Der Himmel über Garmisch (German Edition)
»Verdammt, ich hätte ihn vor dem Haus umlegen sollen. Der erschießt glatt die alte Frau!«
»Dann wären wir jetzt beide tot. Und Ula dazu«, sagte Carlo. »Das weißt du.«
»Ja ja. Schon klar.« Hardy nickte, ohne ihn anzusehen.
»Was hat Iwan mit den Leichen vor?«
»Keine Ahnung. Ich will es auch gar nicht wissen. Wir haben sie in sein Auto geladen. Denen wird schon was einfallen. Wahrscheinlich haben die Erfahrung.«
»Wie viel Stoff habt ihr gefunden?«
»Fünfundzwanzig Kilo, schätz ich mal, schon portioniert. Hat er natürlich mitgenommen. Außerdem einen Schuhkarton mit kleinen Scheinen.«
»Was ist mit deiner Waffe?«
»Die muss ich loswerden. Ist registriert.«
»Fräs die Nummer raus und wirf sie in die Loisach. Führt ziemlich viel Wasser im Moment.«
»Ich brauch eine neue. Willst du Ula sagen, was passiert ist?«
»Nein. Niemandem werden wir es sagen.«
»Wie wird es jetzt weitergehen?«
»Ich denke, wir bekommen einen neuen Lieferanten. Und dessen Konditionen werden nicht gut sein.«
»Den Tschechen wird das nicht gefallen, wenn sie aus dem Geschäft gedrängt werden.«
»Nein.« Carlos Kiefer mahlten. »Wir werden massiv Ärger kriegen in Nürnberg. Ich muss dringend mit Gunther reden.«
»Du wirst es ihm erklären müssen.«
»Ja. Irgendwie. Es wird ihm nicht gefallen.«
»Wir müssen zurück«, sagte Hardy.
»Ja.«
»Wann?«
Carlo zögerte. »Wir können das Fest nicht absagen. Aber danach.«
»Warum hat Boris diese Frau eigentlich nicht schon längst erledigt, wenn er sie kannte?«, fragte Hardy.
»Er muss das sowieso vorgehabt haben. Und gestern hat er die Gelegenheit ergriffen, die wir ihm geboten haben. Ohne zu zögern.«
»Er ist schnell«, sagte Hardy.
»Ja«, sagte Carlo und trank von seinem Cognac. »Wie ich früher.«
ACHT
Schwemmer schlappte im Morgenmantel die Treppe hinunter und entdeckte erfreut, dass seine Frau nicht nur Semmeln und Sonntagszeitung besorgt hatte, sondern dass ein komplettes Frühstück auf dem Esstisch in der Küche stand.
»Du bist ein Engel.«
»Da könntest du recht haben«, sagte sie.
Er setzte sich und schenkte sich Kaffee ein.
»Spiegelei?«, fragte sie.
»Lieber gekocht.«
Burgl hantierte an Herd und Kühlschrank. Er griff nach der Zeitung und überflog den Hauptteil, während er seinen ersten Kaffee trank. Er freute sich auf eine Honigsemmel zum weich gekochten Ei. Zum zweiten Becher Kaffee nahm er sich den Sport vor, für den er entschieden mehr Zeit aufzubringen gedachte als für die Politik.
»Das Wetter heute ist fast noch besser als gestern«, sagte Burgl.
Schwemmer schwieg und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber ihr heiterer Ton alarmierte ihn.
»Wir könnten noch eine Tour machen.«
Schwemmer räusperte sich und las konzentriert weiter die Details der Systemumstellung bei Eintracht Frankfurt.
»Die gestern mussten wir ja abbrechen.«
Schwemmer ließ die Zeitung sinken. »Was soll das denn heißen? Waren wir oben oder nicht?«
»Ja, aber runter bist du gefahren.«
»Das war so geplant«, protestierte er. »Nur, dass ich vorgefahren bin.«
» Ich bin gelaufen.«
»Na toll. Du weißt, dass mein Knie bergab nicht kann.«
»Ich bin sogar von der Talstation heimgelaufen.«
»Ach herrje. Warum rufst du dir kein Taxi?«
Die Eieruhr schrillte und beendete das Gespräch bei Gleichstand, wie es ihm vorkam. Das Ei war perfekt, und die Honigsemmel vergoldete den Morgen noch weiter. Zehn Minuten war Ruhe.
»Heute kommt Théo«, sagte Burgl dann.
»Aha«, sagte Schwemmer.
»Sollen wir die beiden nicht mal treffen, solange er hier ist?«
»Mhm«, sagte Schwemmer, während er las, dass die Verletztenmisere des SC Freiburg nicht enden wollte.
»Ich hab Karin versprochen, sie anzurufen.«
»Tu das«, sagte Schwemmer.
»Er kommt so gegen Mittag. Sie will dann zuerst mal mit ihm durch den Ort bummeln.«
»Heute? Sonntag bei dem Wetter? Da treten sie sich doch auf die Füße. Ich wette, dass Stau ist von Eschenlohe bis Farchant.« Er nahm noch eine Semmel und bestrich sie mit Butter. Abwägend blickte er auf den Schinken und die Leberwurst, entschied sich dann für Roastbeef. »Haben wir Remoulade?«, fragte er.
»Kühlschrank«, erhielt er zur Antwort. Mit einem Seufzen stand er auf. Die Engelphase war für heute offenbar vorüber.
»Ich meine, heute haben wir Zeit«, sagte Burgl.
»Wofür?«, fragte er und verstrich die Remoulade auf seiner Roastbeefsemmel.
»Uns mit Karin und Théo zu
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