Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman

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entfernt hat, dass eine anglikanische Exorzistin –»
    «Beraterin für spirituelle Grenzfragen.»
    «Vielleicht ist es ein bisschen so, als ginge man ohne die nötigen Impfungen in einen unbekannten Dschungel.
Beraterin für spirituelle Grenzfragen
. Mein Gott, diese rückgratlosen Typen können noch nicht mal ehrlich sagen, was sie meinen.»
    Lol blieb auf der Brücke stehen. Der Frome schäumte und spuckte; es war nicht der Fluss, den er zu kennen glaubte.
    Vom anderen Ufer aus sagte Moira: «Ich habe heute mit diesem manchmal richtig kratzbürstigen Geistlichen zu Mittag gegessen, Simon St. John. Er ist ein ernstzunehmendes Medium, hat sein ganzes Leben lang Vorahnungen gehabt, Erscheinungen, alles. Aber er betrachtet das immer noch als eine Art Krankheit – und die Kirche von England als sein Sanatorium.»
    Lol war auf Moiras Seite des Ufers angekommen. Im Licht derTaschenlampe konnte er sehen, dass der ausgefranste Saum ihres Mantels im Matsch hing; aber das schien ihr nichts auszumachen.
    «Simon und ich haben über dein Problem geredet – über die Notwendigkeit, wieder richtig auf die Bühne zu gehen. Wir konnten uns dich ehrlich gesagt nicht mitten im Dorfleben vorstellen, wie du in deinem Alien-Sweatshirt die Pasteten herumreichst und dann mit deiner Boswell-Gitarre aufs Podium gehst, um für die Gemeindemitglieder total gehemmt ein paar Nummern zu spielen. Simon hat gesagt, wenn er an Merrilys Stelle wäre, könnten die seinetwegen ihre Spitzengardinen fressen. Aber er ist ja auch ein Mann.»
    Und zwar die Sorte Mann, dachte Lol, die sich einen Dreck darum scherte, den Anschein zu wahren, und die auch noch damit durchkam. Merrily schien wegen allem Probleme zu kriegen.
    «Na ja, eine Lösung haben wir auch nicht gefunden. Obwohl Simon gesagt hat, es wäre eine Schande, wenn ihr beide es nicht schafft,
gerade
wegen ihres Jobs … dieser einsame Weg voller Zweifel. Sie braucht jemanden um sich, der in der Lage ist, Verrücktheit zu erkennen.»
    «Danke.»
    «Und was die Kleine betrifft …»
    «Jane?» Sie waren am Speicher angekommen, das Licht fiel auf die Stufen. «Ich glaube, da gibt es ein Problem, Lol. Sie ist kein glückliches Kind. Vielleicht liege ich falsch, aber ich habe nicht den Eindruck.»

    Merrily zerrte den schwarzen Sack hinter sich her ins Pfarrhaus – es war ein normaler Herefordshire-Plastikmüllsack. Sie hatte unter der Sicherheitslampe über der Kirchentür einen Blick hineingeworfen und ihn dann schnell zugemacht, indem sie den Sack mehrmals um sich selbst gedreht hatte.
    Sie schloss die Haustür und lehnte sich keuchend dagegen.Sie fühlte sich, als würde etwas um sie herum immer neue Kreise der Verrücktheit ziehen. Sie wusste nicht, ob sie die Polizei heute Abend anrufen sollte oder …
    Morgen. Sie würde sie morgen anrufen. Sie musste darüber schlafen. Sie musste schlafen, Punkt.
    Nur, dass Jane noch nicht zu Hause war. Sie war spät dran – sie hatte gesagt, sie wäre gegen elf wieder da, weil Eirion dann zurück nach Abergavenny musste, und es war schon zwanzig nach. Na gut, sie war noch nicht
viel
zu spät; vielleicht sollte sie noch zehn Minuten warten, bevor sie Lol im Studio anrief und fragte, wann sie losgefahren war.
    Merrily ließ den Müllsack in der Eingangshalle stehen, ging in die Küche und holte die antiseptische Creme. Sie hob ihr Messhemd, und zum Vorschein kamen Knie, die so aussahen wie Janes Knie als Kind, wenn sie vom Spielen nach Hause kam. Sie schmierte ein bisschen Creme darauf und verzichtete auf ein Pflaster. Sie stellte den Kessel auf den Herd, zündete sich eine Zigarette an und starrte einen Moment lang durch die offene Küchentür auf den Druck von Holman Hunts
Das Licht der Welt
, den Onkel Ted ihr zum Einzug geschenkt und den sie in der Eingangshalle aufgehängt hatte. Ein müder und desillusionierter Jesus, der schmerzvoll lächelte:
Ich halte die Lampe hoch, aber ich erwarte nicht im Ernst, dass ihr mir folgt.
    Sie dachte:
Verdammte Scheiße
, ging in die Eingangshalle und holte den Sack, den jemand im Mittelgang der Kirche hatte liegenlassen. Jemand, der die Kirche betreten hatte, während sie betete, der den Müllsack dort gelassen hatte und davongeschlichen war, sodass sie darüber fallen musste. Sie hatte auf den Steinfliesen gesessen, die Klumpen in dem Sack befühlt und an Roddy Lodge und tote Körper gedacht.
    Jetzt leerte sie den Inhalt auf den Küchentisch. Sie starrte den Haufen an und versuchte zu lachen. Das