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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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sich um.
    Das neue Dach war von innen mit Holz verkleidet und verlieh der zukünftigen Romantik-Suite einen ganz besonderen Charme. Auch das Fachwerk hatte Andi gut herausgearbeitet. Vor ihrem inneren Auge sah Kati bereits die aufgearbeiteten Möbel hier oben stehen, kombiniert mit leichten Stoffgardinen in lindgrün oder taubenblau.
    «Du hast hier einen wirklich tollen Job gemacht», sagte sie. «Eigentlich unbezahlbar.»
    Andi winkte ab. «Hat Spaß gemacht.» Und wie immer, wenn er etwas verlegen war, fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare.
    «Tja, dann will ich dich nicht länger stören», sagte Kati, «ich kann das Fenster für die Gardinen auch später noch ausmessen.»
    Andi griff nach seiner Thermoskanne. «Willst du einen Schluck Kaffee?», fragte er.
    Sie zuckte mit den Schultern. Schließlich setzte sie sich unsicher auf einen Hocker, den Andi vermutlich zum Zuschneiden der Fußleisten benutzt hatte.
    Bobby legte sich zu ihren Füßen und wedelte auffordernd mit dem Schwanz. Während Kati dankbar um die Ablenkung den Hund streichelte, reichte Andi ihr den Becher der Thermoskanne. Er tat dies mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass Kati ohne zu zögern zugriff.
    Anschließend schob er mit dem Fuß eine Kiste Wasser heran und holte in aller Seelenruhe eine Flasche nach der anderen heraus, um dann direkt neben Kati auf der umgedrehten Kiste Platz zu nehmen.
    Sie schwiegen eine Zeitlang, und Kati fragte sich schon, was sie hier eigentlich tat, als Andi sich plötzlich räusperte.
    «Was erwartest du eigentlich von mir?», fragte er unvermittelt. «Dass ich dich auf Knien um Verzeihung bitte für etwas, das ich nicht getan habe?»
    Kati ließ vor Schreck den Becher fallen. Der Kaffee spritzte auf die frisch verlegten Dielen, und es gab einen hässlichen Fleck auf dem hellen Holz.
    «Mist, auch das noch!», fluchte sie und begann, hektisch mit einem herumliegenden Lappen auf dem Boden herumzuwischen.
    «Den Dielen macht das nichts», erklärte Andi gelassen und half ihr wieder auf den Hocker.
    Auffordernd sah er sie an.
    Kati musste an Jules Tagebuch denken und daran, was sie in den Zeilen der Schwester über jene Zeit erfahren hatte. Bedächtig ließ sie den leeren Becher zwischen ihren Händen hin und her wandern.
    «Ich … ich dachte immer», begann sie zögerlich. «Ich dachte immer, dass das alles nicht passiert wäre … also, dass Jule nicht gestorben wäre, wenn du sie nicht betrogen hättest … und dass du für ihren Tod verantwortlich bist.»
    Instinktiv sprach sie aus, was ihr schon so lange unter den Nägeln brannte. Und es überraschte sie, wie ruhig sie dabei innerlich blieb.
    «Ich meine, ich hab dich doch gesehen … mit dieser Blonden damals. Saskia. Eng umschlungen und wild knutschend … Hätte ich das etwa für mich behalten müssen? Hätte ich Jule nichts sagen sollen?»
    «Dabei war ich ihr gar nicht untreu», sagte Andi wie zu sich selbst. «Jule und ich hatten uns ja längst getrennt, als das mit Saskia anfing. Wir hatten einen Streit … Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr, worum es dabei ging.» Kraftlos zuckte er mit den Schultern. «Aber ich habe sicher meinen Beitrag zu allem geleistet, und im Grunde habe ich es vermutlich auch nicht besser verdient, als von dir jahrelang zum Sündenbock gemacht worden zu sein.»
    Kati runzelte die Stirn und wollte widersprechen, als Andi schon fortfuhr.
    «Mein Gewissen sagt mir jedenfalls, ich hätte Jule noch deutlicher klarmachen müssen, dass es für uns keine gemeinsame Zukunft geben würde.»
    «Dann bringst du Jule also immer noch Blumen ans Grab, weil dich Schuldgefühle quälen?»
    Andi sah sie überrascht an, dann verschwamm sein Blick und ging ins Leere.
    «Als ich das Feuer bemerkte, bin ich sofort in die Werkstatt gerannt. Die Flammen waren überall, und der Rauch biss mir in die Augen. Und dann sah ich Jule, wie sie auf dem Boden lag und –» Er stockte. Seine Augen wurden glasig. «Ich habe versucht, sie da rauszuholen, habe mich zu ihr vorgekämpft. Aber es war zu spät … Die Rauchvergiftung …»
    «Ja», sagte Kati, «aber Jule hat das Feuer gelegt und –»
    Sie erschrak. Diese Worte laut auszusprechen, hieß, sie als Wahrheit zu akzeptieren.
    Trotzdem wollte sie ihn trösten, ihm sagen, dass ihre Schwester ein impulsiver Mensch war, ein Mensch, der für seine Taten selbst verantwortlich war. Aber sie fand die richtigen Worte nicht. Vielleicht weil ihr selbst vieles erst jetzt klar

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