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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Underhowle gebracht hatte, wie viel Lodge ihm im Verhörraum überhaupt erzählt hatte. Offensichtlich hatte Lodge mehrere Morde begangen, aber hatte er irgendeinen Hinweis auf das
Warum
gegeben? Serienmörder wurden inzwischen als eigene Gattung betrachtet, ihre Motive wurden als zweitrangig erachtet. Sie waren fleischfressende Dschungelpflanzen, dabei beließ man es, männliche Raubtiere, die junge Frauen erlegten, die einfach so begrapscht werden konnten, zum Zeitvertreib.
    Lass es dabei
. Merrily sah auf den alten Leuchtziffernwecker auf der Fensterbank; sie wollte nicht verschlafen, damit Jane sie am Morgen nicht entdeckte   … auch wenn ihre Tochter sicher hocherfreut wäre.
    Mist, es
war
ja schon Morgen. In drei Minuten würde es vier Uhr sein.
    Plötzlich sagte Lol: «Er hat mir leidgetan.»
    «Bliss?»
    «Lodge.» Lols Stimme klang, als wäre er weit weg. Sein Arm, in dem sie lag, wurde schlaff. «Das ist nicht richtig, oder? Wie kann man mit einem Mann Mitleid haben, der Frauen umgebracht hat?»
    Merrily sagte: «Das ist   … etwas Christliches.»
    Abgedroschen.
    «
Empathie», sagte Lol. «Ich hab ihn da oben gesehen, und ich glaubte zu fühlen, was er fühlte. Oder es hat sich von selbst vermittelt. Es war wie beim Stadion-Rock. All die Lichter. Pink Floyd oder so. Verrückt.»
    Oder so
. Merrily sagte: «Wann ist der Gig?»
    «Oh. Nächste Woche. Mittwoch.»
    «Warum hast du mir nichts davon erzählt?»
    «Ich   … Falls   …»
    «Du meinst, du überlegst, ob du es überhaupt machen sollst.»
    «Es ist ein Moira-Cairns-Konzert. Was anderes steht nicht auf den Plakaten. Es würde überhaupt niemand merken.»
    «Ich werde ein paar Tickets organisieren.»
    «Brauchst du nicht. Ich kann dir welche besorgen. Hast du sie schon mal im Konzert gesehen? Es lohnt sich.»
    Sie.
    «
Ich möchte die Karten aber kaufen», sagte sie, «von meinem mageren Gehalt.»
    «Merrily   –»
    «Pst.»
    Sie verabredeten, dass er in der Kammer bleiben würde, bis Jane weg war, und sich dann unauffällig durch den Obstgarten davonmachte, um bei Gomer sein Auto abzuholen. Niemand würde etwas bemerken. Merrily war den Tränen nah.
    «Warum hast du das eigentlich gemacht? Warum hast du angeboten, Gomer zu helfen?»
    «Ich mag Gomer.»
    Sie griff nach seiner Hand; sie fühlte sich an wie halbtrockener Beton. «Wahrscheinlich wirst du tagelang nicht Gitarre spielen können.» Sie versteifte sich. «Gerade deshalb, oder?»
    Er küsste ihre nackte Schulter. «Und ich habe gespürt, dass die Leute wollten, dass er stirbt. Ich hatte das sichere Gefühl, dass die Leute ihn sterben sehen wollten.»
    Lol seufzte, als wäre das etwas gewesen, das er loswerden musste. Merrily wollte gerade etwas sagen, als sie feststellte, dass er eingeschlafen war.
    Sie küsste ihn auf die Stirn und fragte sich, ob er von Roddy Lodge träumte. Oder von Moira Cairns.

Teil vier
    I am glowing radioactive
    We draw
    Beams around the world
     
    Super Furry Animals
    Rings Around the World

21   Ikone
    Während ihrer Predigt am folgenden Sonntag wurde Merrily klar, dass es noch nicht vorbei war – dass Roddy Lodge, obwohl er tot war, noch in ihrem Leben war.
    Sie war am Morgen gegen fünf Uhr aufgewacht, nachdem sie ihren wiederkehrenden Traum gehabt hatte: den, in dem sie plötzlich feststellte, dass sie in einem Haus wohnte, in dem es ein Stockwerk mehr gab, als sie immer gedacht hatte. Und im obersten Stock war etwas Fürchterliches, und sie wusste, sie würde hinaufgehen und sich ihm allein stellen müssen.
    Sie bewegte sich sehr langsam die Treppe hinauf. Die Angst vor dem obersten Stockwerk wurde noch dadurch verstärkt, dass sie unfähig war umzukehren – in Träumen schien es immer ausgeschlossen zu sein umzukehren. Plötzlich sah sie den dunklen obersten Treppenabsatz vor sich, und dann war sie oben, und die erste unbekannte Tür war direkt vor ihr, und darunter blitzte ein Lichtstreifen hervor wie ein schmales Grinsen aus eisiger, violetter Helligkeit.
    Das genügte. Merrily fuhr erschrocken aus dem Traum hoch und hatte das dringende Bedürfnis, umarmt zu werden. Doch sie war allein in dem großen Bett.
    Allein.
    Zwei Nächte nachdem Lol da gewesen war, war sie in dasfünfte Schlafzimmer gegangen und hatte in dem Einzelbett geschlafen, das sie geteilt hatten, bevor sie niedergeschlagen in ihr eigenes, größeres Schlafzimmer zurückkehrte.
Traurig, was?
    Und verwirrt und unglücklich fühlte sie sich auch, denn jetzt lebte sie tatsächlich in

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