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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sehen möchte, und
ich
würde davon abraten   –»
    «Möchten Sie, dass wir ihn nochmal fragen, Sir?»
    «Nein, das möchte ich nicht. Zu mir hat er jedenfalls nichts von einem Pfarrer gesagt. Sie sollten wirklich in Betracht ziehen, was ich sage: Meinem Klienten geht es
nicht gut

     
    Draußen explodierte Bliss wie ein billiges Feuerwerk, stürmte zischend in die Nacht, bis seine Energie neben einem Auto verpuffte, das vor der Polizeistation stand. Er wirkte, als wünschte er sich die Kraft, seine Faust durch die Windschutzscheibe zu rammen. Oder in das Gesicht des Anwalts von Roddy Lodge, Mr.   Ryan Nye. Er wollte seine glänzende, gesträhnte Frisur zerstören und ihm seine Jarvis-Cocker-Brille wegnehmen.
    «Wissen Sie, was das bedeutet?» Er lehnte sich gegen das Auto. «Das bedeutet, dass wir in Roddys Zelle das Licht anlassen müssen und dass ihn die ganze Nacht lang ein Polizist überwachen muss. Außerdem bedeutet es, dass ich eine Schwester aus der Psychiatrie herschleifen muss. Und wenn ihm irgendwas passiert, bin ich dran.»
    Merrily sagte: «Sie glauben doch aber eigentlich nicht, dass er psychisch krank ist, oder?»
    «Er ist
nicht
psychisch krank. Er ist ein durchtriebenes Arschloch. Und wo kommen bloß immer diese blutsaugenden Mistkerle her? Ist dieser Nye dem Polizeiwagen gefolgt, oder hat ihn irgendjemand engagiert?»
    «Frannie   … Seien Sie vorsichtig, o.   k.?»
     
    Merrily fuhr mit dem Taxi nach Hause. Sie hängte ihren Mantel über den Treppenpfosten und gab der Katze etwas zu fressen. Sie war allein im Pfarrhaus und nervös. Außerdem hatte sie Schuldgefühle, weil sie diesem blitzsauberen jungen Anwalt von Roddy Lodge dafür dankbar war, dass er es ihr erspart hatte, sich mit einem Mann zu unterhalten, der erotische Bilder von toten Frauen an seinen Schlafzimmerwänden hängen hatte.
    Es war fast neun Uhr abends. Um es hinter sich zu bringen, rief sie Pfarrer Jerome Banks an, Landdekan von Ross-on-Wye. Sie hatte ihn als drahtigen Mann in Erinnerung, mit einer schroffen Art, ein ehemaliger Offizier, der zusammen mit James Bull-Davies in Brecon gedient hatte. Wenn Roddy Lodge psychisch beeinträchtigt war, dann dürfte Banks das erkannt haben. Sie erreichte nur seinen Anrufbeantworter und sprach darauf, dass sie es morgen wieder versuchen würde.
    Sie duschte, wusch ihre Haare, dachte an Jane, die mit Lol in Knight’s Frome war, und wünschte, sie wäre ebenfalls dort. Auch nachdem sie ein frisches Messhemd angezogen hatte, fühlte sie sich noch unwohl und beklommen. Sie legte sich den schwarzen Wollschal um die Schultern und wollte gerade zur Kirche hinübergehen, als das Telefon klingelte.
    Es war Pfarrer Jerome Banks. «Ob Roddy Lodge verrückt ist?», sagte er. «Allerdings. Sogar komplett verrückt, würde ich sagen.»

14   Verrücktheit erkennen
    War ihr jemand gefolgt?
    Wenn das Schritte gewesen waren, dann ganz leichte. Vielleicht war es auch nur eine Katze. Manchmal kamen Katzen in die Kirche, einmal war sogar ein Dachs da gewesen. Aber Dachse schlichen nicht, sie waren deutlicher zu hören.
    Merrily saß auf dem Stuhl des ehemaligen Chorleiters, die Hände auf den Knien, eine einzelne kleine Kerze brannte etwa fünf Meter von ihr entfernt auf dem Altar. Von irgendwoher kam ein Luftzug, der die Flamme flackern ließ, sodass die Schatten sanken und wieder emporstiegen.
    Die Kirche von Ledwardine wurde immer kurz nach Einbruch der Dunkelheit abgeschlossen, es sei denn, es stand ein Gottesdienst oder eine Versammlung an. Merrily war durch den Seiteneingang hereingekommen, dessen Schlüssel man immerhin drehen konnte, ohne die Kraft beider Hände zu benötigen. Entgegen aller guten Ratschläge hatte sie hinter sich nicht wieder abgeschlossen. Es war absolut grundlegend, dass sie sich hier geschützt fühlte, in diesem großen mittelalterlichen, nächtlich ruhenden Kraftwerk, oder worum ging es hier sonst?
    Wahrscheinlich waren es gar keine Schritte gewesen. Nach einem Tag wie diesem schien die Welt voller Einbildungen und Rätsel. Einen fröstelnden Moment lang rief sich Merrily die Bilder all der zum Lächeln erstarrten Münder ins Gedächtnis, die an Roddy Lodges Schlafzimmerwänden hingen, dann ließ sie diese Gedanken verblassen und sprach das Vaterunser. Abgesehen davon, dass sie noch im Fall Lynsey Davies aussagen musste, hatte sie mit den Ermittlungen jetzt wahrscheinlich nichts mehr zu tun.
    Andererseits – wie sollte sie nichts mehr damit zu tun haben, wo sie

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