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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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stellen, den sie selbst provoziert hatte, weil sie so dumm gewesen war, vorm Einschlafen in diesem Buch zu lesen.
    Aber da war noch etwas anderes. In dem Traum war ein Teil von ihr selbst Jane gewesen, und doch war sie auch als Janes Mutter dort gewesen, unsichtbar und unfähig, ihrer Tochter zu helfen.
    Sie wusste, was Jane nicht wissen konnte – sie wusste, was geschehen würde. Was immer und immer wieder geschehen war: Fred und Rose ernährten sich von der Angst anderer.
    Sie betrieben sexuellen Vampirismus.
    Merrily dachte an die Mütter der bekannten Opfer, all die Mütter, die darüber lesen mussten, die Bescheid wussten, die in ihren Träumen mit ihren Töchtern litten, dort, in der schmutzigen, blutverschmierten, nach Sperma riechenden Dunkelheit.
    Im Keller von Fred und Rose, den es nun nicht mehr gab.
    War es vorstellbar, dass, was immer in Fred gewohnt hatte, was immer das Böse aus seinen Augen hatte herausfunkeln lassen   … war es vorstellbar, dass dieses Etwas weitergezogen, auf einen empfänglichen Menschen übergesprungen war – wie die Elektrizität in Roddy Lodges Körper auf dem Hochspannungsmast?
    In einem frischen weißen T-Shirt unter dem Hausmantel ging Merrily noch einmal zu Jane hinauf.
    Jane hatte schon geschlafen, als sie mit Huw kurz nach Mitternacht zurückgekommen war. Hinter der Eingangstür hattensie eine braune Papiertüte gefunden, in der
Das magische Tagebuch von Lynsey D.
und ein Zettel von Lol steckten. Er hatte geschrieben:
Hier steht alles drin, man muss nicht mal zwischen den Zeilen lesen
.
    Als Huw im Gästezimmer schlafen gegangen war, hatte er das Tagebuch mitgenommen. Merrily fragte sich, welche Albträume
er
wohl gehabt hatte.

Teil sechs
    Zahllose Mehrfachmörder haben ausgesagt, dass sie sich in den Händen einer fremden Gewalt gefühlt haben, dass «etwas Seltsames über sie gekommen» sei, dem sie nicht widerstehen konnten   … «Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.» Geistliche wissen es natürlich   …
     
    Brian Master,
She Must Have Known
     
     
    In hundert Jahren werden Hochspannungsmasten nur noch
    als Erinnerungen an das zwanzigste Jahrhundert existieren.
    Irgendwann wird eine neue Generation kommen und Änderungen
    bringen und sich fragen, warum wir nichts getan haben.
     
    Denis Hershaw,
Physikprofessor, Universität von Bristol

43   Vergnügungspalast
    Es lag recht nah am Stadtzentrum von Ross, umgeben von mehreren Antiquitätengeschäften, und war trotzdem nicht leicht zu finden. Die Eingangstür aus Holz war unauffällig, und in dem schmalen Schaufenster lagen keine Bücher aus, sondern nur ein kleines, schon leicht angegilbtes Schild.
     
    Piers Connor-Crewe
    Buchhändler
     
    Frannie Bliss erschien all diese Diskretion höchst interessant. «Por nos . Muss so sein. Wie sollte er sonst genug zum Leben verdienen?»
    «Mundpropaganda», sagte Merrily. «Das Internet. Man kann problemlos ein Monatsgehalt und noch viel mehr in ein Buch stecken.»
    Bliss drückte gegen die Tür. Sie öffnete sich nicht.
    «Versuchen Sie es doch mal mit der Klingel, Frannie.»
    «Hardcore-Porno – das werden Sie schon noch sehen.» Bliss drückte auf einen schwarzen Knopf, der in die weißlackierte Tür eingelassen war. «Ich bin übrigens zum Chef zitiert worden.»
    «Fleming?» Merrily sah hügelaufwärts zur Markthalle, über der sich Wolken zusammenballten wie der Rauch eines Lagerfeuers. Es war kurz vor elf am Vormittag.
    «Es war nur noch eine Frage der Zeit. Will mich um vier heute Nachmittag im Präsidium von Hereford sehen, das ist schon mal ein schlechtes Zeichen – wenn man was Schwerwiegendes zu sagen hat, macht man das am späten Nachmittag. Dann hat das Opfer nicht mehr so viele Handlungsoptionen. Er denkt: ‹Verdammt, ich werd nicht mehr länger den Kopf für ihn hinhalten. Jetzt steht so langsam mal die Suspendierung an.›»
    «Und mit welcher Begründung?»
    «Angeblich hat er gesagt: ‹Wenn Bliss lieber Privatdetektiv werden will, halte ich ihn nicht zurück.› Und er wird noch unheimlich viele andere Gründe finden. Schließlich war ich in dieser Abteilung noch nie die Beliebtheit in Person.»
    «Und was sagt Kirsty dazu?»
    «Kirsty ist gestern Abend weg. Zurück auf den Bauernhof. Mit den Kindern.»
    «Oh Frannie, das   …»
    Die Tür wurde geöffnet. Eine Frau von etwa sechsundzwanzig Jahren stand vor ihnen. «Entschuldigung, wir sind heute ein bisschen spät dran.» Sie hatte ihr kurzes Haar weiß gefärbt und einen silbernen

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