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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sechs, wie Lol gehört hatte. Dieses war der erste – erst kürzlich eingebaut und weniger als einen Kilometer von Underhowle entfernt, wo dieser Roddy Lodge lebte. Von Gomer hatte Lol eine Menge über Lodge erfahren: Lügner, Hochstapler, unfähiger Installateur von überteuerten Abwassersystemen. Der Mann, der Nev umgebracht hatte. Und eine Frau.
    Sie waren hier, um nach Nummer drei zu suchen. Warum sollte man das abstreiten?
    «So was erwartet man ja schließlich nicht.» Mr.   Sandford hatte sich nervös wieder dem Loch zugewandt. Seine Frau war zurück ins Haus gegangen; sie würde ein paar Freundinnen anrufen, um sich abzureagieren, dachte Lol. So verbreitete sich Panik. Besonnenheit würde in dem nächsten Haus, in das sie kamen, sicher nicht mehr herrschen.
    «Nein», sagte Lol, «so was erwartet man nicht.»
    «Da zieht man aus der verdammten Stadt raus, sucht sich einen Ort, an dem die Kinder einen sicheren Schulweg haben, und wenn man dann denkt, man hätte ihn gefunden   …» Mr.   Sandfordnickte in Richtung des freiliegenden Tanks. «Wie lange dauert es noch, bis Sie Bescheid wissen?»
    Lol schüttelte den Kopf. Die Grube, die Gomer zu beiden Seiten des Efflapures ausgehoben hatte, war so groß, dass er sich um den Tank herumbewegen konnte. Er drehte den Spaten um, hielt ihn mit beiden Händen knapp über dem Blatt und begann die Erde abzukratzen.
    «Sie arbeiten in der Nähe?», fragte er Mr.   Sandford – hauptsächlich, um seine eigene Nervosität zu überspielen, denn wenn da unten irgendwas Totes war, dann würde er wahrscheinlich sehr nah drankommen.
    «Computerbranche», sagte Mr.   Sandford.
    «Ja?» Lol roch vorsichtig an der Erde: Fäulnis, ja – aber pflanzlich, bestimmt nichts anderes. Gomer hatte grimmig gesagt:
«Du wirst es augenblicklich wissen, Junge, wenn du was findest . »
Als wäre er sicher, dass sie fündig werden würden.
    «Sind Sie nicht von hier?», fragte Mr.   Sandford.
    «Nein.» Lol stocherte versuchsweise in dem feinen Kies, der sich unter dem Tank befand.
    «Dann wissen Sie nicht, dass das hier das kommende Silicon Valley ist.»
    «Haben Sie einen eigenen Betrieb?»
    «Ich selbst nicht. Das Genie ist Chris Cody. Hat den ganzen Ort vor einem langsamen Tod bewahrt. Siebzehn neue Arbeitsplätze allein dieses Jahr, wenn Sie die Teilzeitstellen für Reinigungskräfte mitzählen. Das ist hier eine ganze Menge. Und das ist erst der Anfang.»
    «Geht es da um Softw-?» Lol prallte zurück, als sein Spaten im Kies etwas fand. Schwarz. Konnte ein Schuh sein. Er sah Gomer an.
    «Auch.» Sandford hatte nichts bemerkt. «Wir bauen Computer. Im Moment sind Kindercomputer die große Sache.»
    Es war ein Rohr, nur ein dickes schwarzes Rohr.
    «Ich dachte   …» Lol atmete tief ein, unsicher, ob er erleichtert war, denn ein Schuh wäre vermutlich nicht das Erschreckendste gewesen, auf das man zuerst stoßen konnte. «Ich dachte, Kinder können das alles schon. Gibt doch schon Achtjährige, die sich ins Weiße Haus hacken und so.»
    «Nein, hier geht es um
kleine
Kinder. Einfache Computer für Vierjährige, Dreijährige und noch Kleinere. Die erlernen das spielerisch, und wenn sie dann zur Schule kommen, können sie schon mit Computern umgehen, und die meisten können auch lesen und schreiben. Dadurch sind sie anderen Kindern mehrere Jahre voraus. Phantastisch. Es mag hier ja etwas heruntergekommen aussehen, aber dieser Ort hier ist die Zukunft, weil   –»
    «Gut.» Gomer sprang vom Bagger und warf seine Zigarette in den Matsch. «Ich komm jetzt da runter, Junge.»
    «Sicher, Gomer?» Lol war schon aus der Grube gestiegen, ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter.
    «Aber so etwas hätte man
nicht
erwartet», sagte Mr.   Sandford und betrachtete den Efflapure, als würden sie die Hölle selbst aus seinem Garten ausgraben.
     
    «Vorsicht.» Jenny Box zog in ihrer eichengetäfelten Halle den Teppich beiseite, unter dem eine Luke zum Vorschein kam.
    «Chapel House   …», sagte Merrily. «Heißt das   …?»
    «Nicht mal die Makler haben versucht, was draus zu machen», sagte Mrs.   Box. «Sie haben das einfach für einen kleinen Keller gehalten – ‹Weinkeller› haben sie es genannt   –, sie dachten wohl, das spricht die Leute, die sich für das Haus interessieren, eher an.»
    Sie zog einen Bolzen zur Seite und legte ihre schlanken Finger um einen schwarzen gusseisernen Ring. «Die Luke ist wohl viktorianisch, das haben sie als Besonderheit dargestellt, aber den

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