Der himmlische Weihnachtshund
bist ein erfolgreicher Geschäftsmann, ungebunden. Du kannst leben, wie du willst. Ich habe kein Recht, dich dafür zu verurteilen.« Schon wollte sie Keks zurück auf seinen Schoß heben, um aufzustehen, doch er legte ihr rasch eine Hand auf den Arm.
»Weißt du noch, wie ich mal die Idee hatte, einfach einen Rucksack zu packen und abzuhauen, weil ich nicht mit meinen Eltern in den Skiurlaub fahren, sondern lieber hier mit dir Schneemänner bauen wollte? Du hast mit mir geschimpft und gesagt, ich wäre verrückt, wenn ich mir so einen spannenden Urlaub entgehen ließe. Dass viele Kinder nie Skifahren lernen dürften, weil ihre Eltern kein Geld dafür hätten. Du hast mir befohlen, mindestens fünfzig Fotos zu machen, die ich dir dann nach dem Urlaub zeigen sollte.« Er lächelte bei der Erinnerung. »Ich glaube, es waren am Ende hundert Fotos, nicht wahr? Und du wolltest, dass ich dir auf dem Hügel hinter eurem Haus zeige, wie man Ski fährt.«
Als Fiona sich ebenfalls erinnerte, lächelte auch sie, schüttelte aber gleichzeitig den Kopf. »Das hat doch nichts mit deinem heutigen Leben zu tun.«
»Doch, in gewisser Weise schon«, widersprach er, und sein Gesichtsausdruck wurde ernst. »Ich habe mich wahrscheinlich einfach dem Leben angepasst, das meine Eltern führen und auch für mich vorgesehen hatten.«
»Was ist falsch daran?«, fragte sie verlegen.
Er legte den Kopf schräg und musterte sie eingehend. »Sag du es mir.«
In diesem Moment öffnete jemand die Haustür; Schritte wurden laut. Keks fuhr auf und sprang mit einem Satz von Fionas Schoß. Wild bellend schoss sie zur Tür hinaus.
Wer ist da? O nein, Linda! Was willst du denn hier? Du
kommst gerade ganz unpassend. Geh wieder weg. Weg,
hörst du?
Keks bellte wie verrückt.
»Hilfe, Michael, fang diesen Köter ein!«, schrie Linda entsetzt.
Michael sprang auf und eilte in die Diele. »Hey, Keks,hör auf damit! Was soll das denn? Schluss jetzt, ab ins Wohnzimmer!« Nachdem er die Aufmerksamkeit der Hündin auf sich gelenkt hatte, deutete er streng hinter sich.
Mit einer Mischung aus Jaulen und Knurren trollte Keks sich zurück ins Wohnzimmer. Linda folgte ihr zögernd. »Hab ich nicht gesagt, dass sie mich nicht leiden kann?«, fauchte sie. »So geht das jedenfalls nicht … Oh, guten Abend.« Überrascht blieb sie mitten im Raum stehen, als sie Fiona erblickte. Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen, das jedoch nicht ihre Augen erreichte. »Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Linda Kreuzbacher.«
Rasch stand Fiona auf und ergriff die Hand der attraktiven Blondine. »Guten Abend. Ich bin Fiona Maier.«
»Ach, die Tierärztin!« Linda musterte sie unverhohlen. »Wie ich hörte, kennen Sie und Micha sich schon aus dem Kindergarten.«
»Ja, stimmt.« Fiona nickte.
»Dann habt ihr euch bestimmt eine Menge zu erzählen. Vielleicht können wir ja mal alle gemeinsam zu Abend essen. Was meinst du, Schatz?« Linda warf Michael ein strahlendes Lächeln zu. »Wäre das nicht nett?«
Fiona räusperte sich verhalten. Sie hatte die Botschaft der anderen Frau sofort verstanden und beschloss, dass es an der Zeit war, das Feld zu räumen. »Ja, von mir aus gern irgendwann. Jetzt muss ich aber los. Ich wollte ja sowieso nur wegen des Tierheims Bescheid geben.« Sie nickte Michael zu. »Also dann … ich wünsche dir … euch noch einen schönen Abend.«
Michael blickte etwas ratlos zwischen Linda und ihr hin und her. Als sie bereits an der Tür war, eilte er ihr nach und hielt sie auf, indem er sie am Arm berührte. »Du musst doch nicht gleich weglaufen«, sagte er leise. »Ich würde gerne … «
»Ich laufe nicht weg«, korrigierte Fiona ihn und zwang sich zu einem Lächeln. »Ich habe noch etwas zu tun. Denk bitte daran, dich morgen beim Tierheim zu melden. Bis bald mal!« Sie hob kurz die Hand zum Gruß und machte, dass sie fortkam.
»Verflixt!«
»Was meinst du?« Linda trat dicht hinter Michael und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Gereizt drehte er sich zu ihr um. »Was willst du denn hier?«
»Wie bitte?« Sichtlich irritiert ließ sie die Hand wieder sinken und starrte ihn an.
Mit Mühe riss er sich zusammen und atmete durch. »Entschuldige, Linda. Ich wollte dich nicht … « Noch einmal blickte er zur Straße, doch Fiona war bereits verschwunden. Resignierend schloss er die Haustür. »Ich hätte mich gerne noch ein bisschen länger mit Fiona unterhalten«, sagte er.
Auf Lindas Gesicht erschien wieder ein Lächeln.
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