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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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etwas wie eine unsichtbare Glocke umgab: Verwirrung, Einsamkeit.
    «Ich   … würde gern mehr wissen über Ihr Buch, ein andermal.»
    «Es ist noch nicht fertig. Es ist noch nicht vorbei, wissen Sie. Worum es in dem Buch geht   … das ist noch nicht vorbei. Es hat noch kaum angefangen.» Jenny Box schüttelte den Kopf und ging langsam fort. An einer der Säulen der Markthalle drehte sie sich noch einmal zu Merrily um. «Sie haben gesagt, wir können alle empfangen   …»
    «Ja.»
    «Das   …» Sie sah Jane herankommen und schüttelte entschlossen den Kopf. «Gute Nacht, Mrs.   Watkins.»
    Sie wickelte den Schal um ihren Kopf, ging schnell über das Pflaster und verschwand im Schatten.
     
    Und da war Jane. Das Gesicht ihrer Tochter glänzte vor Regen und Schweiß.
    «Oh
Gott
, Mom, ich bin den ganzen Weg zu der Scheißhalle gerannt. Ich hab versucht, dich auf dem Handy zu erreichen.»
    «Ich habe es ausgestellt. Ich wollte nicht, dass es mitten in der Sitzung klingelt. Was ist denn los, Schatz?»
    Jane sagte: «Es geht um Gomer.»
    Merrily spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. «Was ist passiert?» Sie hatte Gomer eigentlich bei der Sitzung erwartet: Er war das einzige Gemeindemitglied, auf dessen Unterstützung sie sich immer verlassen konnte.
    «Es ist schre-» Jane schnappte nach Luft. «Schrecklich.»
    « Was
denn?» Ihr fiel der Januarabend des Vorjahres ein, an dem Minnie den Herzinfarkt gehabt hatte, die Nacht im Krankenhaus mit Gomer, die Stille auf der Station.
    «Er ist gekommen und hat an die Tür gehämmert. Wusste nicht, wo er sonst hinsollte. Er war im Pub und hatte ein paar Gläser getrunken und dachte, er sollte lieber nicht fahren, deshalb dachte er, du   –»
    «Wohin?» Es regnete jetzt stärker. Jane hatte keinen Mantel an, sie musste einfach in Panik losgelaufen sein.
« Wohin
fahren?»
    «Er kam gerade aus dem
Swan
, okay? Und als er nach Hause kam, hat das Telefon geklingelt. Die Polizei hatte schon seit Ewigkeiten versucht, ihn zu erreichen. Er hat gehofft, du könntest ihn hinfahren, aber jetzt hat er seinen Lieferwagen genommen, und er hat viel zu viel getrunken.»
    «Die
Polizei

    «Sein Lager im Radnor Valley brennt, Mom, sein großer Schuppen. Der mit den Baggern und dem Bulldozer. Es brennt alles. Gomer Parry Landwirtschaftsdienste, alles verbrennt.»
    «Oh Gott.»
    «Er ist total ausgerastet. Du weißt ja, wie er sein kann. Selbst, wenn er nüchtern wäre, könnte er nicht mehr sicher fahren.»
    «Wann war das?»
    «Vor ein paar Minuten. Er ist zurückgerannt, um den Lieferwagen zu nehmen.»
    «Na gut, er muss ja hier entlangkommen.» Es war still im Ort – keine Motorengeräusche. Merrily holte ihr Handy aus der Tasche und stellte es an. «Geh wieder nach Hause, Spatz. Ich rufe dich an.»
    «Ich komme mit.»
    «Nein, kommst du nicht. Ich rufe dich an. Geh einfach nach Hause und trockne dich ab, o.   k.? Ich ruf an.» Merrily steckte das Telefon wieder ein, legte ihrer Tochter beide Hände auf die Schultern und zeigte in Richtung Pfarrhaus. «Geh.»
    Sie sah Jane über die verlassene Straße gehen und in den Weg zum Pfarrhaus einbiegen, wo sie stehen blieb und zurücksah.
    «Und Jane   … schließ die Tür ab, ja?»
    Merrily trat auf die Straße und wartete.

4   Ein guter Name
    «Tut mir leid», murmelte sie. Die dornige Hecke streifte den Lieferwagen.
«Es tut mir leid.»
    Sie kam nur gerade eben ans Gas- und Bremspedal, und der behäbige alte Lieferwagen war in den Kurven und auf den abschüssigenStrecken schwer zu kontrollieren, zumal sie kaum über die Motorhaube sehen konnte.
    «Sie hätten Ihr eigenes Auto holen sollen, Frau Pfarrer», brummte Gomer. «Ich hätte schon gewartet.»
    «Nein», sagte sie. «Hätten Sie nicht.»
    Er sagte nichts. Schließlich hatte er sie beinahe überfahren, bevor er im Scheinwerferlicht ihren Priesterkragen erkannt und so scharf gebremst hatte, dass er den Motor abwürgte.
    Gomer Parry würgte den Motor ab – das hatte es noch nie gegeben. Sie hatte ihn dem Zusammenbruch noch nie so nah gesehen. In der Nacht, in der Minnie gestorben war, hatte es nur einen einzigen Moment gegeben, in dem sein Schmerz aufgeflackert war – für jeden sichtbar, auf der Straße in der Nähe des Krankenhauses von Hereford   –, danach hatte er ihn niedergeschlagen akzeptiert.
    Heute Abend allerdings sprach nichts dafür, dass er sich in absehbarer Zeit beruhigen würde. Die Zigarette glühte rot und gefährlich zwischen seinen Lippen. Er trug

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