Der Himmel ueber Dem Boesen
hatten. Sie war jetzt in London, wer konnte ihr das vorwerfen, ohne funktionierenden Abwassertank und mit dem Wissen, was sich unter dem Efflapure befunden hatte?
Die zwei Telefone fingen gleichzeitig an zu klingeln, in der Küche und im Spülküchenbüro. Als der Anrufbeantworter ansprang, war die Nachricht durch die offene Tür deutlich zu hören.
«Merrily, ich muss mit Ihnen sprechen …
dringend
, also rufen Sie mich an, sobald Sie nach Hause kommen, ja? Oder, wenn Sie da sind, würden Sie bitte ans Telefon gehen?»
«Oh Gott», sagte sie. «Zufälle, hm? Dauert nur eine Minute, Gomer.»
«Ich mach’s kurz, Merrily. Jetzt ist die Kacke richtig am Dampfen. Jemand von den Leuten, mit denen Andy Mumford in Much Marcle auf meine Anweisung über unseren verstorbenen Freund West gesprochen hat, ist auf die tolle Idee gekommen, dass sich damit doch was verdienen lassen muss, und hat so einen verdammten Schreiberling angerufen.»
«Oh
nein
…»
«Der sich natürlich an unsere Pressesprecherin in Hereford gewandt hat, um ein offizielles Statement einzuholen. Ergebnis ist, dass Fleming genötigt wurde, etwas über West zu sagen, um richtig
wilden
Spekulationen vorzubeugen. Fleming tobt natürlich vor Wut. Und Andy ist zum Chef zitiert worden. Und ich lüge sehr schlecht. Also, wenn irgendjemand Sie kontaktiert, dann haben Sie seit Ewigkeiten nicht mit mir gesprochen.»
«Warum sollte denn jemand mich kontaktieren?»
«Haben Sie nicht die Regionalnachrichten im Fernsehen gesehen? Die haben eine Geschichte über den Ortspfarrer von Underhowle gebracht, der die Beerdigung nicht abhalten will, weil die Leute aus dem Dorf nicht wollen, dass Roddy Seit an Seit mit ihren gottesfürchtigen Vorfahren liegt. Und dann haben sie erwähnt, dass Sie einspringen.»
«Mein
Name
ist gefallen?»
«Ja, so leid es mir tut. Also, Merrily, wenn Sie mit irgendjemandem von da oder von hier oder von sonst wo reden: Ich habe Sie nicht mit in Roddys Höhle genommen, Sie wissen
nichts
über irgendwelche Bilder an der Wand und so weiter und so weiter.»
«Sie meinen, ich soll für Sie lügen?»
«Wenn Sie so freundlich wären, bitte», sagte Bliss. «Äh, haben Sie das Päckchen bekommen?»
«Ja, vielen Dank. Das ist wirklich mal eine andere Lektüre als die Bibel.»
«Ernsthaft», sagte Bliss, «ich würd es mir wirklich mal ansehen. Es gibt eine Verbindung mit West, es
muss
eine geben. Huw Owen weiß das, wie Sie –»
«Was?»
«Was denn?»
«O. k. Nochmal ganz langsam. Warum haben Sie Huw Owen
wirklich
angerufen? Und wie kann Huw Owen
wissen
, dass es eine Verbindung zwischen Roddy Lodge und Fred West gibt?»
«Na ja, er
weiß
es nicht», sagte Bliss unbehaglich. «Ich meine, niemand
weiß
das.»
«Na gut», sagte Merrily knapp. «Ich frag ihn selbst.»
«Der verdammte Fred West», sagte Gomer. «Warum wundert mich das nich?»
Merrily hatte die Tür zur Spülküche offen gelassen; er konnte gar nicht anders, als mitzuhören. Das machte jetzt aber wohl auch nichts mehr, wenn sowieso alles in die Zeitung kam.
Sie setzte sich. «Erinnern Sie sich an den Aktenkoffer, den Sie hinter dem Bungalow gefunden haben? Da war ein Stapel kopierter Zeitungsausschnitte drin, über den Fall West.»
«Hat immer nur Lügen erzählt, darüber, was er getan hat und mit wem er es getan hat», sagte Gomer. «Hat einem immer Fotos von der … von seiner Frau gezeigt.» Er sah an Merrily vorbei in die Dunkelheit vor dem Fenster. «Genau wie Lodge – Lügen, Lügen und noch mehr Lügen. Man hat sich nie viel dabei gedacht … und dann stellt sich raus, dass die Wahrheit … viel schlimmer ist. Viel schlimmer, als man es sich je hätte vorstellen können, schlimmer, als man es irgendjemandem zugetraut hätte. Schon gar nicht irgendeinem eingebildeten kleinen Bauunternehmer mit einem Liebesnest hinten in seinem verdammten Lieferwagen … der immer mit seinen Fotos.»
Gomer zog seine Zigarettendose hervor und nahm eine Selbstgedrehte heraus. Merrily starrte ihn an.
«Sie
kannten
West?»
Gomer verzog angeekelt die Nase. «Ich würd nicht sagen, dass ich ihn
kannte
, Gott sei Dank – obwohl man das schon nach einer halben Stunde denken konnte, so wie er war.» Er zündete sich die Zigarette an. «War aber ein guter Arbeiter, da konnte man ihm nichts vorwerfen. Hat seine Werkzeuge immer in Ordnung gehalten.»
«Sie sprachen von Fotos?»
«Was ich gesehen hab, waren nur Bilder von seiner Frau ohne Klamotten. Aber
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