofort die Hand, als wollte sie mich stoppen. »Aber genau das ist es –
mich einlassen
… Warum sagst du das?«
»Jetzt legst du meine Worte auf die Goldwaage.« Ich wurde langsam wütend, doch Mette schien es nicht zu bemerken.
»Ja, vielleicht tue ich das, aber bedeutet das nicht trotzdem etwas?« Noch einmal runzelte sie sorgenvoll die Stirn. »Rebecka, ich kenne dich schon eine Ewigkeit. Ich will nichts lieber, als dass du mit Mikael glücklich wirst. Er ist ein toller Mann, und er ist zudem noch höllisch verliebt in dich – das sieht man von weitem. Aber du bist wie zweigeteilt, wenn du von ihm sprichst.«
»Wie meinst du das?«
»Ich sehe eine Person, die ihn liebt, die mit ihm zusammenleben möchte und die ihn heiraten will. Und dann eine andere, die das alles nicht interessiert. Die immer nur mit den Schultern zuckt.« Mette sah mich mit ernstem Gesicht an. Ich nahm einen Schluck Mineralwasser, spürte den säuerlichen Geschmack der Zitrone auf der Zunge und sah aus dem Fenster, bevor ich ihr antwortete.
»Ich finde, du übertreibst.«
»Tue ich das wirklich?«
»Ja, und iss jetzt endlich deinen Salat auf, bevor er verwelkt!« Ich versuchte, den Ernst der Situation wegzulachen, doch sie schaute mir immer noch ins Gesicht.
»Heirate Mikael, Rebecka. Tu es. Aber denk’ über das nach, was ich dir gesagt habe.« Schweigend sah sie mich an, ein paar Sekunden lang, dann senkte sie ihren Blick und pickte mit der Gabel ein paar Krabben auf.
Ich sagte kein Wort mehr über die Hochzeit, und Mette auch nicht. Die restliche Zeit sprachen wir wie gewohnt über unsere Arbeit und gemeinsame Bekannte, über Reisen und die Einkäufe, die Mette auf exklusiven Messen für ihre Boutique getätigt hatte. Erst als wir uns vor dem Restaurant mit einem Kuss auf die Wangen verabschiedeten, kam Mette noch einmal darauf zurück.
»Tut mir leid, wenn ich zu kritisch war«, sagte sie. »Ich freue mich wirklich riesig, dass ihr heiraten wollt, und ich bin mir sicher, dass ihr total glücklich miteinander sein werdet. Du bist meine beste Freundin – obwohl du manchmal einen Schuss hast …« Sie lächelte. »Und ich könnte mir für dich keinen besseren Mann als Mikael vorstellen. Eigentlich habe ich nur noch ein Problem …« Und da machte Mette wieder ein ernstes Gesicht, und ich spürte, wie mein Körper sich wieder anspannte. Jetzt wollte ich wirklich nichts mehr hören, egal, was sie noch zu sagen hatte, es war genug. Sie hielt kurz inne und holte tief Luft. »Und das ist die Frage, was ich bei deiner Hochzeit anziehen soll!« Dann brach sie in Lachen aus, so dass die betont vornehmen Leute, die gerade an uns vorbeigingen, verschreckt den Kopf zur Seite drehten, und eine Sekunde später lachten wir beide.
»Bitte sehr.« Die Frau stellte einen Plastikbecher, in dem sich eine braune Flüssigkeit befand, vor ihn auf den
Weitere Kostenlose Bücher