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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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von Bedeutung.»
    «Nein.»
    «Ich habe sofort gemerkt, dass da etwas ist. Ich habe den Keller komplett ausgeräumt und stundenlang den Boden geschrubbt – das war das erste Mal seit sehr vielen Jahren, dass ich einen Boden geschrubbt habe. Es schien   … wichtig zu sein, das zu tun. Als würde man die Füße von   …» Sie brach ab und lächelte fast verlegen. «Offenbar wurden hier sogar einmal Kohlen gelagert. Die Wände waren ziemlich dreckig. Also hab ich sie auch geschrubbt, und dabei ist das Kreuz erschienen.»
    Merrily sah sich um.
    «Oh, es ist jetzt nicht da.» Jenny Brown zündete ein Streichholz an. «Es ist wieder verschwunden. Das tut mir sehr leid. Ich habe eines Tages die Wand geschrubbt, und dabei fiel Putz ab, und es blieb die perfekte Form eines Kreuzes übrig, aber als ich am nächsten Morgen wieder herunterkam, war der restliche Putz auch noch abgefallen. Es war für niemand anderen gedacht.» Sie suchte Merrilys Blick. «Es sollte sich
mir
zeigen», sagte sie. «Ver stehen Sie?»
    Merrily sagte nichts. Das war hier nicht der Ort, um skeptisch zu sein. Obwohl es immer noch kalt war, schien keine Luft hereinzudringen, und als Mrs.   Box die Kerzen anzündete, erhoben sich elegant ihre Flammen und beleuchteten das Bild über dem Altar. Merrily erkannte einen stürmischen Himmel über einem Kirchturm und die Figur aus weißem Rauch, die die Gewitterwolken teilte und, wie jetzt deutlich zu erkennen war, ein blankes Schwert in der Hand hielt.
    «Es ist nicht ganz treffend», sagte Jenny Box. «Eine Freundin von mir hat es in London gemalt. Sie ist Modedesignerin, deshalb ist das Ganze ein bisschen glatt geraten, aber sie hat das, was ich ihr vorgegeben habe, so gut sie konnte, umgesetzt.»
    «Ist es ein Engel?»
    «Jemand hat gesagt, es muss der Erzengel Uriel sein, der mit dem flammenden Schwert, vielleicht ist da was dran. Ich wünschte, ich hätte es selbst malen können, aber darin war ich nie besonders gut. Das Einzige, was ich machen konnte, war, die Wände zu streichen.»
    Es war schwer vorstellbar, wie Jenny Box im Overall schwitzte und sich auf ihrer zarten Haut diese unvermeidlichen Farbkleckse ansammelten.
    «Ich konnte ja niemand anderen hier hereinlassen. Nicht, nachdem mir klargeworden war, was es vorher gewesen ist. Ich konnte doch nicht irgendwelche ordinären Typen hier drin rauchen und fluchen lassen, oder?»
    Jenny Box lächelte auf Merrily herunter. Ihr schwarzes Kleid wirkte schlicht und klösterlich, abgesehen von der Art und Weise, wie das samtene Band locker um ihre Hüfte spielte. In diesem Moment war Merrily vollkommen sicher, dass es diese Frau war, die das Geld in der Kirche gelassen hatte, unprätentiös im schwarzen Plastikmüllsack. Und im nächsten Moment erkannte sie den Kirchturm auf dem Bild. Und die bewaldeten Hügel dahinter.
    «Das ist   …»
    «Oh,
der
Teil ist sehr gut getroffen», sagte Mrs.   Box. «Ich habe ihr ein paar schöne Postkarten gegeben, nach denen sie arbeiten konnte.»
    Merrily betrachtete das Bild mit prüfendem Blick. Es war ungefähr einen halben Meter mal einen Meter groß, in einem schlichten mattweißen Holzrahmen. Es sah jetzt fast surreal aus, wie ein Magritte – die Kirche mit scharfen Kanten, fast fotografisch genau, auch in den Wolken waren keine Pinselstriche zu erkennen. Wahrscheinlich mit Airbrush gemalt – sehr professionell. Sie wandte sich um, weil sie eine einfache Frage stellen wollte:
Was bedeutet dieses Bild?
    Jenny Box hatte sich auf die Eichenbank gesetzt, ihre Hände im Schoß gefaltet, und ihr Gesicht sah aus wie das einer von Rembrandt gemalten Heiligen.
    Merrily erkannte, dass die Frage nicht nötig sein würde.
     
    Drei Tanks hatten sie gehoben, aber bisher nichts gefunden. Die Sandfords und zwei andere Hausbesitzer waren erleichtert, Mumford frustriert. Sie hatten sich fast im Kreis um Underhowle herumbewegt, waren aber nicht im Ort selbst gewesen. Der letzte Efflapure war plötzlich zurück in seine Grube gerutscht, und Lol hatte sich den Fußknöchel verstaucht, als er zur Seite sprang.
    «Einen noch», sagte Mumford, «und dann werden wir’s wohl für heute bewenden lassen.» Als hätte
er
die ganze Zeit gegraben.
    Beim letzten Haus hatten ein paar neugierige Leute aus dem Dorf dabeigestanden und dieses bemitleidenswerte Paar aus Monmouth, dessen neunzehnjährige Tochter seit fünf Monaten vermisst wurde. Ein Bekannter aus Ross hatte ihnen erzählt, dass ein Mann festgenommen worden war und die Polizei

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