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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Leuten, die ihn nicht so gut kennen wie ich.»
    «Ja», sagte sie. «Natürlich. Entschuldigung.» Wenn mitten in der Nacht ein Haus abbrannte, das weit und breit das einzige Gebäude war, befragte die Polizei immer zuerst den Besitzer.
    «Im Moment ist das ein verdächtiger Todesfall, Hochwürden. Die Kriminalpolizei ist informiert, der Pathologe kommt, die Spurensicherung auch. Wir wissen zwar noch nicht,
ob
es ein Verbrechen ist, aber die Vorschriften sind inzwischen ziemlich streng. Wir sind auch bloß noch Fußvolk, wir dürfen nichts mehr anfassen. Wir sind anscheinend nicht schlau genug.»
    «Aber Sie haben   … so was doch schon mal gesehen. Glauben Sie   … ich meine, glauben Sie, er war schon tot, als das Feuer ausbrach?» Sie schluckte; ihr war immer noch übel, sie hatte immer noch diesen fürchterlichen Geruch in der Nase – wie Schweinebraten   –, als hätten sich das Fett und der Rauch in ihren Haaren festgesetzt. Sie verstand genau, warum Gomer lieber im Regen stehen blieb.
    Der Einsatzleiter der Feuerwehr sagte: «Ich
vermute
, dass er   … er muss nah am Brandherd gewesen sein, aber ich vermute, dass der Rauch ihn überwältigt hat, bevor er mitbekommen konnte, was los ist. Ich glaube nicht, dass er gelitten hat, wenn es das ist, was Sie wissen möchten.» Er wandte sich an Gomer. «Die Matratze, Mr.   Parry – war die schon immer in dem Raum?»
    «Hm.» Gomer drehte sich eine Zigarette, ob er sich dessen bewusstwar oder nicht. «Der Junge hat da früher manchmal übernachtet, wenn er Ärger mit Kayleigh hatte.»
    «Aber manchmal nicht allein, hab ich gehört», sagte Cliff.
    «Kann sein. Sie hat ihn manchmal tagelang nicht reingelassen. Ich hab ein Auge zugedrückt. Er hatte damals ja auch so schon genug Probleme. Aber ich hab nicht gewusst, dass er das immer noch macht. Vielleicht ist er manchmal nach Hause gekommen, und dann ist das alles wieder auf ihn eingestürzt, dass sie ihn verlassen hat für diesen Motorradfahrer und sein beklopptes Haus in Cornwall. Und dann   … hat er es vielleicht zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten.»
    Gomer starrte auf den Boden. Merrily fragte sich, wie oft er diese Erfahrung seit letztem Januar selbst gemacht hatte, wenn er nach Hause gekommen war.
    «Aber wenn du denkst   …» Gomer sah Cliff an. «Wenn du denkst, dass Nev Parry heut Abend völlig besoffen hergekommen ist und hier aus Versehen alles abgefackelt hat – vergiss es.»
    «Das hab ich nicht zu entscheiden, Gomer.»
    «Denn ich sag dir jetzt den Namen, und wehe, den vergisst du.»
    «Gomer   –»
    «Roddy Lodge», sagte Gomer. «Roddy Lodge, Landwirtschaftsdienst-Cowboy aus der Nähe von Ross. Geh zu dem Arsch und red mit ihm. Jetzt. Bevor er das verdammte Öl von den Klamotten kriegt. Roddy Lodge. Schreib das auf.»
    Cliff schrieb überhaupt nichts auf. Hinter dem Polizeiauto und Gomers Lieferwagen hielt ein weiteres Auto. «Bestimmt die von der Kripo», sagte der jüngere Polizist, Robbie. «Gerade rechtzeitig zum Frühstück.»
    Merrily hielt sich die Hand vor den Mund.
     
    Üblicherweise sagte man zu den Hinterbliebenen so etwas wie,
Möchten Sie, dass ich ein Gebet spreche? Möchten Sie, dass wir zusammen beten?
    Aber das war nicht immer angemessen.
    Nach ungefähr fünf Kilometern bog Merrily mit Gomers Lieferwagen auf einen Rastplatz ein. Tropfende Äste hingen über die Kühlerhaube. Als sie den Motor abstellte, glitt eine Schleiereule vorbei, fast auf Höhe der Windschutzscheibe, und schien einen Moment lang in der Luft anzuhalten.
    «Warum bleiben Sie stehen, Frau Pfarrer?» Es war das Erste, was Gomer sagte, seit sie losgefahren waren. Bis dahin hatte er nur verbissen geradeaus gestarrt.
    «Ich will Jane anrufen.»
    «Die schläft doch bestimmt.»
    «Das glaube ich nicht, Gomer.»
    «Wollen Sie’s ihr sagen?»
    «Ich glaube, ja.»
    Sie suchte nach ihrem Handy. Nev: Sie hatte ihn eigentlich gar nicht gekannt. Aber irgendwie doch.
    Kein Problem, Frau Pfarrer, da kann Nev sich drum kümmern   … Der verdammte Nev   … hebt ’ne Grube aus, geht weg, kommt wieder, füllt sie auf und vergisst, dass er die Scheißrohre nicht verlegt hat   …
    Ich treff Nev um acht im Lager – man kann gegen den Jungen sagen, was man will, aber egal, was er am Abend vorher gemacht hat, zu spät kommt er nie   …
    Wahrscheinlich, weil er auf dem Betriebsgelände geschlafen hatte.
    Es gab niemanden, dem sie sofort hätten Bescheid sagen müssen. Nevs Mutter und sein Vater   –

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