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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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zusammengehalten.
    «Merrily.» Mrs.   Box lächelte ihr anmutiges Lächeln, diese gertenschlanke Frau mit der seidigen Stimme, das ehemalige Model, dem gegenüber man sich immer reizlos und schludrig fühlte. «Sie hätten sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können. Ich wollte gerade zu meinen Morgengebeten aufbrechen. Jetzt können wir zusammen gehen.»
    «Oh.»
Sie hat mich erwartet. Sie wusste, dass ich kommen würde.
    Merrily machte kehrt, um die Stufen hinunterzugehen, und dachte, sie gingen in die Kirche. Aber Jenny Box war schon im dämmrigen Inneren des alten Hauses verschwunden.
    «Kommen Sie, Merrily. Ich habe mich schon danach gesehnt, das mal jemandem zu zeigen, der es wirklich versteht.»
     
    Gomer lehnte sich auf dem Minibagger halb aufgerichtet nach vorn wie ein Reiter im Steigbügel, um zu sehen, was zum Vorschein kommen würde. «Vorsichtig, Junge. Nicht zerkratzen.»
    Da der Tank zum größten Teil unter der Erde gelegen hatte und mit dickem Gummi beschichtet zu sein schien, würden ihm ein paar Kratzer kaum etwas anhaben können. Aber das hier war Gomers Sache, Gomers Welt.
    Lol benutzte die Spitze der Schaufel wie einen Spachtel und schob die Lehmbrocken sorgsam zur Seite. Auf diese Weise hatten sie auch den ersten Efflapure ausgehoben, einen großen Gummibehälter voll mit menschlichem Abfall. Sie waren langsam und behutsam vorgegangen, als könnte der Tank wie eine gigantische Landmine in einer Woge von Schrapnellsplittern und Scheiße explodieren. Man konnte den Tank nicht heben, ohne ihn zuerst zu entleeren, und da sie keinen passenden Tankwagen hatten, mussten sie sich eben daruntergraben. Lol stand bis zur Taille in dem Loch, seine Jeans waren vollkommen durchnässt, weil er keine Plastikhose hatte anziehen wollen.
    Außerhalb des Lochs war bereits Vormittag, aber die Sonnesah aus wie ein weichgekochtes Ei. Über dem langen Feld hinter dem Gartenzaun und den Hügeln oberhalb von Underhowle hingen immer noch verschwommene Nebelfetzen.
    Lol hatte noch nie zuvor von Underhowle gehört, er kannte die Gegend nicht, war auch noch nie im Forest of Dean gewesen, der, wie Andy Mumford sagte, auf der anderen Seite des Hügels begann. Aber obwohl er diese Region nicht kannte, fühlte er sich ihr verbunden, spürte ihre Säfte, nahm ihren Geruch war. Alles hier war erdig und kräftig, aber es war, zum Glück, gleichzeitig auch irgendwie unwirklich: Middleearth. Gomer-Land.
    Mumford stand über ihm und schützte seinen Anzug vor Matschspuren. Als hätte er auf irgendeiner mentalen Polizei-Wellenlänge Lols Gedanken empfangen, flüsterte er laut in das Loch: «Wenn Sie abgesehen von Gottes Erde irgendwas sehen oder riechen, Mr.   Robinson, kommen Sie schnellstens raus, und wir holen die Weißen.»
    Womit er die Gerichtsmediziner in ihren weißen Overalls meinte. So lange würden sie zu dritt sein: zwei erfahrene Profis und ein kümmerlicher kleiner Sänger mit Muskeln wie Wackelpudding, dessen Gitarrenfinger tief im Morast steckten. Gomer-Land. Vielleicht nur Zentimeter davon entfernt, dem Tod ins Gehege zu kommen.
    Das wäre dann Merrily-Land.
    «Riechen?»
Mr.   Sandford, in dessen Garten sie hier waren, hatte fasziniert zugesehen, aber jetzt fuhr er alarmiert zurück. «Wieso das denn, ich dachte, das wäre nur eine Formalität. Inspector Bliss hat am Telefon gesagt, das sei nur   –»
    «Ja, Sir, das ist auch richtig, da bin ich sicher», sagte Mumford.
    «Sind Sie nicht! Sie glauben, da drunter liegt» – aus Mr.   Sandfords ebenmäßigem Gesicht wich die Farbe – «eine Leiche, verdammt!»
    «Mike?»
Auf der Veranda des Bungalows tauchte in ungeeignetenSandalen die blonde Ehefrau auf. «Mike, oh, du meine Güte   …» Vor Gloss schimmernde Lippen wurden angeekelt zusammengepresst. «Es geht
doch
um diese Melanie Pullman, oder? Die suchen nach Melanie Pullmans Leiche. Oh, bitte,
nicht hier

    «Wieso? Weißt du irgendetwas, von dem du uns nichts erzählt hast?» Sandford winkte seine Frau weg und wandte sich von dem Loch ab, als könnte es sich urplötzlich vergrößern und ihn verschlucken. Er war ungefähr in Lols Alter, trug eine Trainingshose und Turnschuhe: Wochenendkleidung. Er hatte ihnen gesagt, dass er für diese Aktion einen halben Tag freigenommen hatte.
    «Bitte beruhigen Sie sich, Sir», sagte Mumford in seiner schwerfälligen, bäuerlichen Art. «Wie ich schon sagte, Ihr Tank ist nur einer von vielen, die wir im Laufe des Tages überprüfen werden.»
    Genauer gesagt

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