Der Himmel ueber Dem Boesen

ihre Alben, der schleimige Blödmann. Meine Güte, er war doch viel zu
jung
, um alle Alben von Moira Cairns zu haben. Und Lol war inzwischen verschwunden.
    «Woran denkst du denn, Jane?», fragte Prof.
    «Ach, ich   … na ja, ich dachte, es würde ziemlich helfen, wenn Lol eine richtig große Nummer wird. Ich meine, nicht wegen Geld oder Ruhm oder so, sondern
an sich
.»
    Prof Levin legte den Kopf schief. Hinter ihm machte die Cappuccino-Maschine brodelnde Geräusche. «Einen Moment, Schätzchen, bin gleich bei dir», sagte Prof zu der Maschine.
    Jane sagte: «Wenn er richtig berühmt wäre   … na ja, das würde ihm auf keinen Fall zu Kopf steigen, weil   … das würde es einfach nicht.»
    «Ganz deiner Meinung.»
    «Ich meine, wenn er so berühmt wäre, dass die Leute sagen würden: Hey, stimmt das, dass
Lol Robinson
mit so einer Pfarrerin zusammen ist? Ergibt das einen Sinn?»
    «Durchaus.»
    «Es ist ja nicht so, dass
sie
denkt, sie wäre so toll und wichtig, aber
er
denkt das. Er glaubt, dass sie ihm spirituell total überlegen ist – zu gut für ihn, buchstäblich. Wo er doch in Sphären vorgedrungen ist, die wir uns noch nicht mal vorstellen können. Schließlich hat er sich mit richtig Verrückten ausgetauscht, auf einer Ebene, die sogar die meisten Psychiater nie erreichen.»
    Prof sagte freundlich: «Vielleicht versteht sie das ja, Jane. Abervielleicht haben die beiden auch noch ein oder zwei Dinge zu klären, bevor sie ihre Beziehung öffentlich machen.»
    «Ich glaube aber immer noch, dass es gut wäre, wenn er da draußen wär   … da oben. Und er glaubt das wahrscheinlich auch, selbst wenn er niemals   –»
    «Ist ja gut, ist ja gut, Jane.» Prof hob die Hände. «Ich bin
ganz
deiner Meinung.»
    «Also, gibt es noch irgendwas, das wir tun können?»
    Prof schüttelte den Kopf. «Im Moment machen wir erst mal gar nichts. Wir lassen den Dingen einfach ihren Lauf.»
    Eirion redete immer noch auf die schottische Sirene ein. Moira lächelte höflich, aber ihre Aufmerksamkeit war auf die Tür gerichtet – durch die in diesem Moment Lol hereinkam.
    «Und, wo ist deine Mutter jetzt, Jane?», fragte Prof Levin.
    «Sie, äh, arbeitet, glaub ich.»
    Als sie von der Galerie heruntergekommen waren, hatte Jane zu Lol gesagt:
«Ich bin ganz sicher, dass Mom dich heute Abend anrufen wollte. Sie ist in letzter Zeit ein bisschen   … überlastet.»
Lol hatte nur genickt und war raus in die Nacht gegangen, ganz allein, der Alien,
echt
.
    Prof rief Lol zu: «Jane sagt gerade, sie findet, du solltest ein bisschen mehr aus deinem Schneckenhaus rauskommen.»
    «Hab ich gar nicht gesagt.» Jane merkte, dass sie rot wurde, und wandte den Kopf ab.
    Sie hörte Lol sagen: «Würde ich nicht mal bestreiten.» Er kam zu ihnen herüber. «Sag mal, Prof, meinst du, du könntest mich ab und zu entbehren? Ich habe   … ich habe da gerade so einen Teilzeitjob angenommen.»
    «Was denn für einen Teilzeitjob?», fragte Prof freundlich.
    «Was Handwerkliches.» Lol betrachtete seine Gitarristenfinger. «Ich werde natürlich Handschuhe tragen.»
    «Sicher.» Prof wandte sich seiner Cappuccino-Maschine zuund suchte ein paar Tassen zusammen. «Was Handwerkliches ist total passend. Vielleicht kannst du auch noch abends die Bingo-Zahlen ausrufen, damit deine Stimme schneller ruiniert ist.»
    Lol erklärte Jane: «Ich hab Gomer angerufen. Ich hab zwar keinen LK W-Führerschein , aber ich kann ja andere Sachen machen.»
    Jane blinzelte.
«Was?»
    «Nur, um die Aufträge abzuarbeiten, die noch anstehen. Um das Geschäft am Laufen zu halten, bis er sich neu organisiert hat.»
    «Du willst   …» Jane starrte ihn bestürzt an. «Du willst mit   …
Scheiße
arbeiten?»
    An jeden hatte sie gedacht, selbst Eirion hätte Gomer beispringen können, wenn es denn unbedingt sein musste. Jane spürte, dass sie tiefrot anlief. Beschämt. Betrogen.
    Die Cairns warf ihre wunderbaren Haare zurück und lachte ihr heiseres Lachen. «Die therapeutische Kraft von Scheiße», sagte sie, «die ist bisher völlig unterschätzt worden.»
    Immerhin wäre Lol dann nicht mehr in der Nähe dieser Schlampe.
     
    Als sie auf den Parkplatz des Polizeireviers fuhren, sagte Bliss: «Ich werde nicht mal
versuchen
, Sie zu beeinflussen. Das müssen Sie mit Ihrem Gewissen ausmachen, Merrily. Es wird keine Aufnahmen geben, weder Tonband noch Video, und auch sonst keine Tricks. Lassen Sie ihn einfach reden, und dann erzählen Sie mir, so viel oder so wenig Sie