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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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du hingegangen? Wo warst du am Montagabend?»
    «DAS WIIIIISSEN SIE DOCH!» Ein qualvolles Brüllen.
    Gomer riss sich die Zigarette aus dem Mund. «Sag es, Junge! Sag es nochmal. Wo genau bist du an dem Abend gewesen? Sag das den Leuten hier.»
    Stille. Die Lichtstrahlen trafen sich wie Suchscheinwerfer. Gomer wartete, wippte auf den Hacken im Matsch vor und zurück.
    «ICH HAB ES GETAN!»
    «Was? Wo?»
    «ICH HAB IHN VERBRANNT! ICH   … HAB IHN GEGRILLT . »
Ein schrilles Kichern, tremolierende Schreie.
«ICH HAB DEN VERDAMMTEN ARSCH IN SEINEM EIGENEN FETT GEGRILLT!»
    Bliss war bei Gomer angekommen und zog ihn weg. «Meine Güte, was wollen Sie denn –?»
    «DAS
WIIIIISSEN SIE
DOCH !»
    «Ich will die verdammte Wahrheit rausfinden. Was mehr ist, als ihr geschafft habt. Und ich sag Ihnen, es ist nicht   …»
    «ICH   … HAB   …» Roddy Lodge balancierte langsam auf dem Querarm des Mastes, die Arme ausgestreckt wie ein Hochseilartist. Nicht weit über ihm hing einer der Isolatoren des zweiten Arms, dessen Glaskörper in einem kalten Grün glommen. Die Kerze des Todes.
    «ICH HAB SIE
ALLE
ERLEDIGT!»
    Bliss’ Kopf fuhr herum. Die Hände zu Fäusten geballt. Gomer stand einfach da und starrte auf den Boden. Beide waren jetzt im Schatten, die Taschenlampen waren alle auf den Mast gerichtet. Lol konnte, sogar von seinem Standpunkt aus, sehen, dass Lodge grinste.
    «ICH HAB   …» Er schwankte. «ICH HAB DIE GANZEN FRAUEN ERLEDIGT! ICH HAB LYNSEY ERLEDIGT! ICH HAB   … HAB MEL ERLEDIGT! HÖRT IHR MICH? ICH HAB SIE ALLE ERLEDIGT! ICH HAB DIES WALISISCHE MÄDCHEN ERLEDIGT! ICH HAB   … ICH HAB MEHR ERLEDIGT, ALS IHR AHNT. DENN   …»
    Bliss stand da, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Roddy streckte die Arme nach oben, als wollte er nach dem Wind und der Nacht greifen.
    «DENN ICH BIN DER TEUFEL! ICH BIN SATAN! ICH BIN DER GRÖSSTE SERIENMÖRDER, DEN ES JE GEGEBEN HAT!
HÖRT IHR MICH?
ICH HÄTTE AUCH DIE VERDAMMTE   … VERDAMMTE
MADONNA
ERLEDIGT! DENN ICH BIN DIE NUMMER EINS, VERSTEHT IHR   …
ICH BIN DIE VERDAMMTE NUMMER EIN S ! »
    Die Stille legte sich auf sie wie eine Abdeckplane. Lol bemerktein der Menge zu seinem Entsetzen plötzlich etwas, das weniger eine Befürchtung war als eine aktive Vorahnung.
    Und gleichzeitig hörte er jemanden weinen, ein heiseres, blubberndes Geräusch, während der Regen stärker wurde.
    Eine ferne Sirene – der Krankenwagen oder die Feuerwehr. Lol sah, wie Gomer sich, auf den Boden schauend, langsam von dem Mast entfernte. Der Wind hatte nachgelassen. Es lag eine dichte, wächserne Stille in der Luft.
    Einer der Polizisten lachte unsicher. «Das sind die meisten Zeugen aller Zeiten, Chef. Wenn er auf der Anklagebank sitzt   –»
    Lol hörte Sam Hall ganz ruhig sagen: «Das wird er wohl kaum.»
    Gomer war bei ihnen angekommen und brummelte: «Wir graben Löcher, das ist unser Job. Das hier ist jetzt nicht mehr unsere Sache.»
    Seine Stimme zitterte. Lol hatte Gomers Stimme noch nie zittern hören, nicht mal vor Ärger. «Wir sind nich auf eine öffentliche Hinrichtung aus. Wir graben nur Löcher.»
    Er ging weiter, den Weg neben der Werkstatt entlang. Lol folgte ihm mit dem Spaten in der Hand. Am Ende des Weges blickte er sich um und sah Roddy Lodge auf der Mitte des Querarms stehen, die Hände erhoben, als wären da im Nachthimmel Hände, die darauf warteten, nach seinen zu greifen.
    Lol glaubte später nicht, dass er gesehen oder gehört hatte, was als Nächstes geschah; vielleicht radierte sein Gedächtnis den Moment einfach aus. Alles, was er wahrnahm, war, dass in Roddys Bungalow die Lichter ausgingen.

20   Stadion-Rock
    Sie schienen ungefähr zur selben Zeit aufgewacht zu sein, in der Stille der frühen Morgenstunden. Merrily spürte, wie ihm, durch eine Berührung, wieder bewusst wurde, dass sie da war, in diesem merkwürdigen Bett, in dieser fremden Kammer mit den Fachwerkwänden, die ihr ebenfalls fremd schien – sie hatte hier noch nie geschlafen, die Luft war anders, die Geräusche in den Wänden hörten sich anders an.
    Und es war das erste Mal, dass sie die Nacht zusammen verbracht hatten, ohne Sex zu haben.
    Nicht, dass sie schon oft zusammen geschlafen hätten. Bedauernswert selten sogar, seit sie es im Sommer zum ersten Mal getan hatten.
    Es getan hatten
.
    Hier lag sie, siebenunddreißig Jahre alt, und dachte an Sex, mit einer beinahe teenagerhaften Freude am Verbotenen und am Abenteuer: zwei Jugendliche in einem kleinen, abgelegenen Zimmer

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