Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman

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ich sogar meine Fleece-Jacke und Stulpen anhabe.»
    «Danke.»
    «Sag mal, wie weit bist du vom nächsten Computer weg?»
    «Lichtjahre», sagte Eirion.
    «Könntest du für mich was über jemanden rausfinden? Im Internet? Erinnerst du dich an Jenny Driscoll? So eine Schmalzige mit ganz sanfter Stimme. Die hat diese beschissenen Shows über Mode und Dekoration und Typveränderungen und so gemacht, die mitten am Tag liefen.»
    «Die, die ich immer gucke, um meine weibliche Seite zu finden.»
    «Irene, das ist –»
    «Ja, ich weiß, wen du meinst. Sieht ganz nett aus.»
    «Du stehst echt auf ältere Damen, oder? Dafür gibt’s doch ein Wort.»
    «Und die wohnt in deinem Dorf?»
    «Wer hat das denn gesagt?»
    «Du.»
    «Gott, ging es mir so schlecht? Irene, hör mal, das klingt … das klingt jetzt ziemlich dumm. Aber diese Frau, diese Driscoll – oder Mrs. Box, wie sie sich jetzt nennt –, die hat Mom in den Fängen.»
    «Soll heißen?»
    «Weiß ich auch nicht, aber es hat irgendwas mit religiöser Besessenheit zu tun. Vielleicht ist sie auch nur auf der Suche nach Aufmerksamkeit, ich würde in diesem Stadium lieber noch keine endgültige Meinung äußern, aber sie behauptet – das hat sie Mom erzählt, o. k.? –, dass sie ein mystisches Erlebnis gehabt hat.In dem ein Engel vorkam. Im Himmel, über der Kirche – unserer Kirche. Lach nicht. Und sie hat eine Kapelle in ihrem Haus – so eine Art Schrein, unterirdisch, und sie hat Mom da mit runtergenommen, und da gab’s Weihrauch und Kerzen und so. Und natürlich reagiert Mom in der spirituell angemessenen, korrekten Art und Weise.»
    «Und du glaubst,
das hier
wäre eine andere Welt», sagte Eirion.
    «Das ist kein Witz. Es ist noch nicht mal lustig, und zwar aus mindestens einem sehr bizarren Grund, von dem ich dir leider nichts erzählen darf, also frag mich bitte nicht danach. Aber ich glaube nicht, dass diese Frau irgendeine Art … mystische Erfahrung hatte und – Irene, bist du noch da?»
    «Ja. Ich … Jane, das ist immer noch aktuell, oder? Du bist immer noch …»
    «Hä?»
    «Dein … diese ganze Dunkle-Nacht-der-Seele-Sache. Wenn vor ein paar Monaten jemand behauptet hätte, im Umkreis von hundert Kilometern von Ledwardine einen Engel gesehen zu haben, wärst du so aufgeregt gewesen, dass du die ganze Nacht wach geblieben wärst, und zwar mit einer Videokamera bewaffnet.»
    «Ja, also, darüber bin ich weg, klar? Das war erbärmlich, und ich bin drüber weg. Mit der Scheiße kann man sein Leben verschwenden.»
    «Ich glaube nicht, dass du das ernst meinst, Jane.»
    «Woher willst du denn so genau wissen, was ich meine?»
    Eirion seufzte. «Was soll ich denn nun rausfinden?»
    «Alles. Was mit ihrer Ehe passiert ist. Warum sie nicht mehr im Fernsehen ist. Den ganzen niederträchtigen Tratsch, den man im Internet eben so findet.»
    «Ich soll also in der Scheiße wühlen.»
    «Hilf mir einfach, Eirion.»
    Stille.
Ich hab ihn Eirion genannt
, dachte Jane erschrocken.
    «Möchtest du auch gleich jeden Dreck, den ich über Moira Cairns finden kann?», sagte er.
    «Das ist nicht fair.»
    «Nein», sagte er. «Tut mir leid.»
    Eirion klang aber nicht, als würde es ihm leidtun. Er klang irgendwie enttäuscht.

    Eine Menschenmenge hatte sich angesammelt, so wie Menschenmengen das eben tun. Plötzlich war sie da.
    Lol wusste nicht, wie viele Leute im Umkreis von Underhowle wohnten, aber mindestens siebzig von ihnen waren jetzt da. Ungefähr vierzig standen nur zehn Meter von dem Mast entfernt, als hätten sie Eintrittskarten gekauft. Es waren nicht genug Polizisten da, um sie zu vertreiben – als hätte die Polizei nicht so schon genug zu tun.
    Frannie Bliss ging um den Mast herum. Seine Nervosität war ihm deutlich anzusehen. Lol entdeckte Leute, die Fotoapparate in den Händen hatten. Bliss legte die Hände trichterförmig um den Mund. Plötzlich schien um ihn herum ein weißes Licht auf – jemand hatte einen dieser Weitstrahler mitgebracht.
    «Roddy. Hören Sie mich? Ich bin Inspector Bliss. Frannie Bliss.»
    Roddy Lodge hatte sich zurück auf den Metallarm gezogen und klammerte sich an das Rückgrat des skelettartigen Masts. Die Wolken hatten sich verzogen, und die Stahlträger leuchteten vor dem oblatenhaften Mond weiß wie Knochen.
    «Roddy, hören Sie mich?»
    Bliss musste gegen das Raunen der Menge ankämpfen, aber die Stimme vom Mast dröhnte scharf durch die Luft.
    «NEIN!»
    Wie ein Loch, das in eine aufgeblasene